Mendelssohn-Preisträgerkonzert mit großartigen jungen Künstlern

Oberhöchstadt (pf) – Der Mendelssohn-Wettbewerb konnte wegen der umfangreichen Umbauarbeiten in diesem Frühjahr nicht, wie in den vergangenen Jahren, im Festsaal des Altkönig-Stifts ausgetragen werden. Auf ein Preisträgerkonzert aber brauchten die Bewohnerinnen und Bewohner dennoch nicht zu verzichten. „Der Kontakt zum Verein, der den Mendelssohn-Wettbewerb ausrichtet, ist fest“, freute sich Stiftsdirektorin Thekla Thiede-Werner, als sie Samstagnachmittag die Konzertbesucher im oberen Foyer begrüßte, und sie nannte es eine Freude und Ehre, dass das Altkönig-Stift auch in diesem Jahr wieder einer der Orte ist, an denen Preisträger auftreten.

399 Teilnehmer hätten sich in diesem Jahr am Wettbewerb beteiligt, berichtete Benjamin Brainman, Künstlerischer Leiter des Mendelssohn-Wettbewerbs, der als Moderator durch den Nachmittag führte. „Die Konkurrenz war groß.“ Für das Konzert im Altkönig-Stift hatte er vier Preisträger ausgewählt: Linus Guwen Jia, der im Juli sechs Jahre alt wurde, seine zwei Jahre ältere Schwester Amelie Guzi Jia, die neunjährige Mi-Helen Horn und Linus Reul, der am Donnerstag vergangener Woche, also zwei Tage vor dem Konzert, seinen 14. Geburtstag feierte.

Was die vier jungen Künstler boten, war hervorragend und begeisterte das Publikum. Linus Guwen Jia, der das Konzert mit dem Nocturne Nr. 20 cis-Moll von Frédéric Chopin als Pianist eröffnete, präsentierte sich danach mit der Romanze G-Dur von Oskar Rieding auch als talentierter Geiger. Dabei begleitete ihn Benjamin Brainman am Blüthner Flügel. Für den zierlichen kleinen Linus, dessen Füße die Pedale des Flügels noch nicht erreichen können, war bei seinem ersten Auftritt extra eine Pedalerhöhung angebracht worden.

Seine Schwester Amelie, die Friedrich Burgmüllers Etüde Op. 100 Nr. 14 „La Styrienne“ und danach eine Humoreske des zeitgenössischen russischen Komponisten Rodion Schtschedrin temperamentvoll interpretierte, braucht diese Vorrichtung nicht mehr. Die Geschwister, berichtete Brainman, stammen nicht aus einer Musikerfamilie. Ihre Eltern, die als Zuhörer im Publikum saßen, lieben aber Musik und ermöglichen daher ihren Kindern, Instrumente zu erlernen. Das kleine Streichinstrument, auf dem Linus sein Können demonstrierte, der erst seit einem Jahr auch Geigenunterricht hat, ist eine Viertelvioline.

Schwungvoll und mitreißend Geige spielt auch Mi-Helen Horn, die mit ihren gerade einmal neun Jahren bereits Jungstudentin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main ist. Sie stammt, wie der Moderator ankündigte, aus einer Musikerfamilie und wurde bei Pablo de Sarasates Intruduction und Tarantella Op. 43 von ihrer Mutter am Flügel begleitet.

Den zweiten Teil des Konzerts bestritt Linus Reul mit fünf Kompositionen, die – so Benjamin Brainman – keine Stücke für Anfänger sind. Alle fünf verlangen herausragendes technisches Können und sind hochkompliziert wie die Sonate Op. 40 Nr. 2 h-Moll von Muzio Clementi, mit der Linus begann. Es folgten die Etüde Op. 10 Nr. 4 cis-Moll von Frédéric Chopin, der erste Satz der Waldsteinsonate von Ludwig van Beethoven, das Prelude Op. 23 Nr. 5 g-Moll von Sergej Rachmaninov und zum Abschluss aus dem Ballett Romeo und Julia „Montagues and Capulets“, dessen Klavierfassung der Komponist Sergej Prokofiew selbst für Klavier schrieb. Linus, berichtete Brainman, ist bereits Stipendiat der Internationalen Musikakademie Berlin.

Die Zuhörerinnen und Zuhörer waren hellauf begeistert von den Leistungen der jungen Künstlerinnen und Künstler, bedankten sich bei ihnen mit langanhaltendem Applaus und konnten beim Gläschen Sekt, zu dem das Altkönig-Stift alle Konzertbesucher zum Abschluss einlud, gar nicht genug von ihrem Können schwärmen.

Die neunjährige Geigerin Mi-Helen Horn, die am Flügel von ihrer Mutter begleitet wurde, ist bereits Jungstudentin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main.

Für die Füße braucht der sechsjährige Linus Guwen Jia noch eine Pedalerhöhung, aber wie schwungvoll er in die Tasten des Flügels greift, ist schon bewundernswert.

Fotos: Wittkopf

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