Leserbrief

Unser Leser Dr. Walter A. Ried, Höhenstraße, Kronberg, schreibt unter der Überschrift: „Katzen und Hunde versus Vögel“, Folgendes:

Im letzten Kronberger Boten beklagt Isabel Koppisch aus Oberhöchststadt die schwere Vergiftung ihres Katers infolge ausgelegten Mäuse- und Rattengifts. Das ist zweifelsohne ein traumatisches Erlebnis für das Tier und eine leidvoll-beängstigende Erfahrung für die Tierhalterin inklusive deren Familie. Dennoch möchte ich der Katerbesitzerin bei all ihrer Wut und Fassungslosigkeit ins Gedächtnis rufen, dass ihr Vierbeiner sehr wahrscheinlich selbst einige Vögel und eventuell weitere Lebewesen wie Frösche, Libellen, Fledermäuse, Eidechsen, Maulwürfe, Blindschleichen und Schmetterlinge, auf dem Gewissen hat, die dieser aus seinem natürlichem Jagdtrieb heraus auf unschöne – um nicht zu sagen, auf im wahren Sinne des Wortes bestialische Weise – zur Strecke gebracht hat. Würde ein Mensch einem Vogel aus purer Lust am Töten das Genick brechen, wäre das zu Recht ein Grund, ihn anzuzeigen und zu bestrafen. Laut WWF, der sicherlich nicht zu den tierfeindlichen Einrichtungen zählt, leben schätzungsweise alleine 13 Millionen Hauskatzen in Deutschland. Der WWF weiter: „Viele von ihnen machen auch die umliegenden Gärten unsicher. Bis zu 200 Millionen Vögel (!) jedes Jahr sollen in Deutschland den Katzen zum Opfer fallen (…). Es gibt viel zu viele Katzen.“ Die immense Zahl an getöteten Vögeln ist sehr wahrscheinlich nicht zu hoch gegriffen, wenn noch die kaum zu erfassenden, verwilderten ehemaligen Hauskatzen einbezogen werden. Der WWF empfiehlt deswegen sogar, Katzen im Mai und Juni gar nicht aus dem Haus zu lassen, wenn die meisten flüggen Jungvögel unterwegs sind. Katzen sollten am besten ein Glöckchen um den Hals tragen, damit andere Tiere akustisch rechtzeitig vor ihnen gewarnt werden. Bei Katern ist zudem eine Kastration überlegenswert zur Senkung des angeborenen Jagdtriebes und Vermeidung des Deckens von Katzen. Viele Hauskatzen jagen zudem laut WWF nicht aus Hunger, sondern befriedigen eher ihren Spieltrieb und fressen gerne kleine Jungvögel. Oder sie klettern auf Bäume und plündern Nester. Doch schon alleine eine Katze auf Streifzug bedeutet für viele Vögel enormen Stress. Sie können nicht direkt zum Nest fliegen, um den Räuber nicht auf dessen Standort aufmerksam zu machen und können nicht mehr überall nach Nahrung suchen. Ihr Energieverbrauch steigt so unnötig. Die Wildtiere können nur füttern, wenn keine Katze in der Nähe ist. Die Zahl der flüggen Jungvögel sinkt dadurch drastisch, so der WWF weiter.

Aber auch frei laufende Hunde stellen gerade jetzt im Spätfrühjahr für die einheimische Vogel- und sonstige Tierwelt in Wald und Flur eine besonders große Gefahr dar. Zwar besteht in Hessen keine allgemeine Anleinpflicht, dennoch wird diese während der so genannten Brut- und Setzzeit, die von März bis Mitte Juli andauert, dringend empfohlen. In dieser Zeit bringen viele Wildtiere, wie Vögel und Rehe, ihren Nachwuchs zur Welt und ziehen diesen auf. Daher macht es Sinn Hunde in diesen Wochen nicht auf Wiesen oder Äckern herumstromern zu lassen. Auch wenn ein Hund ein Wildtier nicht jagt, stellt das Aufschrecken eines trächtigen Tieres eine Gefahr für das Wildtier dar. Das bloße Beschnuppern eines Rehkitzes bedeutet oft, dass das Muttertier den eigenen Nachwuchs wegen Fremdgeruchs verstößt. Leider beobachte ich derzeit immer wieder, dass viele Hundehalter die Empfehlung ignorieren, ihren Hund im Wald und auf Wiesen an der Leine zu führen. So springen beispielsweise immer wieder Hunde munter über die unter Naturschutz stehenden Hünerbergwiesen, obwohl hier Hinweisschilder deutlich darauf hinweisen, Hunde im Bereich dieses Naturschutzgebietes anzuleinen. Sehr geehrte Frau Koppisch, Tierliebe und Tierschutz gilt für mich nicht nur für Haustiere, sondern genauso für die Wildtiere.



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