In der Hauptrolle: das Saxofon

Auf der Bühne (v. l.): Frieder Klein am Bass, Jakob Ganz am Altsaxofon, Leo Saal an den Drums und Percussionist Karl Degenhardt. Foto: nl

Bad Homburg (nl). „Bitte keine Ansage machen, einfach gleich losspielen.“ Diesem Hinweis der Veranstalter folgt „The Jakob Manz Project“ gerne und geht auf der Bühne des Speichers im Kulturbahnhof gleich in die Vollen. Mit dem Saxofon in der Hauptrolle. Das Schlagzeug gibt im Hintergrund den Rhythmus, zusammen mit der Percussion. Und der Flügel zart zur Linken, der wird von allen ein wenig dominiert.

Gemeinsam legt das „Jakob Manz Project“ ein Tempo vor, das sich gewaschen hat. Und ganz versteckt vom Saxofon, direkt dahinter, erst spät entdeckt: der Bass. Das erste Stück endet abrupt. Gefolgt von fast schon tosendem Applaus. Gemessen an den eher unterkühlt vornehm zurückhaltenden Bad Homburgern, die sonst gern den Kulturspeicher besuchen. „Ice Of Christmas“ lautet der Titel des ersten Lieds. Wie? Warum denn das? Aber die Musik klingt nicht sehr weihnachtlich. Von daher spielt der Titel keine große Rolle für die Zuhörer.

Das zweite Stück heißt „Maltes Mops hopst“. Recht frei nach Ernst Jandls Unsinnsgedicht, bei dem „Ottos Mops hopst“. Das Hunde-Stück beginnt fast mystisch. Mit ein paar unzusammenhängenden Klavierakkorden, einer hölzernen zarten Geräuschkulisse des Percussionisten und lazy Saxofontönen. Bis es nach den ersten Takten schneller und schneller wird und eine Art von Soundsog ensteht, der sich immer weiter bescheunigt. Zum Ende hin steht ein leiser Ausklang. Rasant beim dritten Stück kommt das Klavier zum Zug und gibt einen immer wiederkehrenden Grundklang vor. Das Saxofon fügt sich ein, macht Kapriolen. Es wird laut und schlägt klangliche Purzelbäume, die schwungvoll erstmal kein Ende finden wollen. Die Puste geht hier auf der Bühne niemandem so schnell aus. Ein gekonnt aufeinander abgestimmtes Spiel lässt erahnen, weshalb die Band zu den erfolgreichsten unter den Newcomern zählt.

Gekonnt Akzente gesetzt

„The Answer“ heißt ihr zweites Album, aus dem am Abend alle Songs sind. Ein Feuerwerk von Energie und Trommelwirbel, das sich gut versteht mit einer Zurückhaltung, die ab und zu und zwischendrin gekonnt Akzente setzt.

Die meisten Stücke hat Saxofonist Jakob Manz geschrieben. Eines davon trägt den Titel „Adé“. Es klingt nach Abschied, und noch dazu hat es eine melancholische Musikfarbe, die sich steigert und sich zur Mitte hin massiv dagegen aufbäumt. Wer will schon über einen traurigen Abschied zu lange nachdenken? Das Saxofon und das Schlagzeug geben sich erst zufrieden, als sie sich davon befreit haben. Die vier Musiker präsentieren eine Performance, die mit jedem neuen Lied für eine Überraschung gut ist und einen stimmigen Stil hat.



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