„Schüler voran – Eltern zurück!“ – Politik will sicheren Schulweg

Kronberg (pu) – Jeden Wochentag außerhalb der Schulferien morgens vor Beginn der ersten Unterrichtsstunde um 7.45 Uhr das gleiche Bild rund um Altkönigschule (AKS) und Montessori-Kinderhaus und Grundschule: In der Le-Lavandou-Straße und den angrenzenden Straßen trifft in kurzer Zeit eine große Anzahl von Fußgängern, Fahrradfahrern, Autofahrern ein. Dazu kommen die Schulbusse, ganz zu schweigen vom Berufsverkehr. Die Folge sind Stau und unübersichtliche, teils gefährliche Straßenverkehrsverhältnisse. Dies vor Augen, haben die Fraktionen von FDP und CDU dazu bewogen, einen Antrag zu formulieren, wonach der Bürgermeister in seiner Funktion als Ordnungsbehörde gebeten werden sollte, zusammen mit einem externen Fachbüro die aktuelle Situation zu analysieren und unter dem Aspekt der Sicherheit zu bewerten. Wie CDU-Stadtverordneter Prof. Dr. Helfried Moosbrugger in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) unterstrich, sei dieses aktuelle Thema unzweifelhaft, Handlungsbedarf in Sachen zu optimierende Sicherheit angezeigt.

Einschätzung des Jugendrats

In diesem Zusammenhang lenkte er den Blick auf eine vorliegende Stellungnahme des Jugendrats, der sich nach eingehender Beratung einstimmig für eine Analyse des Gefährdungspotenzials an der AKS und der Montessorischule ausgesprochen hat mit dem Ziel, die Straßenverkehrssicherheit nachfolgend zu optimieren. „In unseren Entscheidungsprozess wurden verschiedene Erlebnisse von Mitgliedern des Jugendrates mit eingebunden, beispielsweise Komplikationen mit Autos während Busstreiks und die Blockade von Fahrradwegen beschrieben“, heben Jugendrats-Vorsitzender Jonathan Fratz und seine Stellvertreterin Charlotte Warnsteker heraus.

Nach ihrem Kenntnisstand sind insbesondere die Schüler*innen und Eltern der beiden Schulen am Entstehen der unsäglichen Sachlage beteiligt. Dem Rechnung tragend, empfiehlt der Jugendrat, nicht nur, wie von den Antragstellern vorgeschlagen, die beiden Schulleitungen einzubeziehen, sondern vor allem auch die Schüler- und Elternvertretung der AKS sowie den Elternbeirat der Montessorischule. Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) zufolge wissen er und die Stadtverwaltung um die Problematik, gegensteuernde Maßnahmen seien teils schon umgesetzt. Der Abteilungsleiter des Fachbereich / Referats Einwohnerservice, Öffentliche Ordnung und Öffentliche Sicherheit, Volker Humburg, hat sich jüngst erneut persönlich ein Bild vom Ort des Geschehens gemacht. „Eine der Schwierigkeiten liegt darin, dass die Eltern ihre Kinder möglichst direkt am Eingang der Schule absetzen wollen“, schilderte er den Ausschussmitgliedern seine Beobachtungen. Darauf reagierend sei bei sechs Parkplätzen eingeschränktes Halteverbot eingerichtet worden, „um legale Ein- und Aussteigevorgänge zu ermöglichen.“ Dieses Angebot werde teils angenommen, teils nicht.

Frage der Verkehrsdisziplin

Im Grunde genommen wäre es, diesen Erfahrungswert habe er nach 23 Jahren seiner Tätigkeit bei der Stadt Kronberg im Taunus, insgesamt eine „Frage der Verkehrsdisziplin“. Interessanterweise belege eine durch den ADAC durchgeführte Studie, dass „Eltern durch ihr von Sorge geprägtes Handeln, im festen Glauben der Schulweg sei zu unsicher für ihr Kind, weshalb sie es lieber selbst bis vor die Schultür fahren, weitaus unsichere Situationen hervorrufen, als wenn sie das Kind laufen ließen.“ Nach Humburgs Einschätzung „kann man eine Infrastruktur zwar im Prinzip immer besser machen, in diesem Fall ist der Status Quo dort schon sehr gut gesichert, abgesehen von der Radwegesituation, die allerdings eher mittel bis langfristig auf der Agenda steht.“

Vorschlag

Mit dem Hinweis, er habe „eigentlich nicht die Haushaltsmittel für ein Fachbüro, das an die 10.000 Euro kostet“, schlug er kurzfristig vor, im ersten Schritt gemeinsam mit den Schulen ein Informationsblatt für Eltern und Schüler zu erstellen, des Weiteren aktiv Eltern zu befragen, warum sie ihre Sprösslinge überhaupt in die Schule fahren. Im einen oder anderen Fall gäbe es dafür unter Umständen tatsächlich zwingende Gründe. Neben der Schaffung von vier weiteren Haltemöglichkeiten zähle die strikte Überwachung der Regeln zu den wichtigen weiteren Maßnahmen. „Die Idee der Antragsteller spielt in die richtige Richtung einer sinnvollen Gegensteuerung, ich würde allerdings erst einmal informieren und weitere Angebote schaffen, bevor sich ein kostenproduzierender Verkehrsplaner mit der Problematik befasst“, brachte Volker Humburg seine Sicht der Dinge auf den Punkt.

Rückendeckung

Rückendeckung erhielt er von Bündnis90/Die Grünen-Vorstand Udo Keil, der die Beauftragung eines Fachbüros aktuell als „nicht zielführend“ ansieht. Stattdessen schlug er neben der Einbindung aller Beteiligten zur Erstellung eines tragfähigen Konzepts einen Aktionstag „Zu Fuß zur Schule“ vor. Der Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen Bürgergemeinschaft (UBG), Erich Geisel, formulierte es drastischer: „Setzt die Eltern unter Druck – Schüler voran, Eltern zurück!“ Die kommissarische stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Poerschke berichtete ihrerseits von einer von Schülern initiierten Demonstration in einer deutschen Stadt, in der die Schüler eine „autofreie Zone durchgesetzt haben!“ Des Weiteren regte sie an, zu überprüfen, ob der geschlossene Weg von der Haide Süd zur Altkönigschule wieder geöffnet werden könne. Dr. Jochen Eichhorn, Stadtverordneter der Wählergemeinschaft „Kronberg für die Bürger“ (KfB) begrüßte insgesamt den Antrag, er denke, er sei „mit Bordmittel voranzubringen“. Außerdem plädierte er für die Verbesserung des Radwegenetzes.

Konsens

Letztendlich einigte sich der Bauausschuss einstimmig auf Vorschlag von FDP-Chef Holger Grupe auf einen modifizierten Antrag, wonach zum einen das aktuell geplante Maßnahmenpaket vorangetrieben werden soll, zum anderen erwartet man weitere zweckdienliche Anregungen des Fachbereichs. In der letzten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt vor der Sommerpause, wünschen dessen Mitglieder über vorliegende Ergebnisse ebenso informiert zu werden wie der Ausschuss für Kultur und Soziales. Am heutigen Abend wird das Parlament den Prüfantrag endgültig auf den Weg bringen.



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