Geschichten rund um den Turm

Als „Verschönerungsverein“ gegründet und als „TiK“ aufgelöst
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Nach 160 Jahren endet die Geschichte eines Vereins, der sicher nicht der größte, aber einer der ältesten und traditionsreichsten war. Er geht auf das Jahr 1862, also den noch in der nassauischen Zeit gegründeten „Verschönerungsverein“ zurück. Hanna Feldmann hat in einem Beitrag zum 125-jährigen Jubiläum des Verkehrsvereins dessen Entwicklungen festgehalten, die folgend stark gekürzt zusammengefasst sind. Turner und Sänger waren demnach damals die ersten, die sich Gedanken darüber machten, wie Kronberg für Gäste interessant gemacht werden könnte. Die Sänger des Männergesangvereins 1860 stifteten die erste Straßenbeleuchtung, pflanzten Linden in der Eichenstraße und Kastanien am Kronthaler Weg. Es wurden Bänke aufgestellt und der Weg für Gäste aus dem nahen Kron-thal verschönert. Die Turner organisierten im Jahr 1874 die erste freiwillige Feuerwehr und erhöhten damit den Schutz der Bevölkerung vor Brandgefahr.

Kein Bettzeug im Fenster

Übrigens: Es durfte wegen der Gäste nach 8 Uhr morgens kein Bettzeug mehr in den Fenstern ausgelegt werden. Als im Jahr 1874 die Eisenbahnlinie eingeweiht wurde, war das zugleich auch eine der Sternstunden für den Fremdenverkehr in der Stadt und der Verschönerungsverein beeilte sich, den Sommergästen Zimmer zu vermieten. Er stand zudem in hohem Ansehen der Kaiserin Friedrich, die sogar die Schirmherrschaft übernahm. Das Haus Hessen setzte diese kaiserliche Tradition sogar fort. Prinzessin Margarethe, die jüngste Tochter der Kaiserin und Ehefrau des späteren Landgrafen Friedrich Karl von Hessen, erbte nicht nur Schloss Friedrichshof, sondern verstand sich zugleich auch als Erbin der vielen Verpflichtungen und Ehrenämter der Kaiserin, eben auch für den Verschönerungsverein. Dieser und auch der Taunusklub hatten sich schon vor den Bemühungen der Kaiserin sehr lange um den Erhalt der Burg bemüht. Als die Burgkapelle – dort hielt die katholische Gemeinde bis ins Jahr 1877 ihre Gottesdienste ab – zu verfallen drohte, ergriffen die beiden Vereine die Initiative. Aufgrund der finanziellen Unterstützung vieler Bürger konnte sie wenigstens vor dem drohenden Abriss bewahrt werden. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie bei einem Luftangriff zerstört, sie brannte aus. Aufgebaut wurde dann wieder der Chorraum als kleine Kapelle. Dort befinden sich auch die Grablegen der Familie von Hessen, für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Diese Überschrift trug eine Fremdenliste mit den Namen der Gäste, die regelmäßig im Sommer erschienen ist. Das war allerdings mehr Schein als Sein, denn Kronberg war eher ein Ziel für Sommerfrischler. Die vielen Frankfurter und Frankfurterinnen wussten die Annehmlichkeiten des Naherholungsgebietes vor den Toren ihrer Stadt durchaus zu schätzen. Der Verschönerungsverein beließ es daher nicht bei den Fremdenlisten und gab eine kleine Werbeschrift mit dem Titel „Luftkurort Cronberg im Taunus“ heraus. Darin aufgeführt wurden renommierte Hotels, gute Gaststätten, Wanderrouten und bequeme Spazierwege sowie Hinweise auf lohnende Aussichtspunkte. Als im Jahr 1902 das Kaiser-Friedrich-Denkmal enthüllt wurde, war auch der namensgleiche Park fast angelegt. Später wurde er in Stadtparkt umbenannt und schließlich in den heutigen Victoriapark. Damit war ein neuer Anreiz für die Gäste gesetzt, zumal auch der Bahnhof in unmittelbarer Nähe zum Park ist.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 bedeutete schwere Einschnitte und Zwangspausen für die Vereine. Die strengen Bestimmungen der französischen Besatzungsmacht ließen in den Nachkriegsjahren Vereinsarbeit nur in einem ganz geringen Maße zu.

