Werke aus vier Jahrhunderten – Gelungenes Frühjahrskonzert des Feuermann-Konservatoriums

Mit den Fingern zupften die „Streichhölzer“ beim Stück „Pitsi-Katho“ die Saiten ihrer Instrumente an, was höchste Konzentration erfordert, damit die Töne gleichzeitig erklingen. Foto: Andreas Malkmus

Kronberg (pf) – Es begann mit einem Pizzicato-Stück für die „Streichhölzer“, das elfköpfige Orchester der jüngsten Schülerinnen und Schüler des Emanuel Feuermann Konservatoriums, und endete mit dem Finalsatz des Violinkonzerts G-Dur von Joseph Haydn, in dem die 14jährige Carlotta-Marie Kunz zeigen konnte, welche beachtlichen Fortschritte sie in den vergangenen Winter- und Frühjahrsmonaten auf ihrem Instrument gemacht hatte. Am Abend des letzten Apriltages hatte das Feuermann Konservatorium zu seinem traditionellen Frühjahrskonzert in den Carl Bechstein Saal des Casals Forums eingeladen und es waren so viele Zuhörerinnen und Zuhörer gekommen, dass nicht nur alle Sitzplätze im Saal, sondern auch die auf der Empore besetzt waren.

Fast zwei Stunden lang erlebte das Publikum ein vielseitiges und abwechslungsreiches Programm, wie Cello-Dozent Erik Richter es in seinen Begrüßungsworten angekündigt hatte: „Genießen Sie den Abend und viel Freude“, hatte er allen gewünscht, ein Wunsch, der in Erfüllung ging, wie der begeisterte Schlussapplaus bewies, als alle Mitwirkenden sich noch einmal auf der Bühne versammelten.

Die „Streichhölzer“ unter der Leitung der Cellodozentin Almuth Loyal eröffneten den musikalischen Reigen nicht nur mit dem Stück „Pitsi-Katho“ des amerikanischen Musiklehrers Merle John Isaac, der sein Leben lang berühmte Stücke, insbesondere für Schulorchester, arrangierte. In ihrem zweiten Stück mit dem Titel „Ein fröhliches Wiedersehen“, komponiert von der österreichischen Musikerin und Autorin von Violin- und Viola-Schulwerken Andrea Holzer-Rhomberg, durften die zwischen sieben und zwölf Jahre alten Mädchen und Jungen zeigen, dass sie nicht nur die Saiten ihrer Instrumente zupfen, sondern diese auch mit den Bögen gekonnt zum Klingen bringen können.

Die Pianistin Tomoko Ichinose, die bei den Konzerten des Feuermann Konservatoriums die jungen Geigerinnen und Geiger ebenso wie die jungen Cellistinnen und Cellisten einfühlsam begleitete, hatte beim Frühjahrskonzert dieses mal junge Kolleginnen bekommen. Catarina von Hoffmeister begleitete nicht nur die „Streichhölzer“ bei ihren Darbietungen am Bechsteinflügel, sondern auch ihre neunjährige Schwester Carolina, als sie auf ihrem Cello zwei Themen aus Sergei Prokofjews „Peter und der Wolf“ spielte. Charlotte Schmitz begleitete am Flügel die siebenjährige Maximiliane Wilkendorf, die eine Gavotte von Jean-Baptiste Lully spielte und Mathilda Lerche war die Klavierpartnerin des zwölfjährigen Cellisten Luka Vitorio Brnic bei der Tarantella Op. 23 des britischen Cellisten, Komponisten und Musikprofessors William Henry Squire, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte.

