Leserbrief

Unser Leser Walter Ried, Höhenstraße, Kronberg-Schönberg, schreibt unter der Überschrift „Klimaneutraler Konzertsaal: Wird hier Greenwashing betrieben?“ Folgendes:
Immer wieder betont Raimund Trenkler in seiner Funktion als Gründer und Präsident der Kronberg Academy, dass der neue Konzertsaal „seines“ Casalforums zukünftig klimaneutral betrieben werde. So war im Kronberger Boten vom 11. November zu lesen, der über die Veranstaltung der „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi am 7. November in der Stadthalle mit dem bekannten Astrophysiker und TV-Moderator Harald Lesch – pikanterweise im Zeichen des Klimawandels – berichtet. Ich bin mir da nicht so sicher, ob es physikalisch und damit technisch überhaupt möglich ist, einen Konzertsaal klimaneutral zu betreiben. Das riecht mir allzu sehr nach „Greenwashing“, aber sei es, wie es sei. Was mich jedoch an dem ganzen Casals-Forum bezüglich Ökobilanz wundert bzw. stört, ist der in meinen Augen übermäßige Einsatz von Beton beim Bau der Anlage. Beton ist bekanntlich ein extrem klimaproblematischer Baustoff mit „grottenschlechter“ CO2-Bilanz. Warum wurde hier nicht verstärkt auf weit klimaverträglichere Materialien wie Holz zurückgegriffen, soweit das Statik und Akustik zugelassen hätten? Bis hier die Ökobilanz wieder ausgeglichen sein wird, werden erst viele Jahre ins Land gehen müssen. Diesbezüglich predigt die Kronberg Academy in meinen Augen Wasser, trinkt dann aber doch lieber den süßen Wein. Bezüglich der eingangs erwähnten Vivaldi-Veranstaltung frage ich mich zudem, warum dabei gerade auf das Merlin Ensemble Wien zurückgegriffen werden musste. Wie sind denn die Frauen und Herren Musici nach Kronberg gelangt? Sicherlich nicht zu Fuß oder mit dem E-Bike. Hoffentlich umweltschonend per Bahn oder Bus, aber bitte nicht mit dem PKW oder Flieger! Ich bin mir ganz sicher, die „Vier Jahreszeiten“ hätte auch ein Orchester aus der Region hinbekommen, so wie wir das bei unseren Lebensmitteln schon alle längst handhaben.

Zweifelsohne wird die Academy für die Wahl gerade dieses Orchesters zwar viele – im wahren Sinn des Wortes – wohlklingende Argumente anführen können, aber so, liebe Kronbergerinnen und Kronberger, wird das nichts mit dem 1,5-Grad-Ziel! Jeder sollte bei sich selbst begingen, durch verantwortungsvolles Handeln einen Beitrag zur Treibhausgasreduktion zu leisten. Interessant wäre diesbezüglich auch zu erfahren, wie viele Personen des Auditoriums umweltschonend mit der S-Bahn anreisten. Sicherlich wird das Parkhaus am Berliner Platz an dem Vivaldi-Abend gut belegt gewesen sein. Hoffentlich nutzten darunter zumindest einige Besucher einen PKW mit Elektroantrieb. Aber da weiß auch derzeit niemand so recht, wo der Strom dafür wirklich herkommt. Um seinen persönlichen CO2-Footprint zu optimieren ist es – frei nach Karl Valentin – halt wie mit guter Musik – tut gut, fordert aber viel Engagement und Disziplin.



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