Im Jahr 1920 fusionierten der Taunusklub und der Verschönerungsverein, beide Vereine hatten die gleichen Ziele und Bestrebungen: Die Verbesserung des Wegenetzes, die deutlichen Markierungen von Wanderwegen, den Erhalt der Ruhebänke und der Aussichtstempel. Die Aktivitäten waren auf den Naherholungsbereich beschränkt. Allerdings sollte der Fremdenverkehr wieder angekurbelt werden, das entpuppte sich als ein mühsamer Prozess. Die Idee von einem „Luftkurort“ klang zwar gut, ließ sich jedoch nicht so leicht umsetzen. Der Vorsprung, den die anderen Erholungsorte bereits hatten, war nicht so leicht aufzuholen. Ein neu gegründeter „Verkehrsverein“ sollte daher in allen Bedürfnissen und Organisationsfragen vermitteln. Am 26. Juni 1926 wurde er aus der Taufe gehoben mit dem Fernziel eines Luftkurortes Kronberg. Wer nicht mitzog, war die Stadt Kronberg, die ganz andere Pläne hatte und nicht bereit war, die Werbeaktivitäten des neuen Vereins zu unterstützen.

Steuerkräftige Kreise

Das Argument: „Die Stadt ist vor allem bestrebt, steuerkräftige Kreise anzusiedeln und legt keinen großen Wert auf den Ausbau des Fremdenverkehrs.“ Damit stand der junge „Verkehrsverein“ vor dem Aus. Der alte Verschönerungsverein arbeitete mit dem Taunusklub weiter und die Stadt zog es vor, sich bei jeglicher Werbung zurückzuhalten, eine Ausnahme machte allerdings das Schwimmbad, das im Rahmen der Arbeitsbeschaffung für Erwerbslose gebaut wurde.

Als es im Jahr 1929 eröffnet wurde, war es wohl der Stolz der Stadt. Aber einmal ausgesprochen blieb die Idee von einem „Luftkurort“ erhalten.

Neubeginn im Jahr 1934 Tatsächlich wurde in diesem Jahr der neue „Kur- und Verkehrsverein“ gegründet mit dem Ziel, endlich „Bad Kronberg“ zu werden. Stadt und Verkehrsverein arbeiteten zusammen und unternahmen gemeinsam große Anstrengungen, um dafür die Voraussetzungen zu schaffen. Die Werbetrommel wurde eifrig gerührt – und die Gästezahl stieg. Täglich wurde zu einer festgesetzten Zeit in der Turnhalle das als heilkräftig anerkannte Kronthaler Wasser ausgeschenkt, an der Ecke Katharinenstraße – Schulgarten wurde im Jahr 1946 ein Kiosk errichtet, in das der Wasserausschank hin verlegt wurde und sogar ein Kurhaus wurde geplant: Das Haus Winter in der Heinrich-Winter-Straße, einst Wohnsitz des gleichnamigen Malers, war in städtischen Besitz übergegangen. Alle Bemühungen waren vergeblich – zur Anerkennung als Badeort kam es nicht. Stattdessen gab es für die Gäste ein reiches Veranstaltungsangebot, etwa Kurkonzerte, Tanztees oder festliche Bälle. Mitverantwortlich dafür war auch der Heimatforscher und -dichter Wilhelm Jung, der zusammen mit dem Kur- und Verkehrsverein die „Thäler Kerb“ wieder aufleben ließ. Seit Jahrzehnten ist der „Kerbemittwoch“ den „Thälern“ vorbehalten. Bis ins Jahr 1939 hinein wurde das Fest in kleinem Rahmen gefeiert, heute zieht es jährlich Tausende an.

Zweiter Weltkrieg

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 setzte allem ein jähes Ende. Länger als drei Wochen durfte kein Gast mehr beherbergt werden, alle zur Verfügung stehenden Betten in Hotels und Pensionen mussten für Bombengeschädigte und Evakuierte freigehalten werden, später kamen noch die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten hinzu.

Der Wiederaufbau in der Nachkriegszeit und die wirtschaftlichen Notlagen ließen keine Spielräume zu. Noch Jahre danach – wer sollte an Feriengäste oder gar einen Kurbetrieb denken? (hmz)



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