Die achtjährige Geigerin Stella Chung, die mit ihrem ein Jahr älteren Bruder Philip bereits mit den „Streichhölzern“ auf der Bühne stand, präsentierte sich als schwungvolle Interpretin im Konzert G-Dur Op. 13 Nr. 2 des deutschen Komponisten Geigers und Musikpädagogen Friedrich Seitz. Die neunjährige Geigerin Alma Tamina Huhn, die mit Edmund Severns „Polish Dance“ als Solistin ihr Können vorgeführt hatte, trat wenig später im Duo mit der neunjährigen Cellistin Nadja Zimmer im bekannten Tangostück „El choclo“ des argentinischen Komponisten Ángel Gregorio Villoldo auf. Nadja hatte zuvor die Gavotte Op. 67 Nr. 2 von David Popper gespielt ehe der zehnjährige Cellist Kaien Otake ein Scherzo von Carl Webster vorführte.

Gleich zwei Geschwisterpaare wirkten im Frühjahrskonzert mit. Die Schwestern Mona und Eva Hackert, elf und dreizehn Jahre alt, überzeugten als Geigerinnen mit Willem Ten Haves Allegro brilliant Op. 19 und Henry Wieniawskis Mazurka Obertass Op. 19 Nr. 1, die Brüder Julian (Violine) und Gabriel (Violoncello) Lindenschmidt, dreizehn und fünfzehn Jahre alt, mit „Perpetuum Mobile“ Op. 34 Nr. 5 von Franz Ries und Sicilienne Op. 78 von Gabriel Fauré.

Das Fantasiestück I von Robert Schumann interpretierte gefühlvoll der fünfzehnjährige Cellist Ole Schümmer. Die ein Jahr jüngere Geigerin Valentina Krüpper hatte Fritz Kreislers Stück „Syncopation“ einstudiert und die dreizehnjährige Geigerin Jeemin Hwang „Malaguena“ aus den Spanischen Tänzen Op. 21 Nr. 1 von Pablo de Sarasate. Als perfekt aufeinander eingespieltes Streichquartett erfreuten die drei Geigerinnen Carlotta-Marie Kunz, Eva Hackert und die ebenfalls dreizehnjährige Nalini Mistry mit der zwölfjährigen Cellistin Nele Anouk Bäzner ihr Publikum mit dem Satz „Vivace assai“ aus dem Streichquartett G-Dur Op. 33 Nr. 5 von Joseph Haydn, ehe sich die Cellistin mit Gábor Lisznays Stück „Ösz“ noch einmal als Solistin präsentierte und Carlotta-Marie Kunz das Konzert virtuos beendete.

Wieder einmal konnte sich das begeisterte Publikum vom hohen Nievau überzeugen, mit dem das Dozententeam am Feuermann Konservatorium unterrichtet. Die jungen Geigerinnen und Geiger, die beim Frühjahrskonzert mitwirkten, haben Unterricht bei Joris Decolvenaer, Alex Sachs und Annette Ziegler, die gemeinsam mit Erik Richter künstlerische Leiterin des Konservatoriums ist. Violoncello unterrichten Erik Richter und Almuth Loyal, die neunjährige Magda Stangherlin, Kontrabassistin der „Streichhölzer“, betreut Lars Klengel als Dozent. Ihnen allen und vor allem auch den Eltern, die ihre Kinder beim regelmäßigen Üben immer wieder ermutigen und bei der Stange halten, dankte Beate Rüskamp, die sich um die Verwaltung der renommierten Ausbildungsstätte unter dem Dach der Kronberg Academy kümmert.

Derzeit werden rund 70 Schülerinnen und Schüler von den hochqualifizierten Dozentinnen und Dozenten unterrichtet. Sie bieten ihnen nicht nur Instrumental- und Theorieunterricht an, sondern bereiten ihre Schützlinge darüber hinaus auf die Grades-Prüfungen des „Associated Board of the Royal Schools of Music“ vor, die seit Gründung des Feuermann Konservatoriums 1998 regelmäßig angeboten werden, machen sie durch regelmäßige Konzerte, Kammermusik und Kurse fit für die erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben, bereiten sie aufs Vorspielen für die Aufnahme in Jugendorchestern und das Studium an Hochschulen vor.



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