Handwerker und CDU haken nach in Sachen Handwerkerdorf

Kronberg (pu) – Vor etwas über einem Jahr ging ein Teil der Kronberger Handwerkerschaft in aller Eindringlichkeit an die Öffentlichkeit, um auf ihnen unter den Nägeln brennende existenzbedrohende Sorgen aufmerksam zu machen.

Ausgangslage

„Seit Jahren machen wir wiederholt auf fehlende Expansionsmöglichkeiten aufmerksam – bisher leider ohne durchschlagenden Erfolg. Nun fordern wir von der Politik, dass sie endlich Gas gibt und Abhilfe durch die Entwicklung weiterer Flächen für produzierendes Gewerbe in Kronberg schafft“, lenkten Moritz Feger (Betriebsführer der Weidmann & Feger GmbH) und Joachim Schulte (Inhaber Schulte Bauzentrum Rhein-Main GmbH) im Namen weiterer Handwerksbetriebe, die sich zusammengeschlossen haben, um ihrer Forderung mehr Nachdruck zu verleihen, den Blick auf die seit Jahren bestehende Problematik. Nach ihrem bisherigem Kenntnisstand suchen derzeit rund zehn Kronberger Handwerksbetriebe händeringend Gewerbeflächen, von insgesamt rund 25.000 benötigten Quadratmetern ist die Rede.

Finger in der Wunde

Der städtische Wirtschaftsförderer Andreas Bloching kennt die Sorgen und Nöte der Handwerker. Schon kurz nach seinem Amtsantritt im April 2014 hatte er seiner Hoffnung auf Einsicht der politischen Entscheidungsträger und deren Unterstützung bei der Suche nach Flächen für erweiterungswillige, aber auch neu anzusiedelnde Unternehmen zum Ausdruck gebracht. Sein damaliges Versprechen „den Finger immer wieder in die Wunde zu legen und auf die Notwendigkeit hinzuweisen, in die Pötte zu kommen, da es Unternehmen gibt, die längst an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen sind und sich notgedrungen mit Abwanderungsgedanken tragen“, erneuert Bloching seither gebetsmühlenartig.

Bekenntnis

In der Folge erneuerten Sozialdemokraten und Christdemokraten ihre Bereitschaft sich „mit aller Kraft für das Gewerbe und Handwerk in Kronberg einsetzen“, der Antrag der CDU-Fraktion 5148/2018 Gewerbeflächen zur Deckung des Erweiterungsbedarfs Kronberger Handwerksbetriebe – Handwerkerdorf wurde in der Stadtverordnetenversammlung vom 13. September 2018 mehrheitlich angenommen. Mit diesem Antrag beauftragte die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat, nach vorheriger Bedarfsanalyse, zu prüfen, welche Gewerbeflächen zur Deckung des Erweiterungsbedarfs Kronberger Handwerksbetriebe geeignet sind und perspektivisch zur Verfügung gestellt werden können. Da das Ergebnis der Prüfung der Stadtverordnetenversammlung spätestens sechs Monate nach Antragsbeschluss vorliegen sollte und seit Ablauf der Frist am 13. März davon keine Spur ist, hakt die CDU-Fraktion aktuell nach, wann damit zu rechnen sei.

Schweres Terrain

Auch die Handwerkerschaft machte im Verlauf der jüngsten BDS-Jahreshauptversammlung (siehe auch weiteren Bericht in dieser Ausgabe) erneut ihrer Unzufriedenheit Luft ob der langwierigen Entscheidungsprozesse und nach wie vor fehlender Verbindlichkeit.

Bei allem Verständnis für deren Sorgen und Nöte warb Erster Stadtrat Robert Siedler (parteilos) seinerseits um Verständnis, dass diesbezügliche Entscheidungen ihrer Zeit bedürfen. „Wir wollen sie nach besten Kräften begleiten, doch wir betreten sehr schweres Terrain und die Mühlen mahlen leider langsam!“

Drei Flächen

Nach wie vor seien die drei bekannten Flächen im Gespräch, „mit denen wir ins Rennen gehen wollen“. Dabei handelt es sich um die direkt an der Landesstraße 3005 gelegene circa 3,6 Hektar große Fläche „Kronberger Hang“ am südlichsten Ende des Stadtgebiets, die im Flächennutzungsplan des Umlandverbandes bereits als Gewerbefläche vermerkt war. Wie dem SEK-Bericht zu entnehmen ist, wurde sie durch die Stadt zurückgegeben. Neben dieser Fläche stehen außerdem das Gewerbegebiet „Am Auernberg“ (4,8 Hektar) und die Gewerbepotentialfläche Oberhöchstadt Süd II (7,2 Hektar) als mögliche Alternativen im Fokus.

Sachstand

Siedler zufolge fanden jüngst Kommunalgespräche mit dem federführenden Planungsverband statt, darüber hinaus seien floristische und faunistische Voruntersuchungen geplant, „bevor wir in die Politik gehen!“ Alle müssten sich im Klaren darüber sein, „es sind dicke Bretter zu bohren, aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir versuchen mit einer Fläche vorab ins Rennen zu gehen!“

Signale, die von den betroffenen Handwerkern in der Erwartung registriert werden, dass den Worten Taten folgen, nachdem es lange Zeit den Anschein hatte, weder Stellenwert noch Bedürfnisse der Kronberger Handwerkerschaft in Sachen notwendiger Rahmenbedingungen sind einem Großteil der einheimischen Bevölkerung noch der Politik bekannt. Dabei stellen die Betriebe direkt vor der Haustür eine ganze Reihe Arbeitsplätze zur Verfügung und zählen mit zu den Säulen der Gewerbesteuereinnahmen der Stadt. Etliche der Beschäftigten leisten darüber hinaus in Vereinen und in den Feuerwehren tatkräftigen Einsatz für das Gemeinwohl.

„Die Kronberger CDU unterstützt die Kronberger Handwerker bei dieser Suche“, unterstreicht deren Fraktionsvorsitzender Andreas Becker. „Die Kronberger Handwerksbetriebe leisten einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren unserer Stadtgesellschaft. Sie bieten dringend benötigte Ausbildungsplätze an und ermöglichen somit gerade jungen Kronbergerinnen und Kronbergern, vor Ort einen sinnvollen und zukunftssicheren Beruf zu erlernen und später auch auszuüben. Weiterhin werden viele ehrenamtliche Tätigkeiten sowie Tätigkeiten in Vereinen und deren Unterstützung traditionell von Kronberger Handwerkern und ihren Betrieben übernommen“, stellt er heraus.

Die Zeit drängt“, erklärt der CDU-Stadtverordnete Stefan Möller mit Nachdruck. Viele Handwerker würden seit langem auf diese Antwort warten. „Sie wollen expandieren und für die Zukunft planen, finden aber in Kronberg keine geeignete Fläche, während die umliegenden Städte Oberursel, Steinbach oder Eschborn mit größeren Gewerbeflächenentwicklungen und attraktiven Bedingungen werben. Wenn wir jetzt nichts anbieten können, werden einige der Kronberger Traditionsbetrieben abwandern müssen.“



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