„Verzagen sie nicht, wenn’s auf sie zukommt“

Oberhöchstadt (kb) – „Wie man die Pflegezeit finanziell meistert“ lautete das Thema eines Vortrags, zu dem die Kolpingsfamilie Oberhöchstadt am letzten Montag in den Pfarrsaal von St. Vitus nach Oberhöchstadt eingeladen hatte. Was auf den ersten Blick etwas trocken klang, entpuppte sich für die Zuhörer und Zuhörerinnen als äußerst kurzweilige und trotzdem sehr informative Veranstaltung. Für die Kolpingsfamilie begrüßte deren erster Vorsitzender Stefan Hüsing den Referenten Thomas Rohr aus dem Sparkassenberatungsdienst „Geld und Haushalt“. Mit der angebotenen Veranstaltung trafen die Veranstalter voll ins Schwarze, was die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer ausdrücklich bestätigten.

„Schlafend sterben im Bett lässt sich nicht immer einrichten“ führte der Gast die Runde vom Wunschtraum schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Und schon war man mittendrin im Thema. „Wir werden älter, bleiben aber auch länger gesund“, sagte Rohr. Trotzdem nimmt die Zahl der Pflegebedürftigen zu. 3,3 Millionen sind es aktuell, 3,5 Millionen werden 2030 und sogar 4,5 Millionen 2060 erwartet. „Derzeit bewegen uns der Brexit und die Dieselaffäre, aber langfristig ist das Thema Pflege mindestens genauso wichtig“, unterstrich der Experte angesichts dieser Zahlen.

Der Trend gehe zur häuslichen Pflege. Dem tragen die beiden neuen Pflegestärkungsgesetze mit zum Teil deutlich erhöhten Sätzen für die ambulante Pflege in den eigenen vier Wänden Rechnung. Aus drei Pflegestufen wurden Anfang 2017 fünf Pflegegrade, was auf einen Schlag zu einer halben Million mehr Leistungsbeziehern geführt hat. Der Mann vom Sparkassenberatungsdienst hält die beiden jungen Pflegestärkungsgesetze dennoch für einen „ordentlichen Wurf“. So fällt beispielsweise die bisherige Minutenzählerei bei der Einstufung weg. Und auch der Eigenanteil in der stationären Pflege bei der Einstufung in den nächsthöheren Pflegegrad steigt künftig nicht mehr.

Der Sparkassenberatungsdienst bietet die Vorträge im übrigen vollkommen unentgeltlich sowohl für die Veranstalter als auch die Hörer an. Als Vollkaskoversicherung sei die 1995 eingeführte Pflegeversicherung nie konzipiert worden. Das ist bei einem Beitrag von maximal 3,3 Prozent und einer durchschnittlichen Pflegedauer von 8,3 Jahren auch schlechterdings unmöglich, erläuterte er. Die Versorgungslücke zwischen Versicherungsleistung und möglichen Pflege(heim)kosten muss durch die eigene Rente, Vermögen oder derzeit noch durch die unterhaltspflichtigen Kinder gedeckt werden. Hier sei allerdings deutliche Entlastung in Aussicht, sobald eine durch Gesundheitsminister Jens Spahn geplante Änderung im Elternunterhalt zur Gesetzgebung kommt. Und wo das alles nicht reicht, springt der Staat ein. Die Betreuung ist die gleiche. „Ich finde es wichtig, dass Menschen am Ende ihrer Tage richtig versorgt werden“, bekräftigte Rohr, „wir können stolz sein, in einem System zu leben, wo jeder aufgefangen wird.“ „Verzagen sie nicht, wenn’s auf sie zukommt, endete er. „Es gibt Hilfen!“



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