Buchtipp

Leben und Werk der Hetty Beauchamp, Roman von J.L. Carr, Übersetzung aus dem Englischen von Monika Köpfer, Dumont Verlag, 240 Seiten, 22 Euro

Ethel ist ein 18-jähriges Mädchen aus dem Osten Englands, einem unattraktiven Landstrich: „Zwiebelfelder, Kartoffel- und Rübenäcker, meilenweit heckenlose flache Eintönigkeit“. Der einzige Lichtblick ist der Literaturunterricht bei Miss Braceburn, die ihren Eleven die Poesie des 19. Jahrhunderts ebenso nahe zu bringen weiß, wie die korrekte Verwendung von Adjektiven und Satzzeichen. Nach einem heftigen Streit mit ihrem cholerischen Vater Mr. Birtwisle erfährt die Jugendliche, dass sie als Baby von den Birtwisles adoptiert wurde. Ihre Adoptivmutter rät ihr dazu, das Haus und den Ort zu verlassen. Von nun an reist Ethel unter dem Namen Hetty Beauchamp nach Birmingham von dem Wunsch getrieben, ihre richtige Mutter zu suchen. Sie findet Zuflucht in der Pension der exzentrischen und umwerfend liebenswerten Rose Gilpin-Jones, die ihr eine mütterliche Freundin wird. Einige, der dort wohnenden Dauergäste kennt der Carr-Leser bereits aus früheren Werken, wie die junge Pädagogin Mrs Foxborrow, die jetzt alt und wunderlich geworden Gespräche mit ihrem verstorbenen Ehemann führt. Eine der anrührendsten Figuren ist der in Würde gealterte Mr. Peplow, mit dem Hetty gerne Tee trinkt und den sie nachts Gedichte aufsagen hört, womit er sich von den Schmerzen in seinen Beinen abzulenken versucht. Wird es der Heldin gelingen ihre Mutter zu finden? Und was dann? Wieder weiß J.L. Carr seine Leser mit brillanten Dialogen und Wortwitz, aber auch mit klugen Gedanken zu unterhalten. Ein Buch für Liebhaber von englischer Literatur und britischen Humor. Sehr lesenswert! Erhältlich in allen Buchhandlungen.



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