Kronberg bewirbt sich um das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“

Kronberg (hmz) – Was in vielen deutschen Städten in den vergangenen zehn Jahren längst umgesetzt worden ist, kam jetzt auch durch den Antrag von Bündnis90/Die Grünen im Kronberger Stadtparlament auf den Tisch: Der Magistrat wurde gebeten, mit dem Kölner Verein „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“ Gespräche aufzunehmen und eine Vereinbarung mit dem Ziel zu unterzeichnen, die Taunusstadt zu einer zertifiziert kinderfreundlichen Kommune zu machen. Der Jugendrat der Stadt Kronberg sollte während des gesamten Prozesses eine wichtige Rolle spielen.

Die Kinderfreundlichkeit in Kronberg war und ist ein Anliegen von Schulen, Kitas, Kindergärten, Vereinen und innerhalb der städtischen Gremien und es ist unbestritten, dass es viele positive Entwicklungen gab und gibt. Dennoch sehen die Grünen ein deutliches Verbesserungspotenzial, das Anja Weinhold ausführlich begründete und in diesem Zusammenhang auch auf die gute Zusammenarbeit mit der CDU-Fraktion bei dieser Thematik hinwies. Zum Beispiel die Königinnenschaukel im Viktoriapark, „die umziehen musste, weil der Lärmpegel zu hoch war. Eine Ohrfeige für die Kinder und die Elterninitiative, die sich für diesen Spielraum eingesetzt hat“. Extra ein Spielraum, der auch über 14-jährigen Jugendlichen offenstehe. „Durchgesetzt haben sich die Anwohner am Viktoriapark.“ So würden Kinder ihre Heimatstadt erleben: „Wir dürfen, wenn wir nur nicht zu laut sind.“

Königinnenschaukel, Höhenstraße, morgendliches Schulwege-Chaos, die schlecht getimte oder gar nicht mehr vorhandene Busanbindung der AKS, der vermodernde Spielplatz am Roten Hang – aus der Sicht von Anja Weinhold ließe sich die Liste beliebig fortsetzen. „Man gewinnt den Eindruck, dass dort, wo die Interessen anderer berührt werden, Kinder meist den Kürzeren ziehen. Ganz besonders deutlich wird das vor unseren Schulen und Kindergärten, in der Infrastruktur und hier besonders die Schutzräume vor Einrichtungen, die Kindern gewidmet sind“, alles Punkte, die zur Zeit wenig kinderfreundlich seien.

Warum nun der Vorschlag, sich Expertenrat zu holen und sich damit in eine lange Kette bereits zertifizierter Kommunen einzureihen? Der Kölner Verein Kinderfreundliche Kommunen e.V. setzt konsequent die UN-Kinderrechtskonvention auf kommunaler Ebene um. Das Ziel ist es, Kommunen bundesweit dabei zu unterstützen, ihre Angebote, Planungen und Strukturen im Sinne der Kinderrechte zu verbessern und die UN-Kinderrechtskonvention bekannter zu machen. Städte, die das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ erhalten möchten, durchlaufen ein festgelegtes, aber gleichermaßen individuell an sie angepasstes Programm und müssen darin auf bestimmte Standards hinarbeiten. Dabei soll die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen ein Schlüsselfaktor sein. Der Vorsitzende des Kronberger Jugendrat, Jakob König, lehnte das Siegel ab und betonte stattdessen die Wichtigkeit, „mit Kindern und Jugendlichen in einen ständigen Dialog zu treten, in dem Probleme benannt werden können“. Es sollten keine Titel gekauft, sondern lieber Geld in die Projekte des Jugendrates investiert werden.

Das war ein deutliches Signal an die Kommunalpolitik und noch deutlicher formulierte die KfB die Gründe für die Ablehnung des Antrags der Grünen sowie des Ergänzungsantrages der CDU-Fraktion: „Die Vorstellung, dass ein Kölner Verein uns Kronbergern aufzeigen will, wie wir mit unseren Kindern und Jugendlichen umgehen sollen, ist absurd“, so Dr. Marcus Bodesheim. Das Angebot in Schulen und Kindergärten, durch Vereine und Einrichtungen sei auf einem „hohen Niveau“, der Einsatz aller, auch der Eltern und Großeltern, sei seit vielen Jahren eine selbstverständliche und lebendige Realität in der Stadt. „Wir gestalten und fördern mit ihnen und für sie ein lebenswertes Umfeld. Wir benötigen kein Zertifikat eines Kölner Vereins“, so Bodesheim weiter. Björn Resch (FDP), der jüngste Kronberger Stadtverordnete, meinte zum Programm des Vereins: „Mit der Bestandsaufnahme werden keine Probleme gelöst, wir betrachten sie bloß.“ Dr. Heide-Margaret Esen-Baur, KfB Fraktionsvorsitzende, erklärte: „Wir haben unsere Jugendlichen und Kinder im Blick.“

Für Bündnis90/Die Grünen habe die Expertise weitere wesentliche Aspekte für die Stadt Kronberg. Eine zertifizierte Kinderfreundlichkeit und damit Achtung der Kinderrechte könne nicht nur ein zentraler Standortvorteil beim Wettbewerb um Zuzug junger Menschen und Familien sein, die konkrete und erlebbare Umsetzung von Kinderrechten und Kinderfreundlichkeit erhöhe zudem die Lebensqualität aller Kronberger Bürger und Bürgerinnen und die Bindung von Kindern und Jugendlichen an ihre Heimatstadt.

Mit dem Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ bekenne sich Kronberg aktiv zu seiner Kinder- und Jugendkultur und rücke deren Interessen künftig bei allen kommunalen Entscheidungen in den Fokus. Dies sei ein wichtiges Signal an alle Kinder und Jugendlichen dieser Stadt – und ein Standortvorteil.

Die Kosten für die vierjährige Programmlaufzeit und Unterstützung durch den Verein betragen für kleinere Kommunen rund 6.000 Euro im Jahr. Stefan Möller (CDU) zeigte sich überzeugt davon, dass die Kosten im Rahmen seien und eine Bestandsaufnahme durch den Verein „Kinderfreundliche Kommunen“ zeige, ob Kronberg wirklich kinderfreundlich sei. Mit den Stimmen von CDU und Bündnis90/Die Grünen wurde der Antrag mehrheitlich angenommen und es bleibt nun abzuwarten, zu welchem Ergebnis die Experten innerhalb der nächsten vier Jahre kommen werden.



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