Leserbrief

Unsere Leserin Ingeborg Strauß, die Vorsitzendes des Seniorenbeirats Kronberg, Am Eichbühel, Schönberg, hat sich folgende tiefschürfende Gedanken über das anstehende „Speed Dating“ der Bürgermeisterkandidaten gemacht: Derzeit wird man in Kronberg intellektuell enorm gefordert. Wir alle wissen, die Bürgermeisterwahlen stehen an. Das Buhlen um uns, die zu Beglückenden, ist in vollem Gange, Nebenbuhler sind zu verjagen. So wohl auch am kommenden Samstag beim „Speed Dating“ in der Stadthalle.

Die für halbwegs moderne und wissbegierige Menschen erste Informations-Quelle ist meist „Wikipedia deutsch“. Auch wir wollten dazulernen, wurden jedoch zunächst arg verwirrt. Was steht da einleitend? „Speed-Dating ist eine um 1998 in den USA entworfene Methode, neue Flirt- oder Beziehungspartner zu finden. Die maximale Teilnehmeranzahl pro Geschlecht ist normalerweise auf sieben bis zehn Personen beschränkt. Neben der Partnersuche ergibt sich auch die Möglichkeit, Bekanntschaften ohne sexuelle Absichten zu schließen.“ In unseren Hirnen rangelten viele Fragen um die Vorherrschaft.

Daher, erinnernd an alter Väter-Mütter-Sitte, atmete jeder durch, lüftete seinen Kopf nach Gewohnheit aus und blickte innerlich in die Ferne. Ja natürlich, dieses „Format“ (ein „Teekesselchen“ wie „Steuer“) hat sich in 20 Jahren entwickelt. Doch wohin? Man(n) liest: „Speed-Dating-Veranstaltungen standen bereits im Mittelpunkt von wissenschaftlichen Untersuchungen. Hierbei kam heraus, dass die viel beschworenen „inneren“ Werte bei beiden Geschlechtern bei solchen Veranstaltungen völlig nebensächlich waren, dass auch die Inhalte des Gesprächs nicht zählten, sondern dass beide Geschlechter vor allem die Personen wiedersehen wollten, die ein attrak tives Aussehen aufwiesen.“ Aha, jetzt verstehen wir ...! War’s das? Keineswegs. „Die Prinzipien des Speed-Dating werden heute nicht nur bei der Partnersuche, sondern auch bei der Suche nach einem Job ... eingesetzt“. Volltreffer! „Das Konzept ist einfach: Zehn Minuten haben ... Leute Zeit, sich im Gespräch ... interessant zu machen – und umgekehrt. Ist die Zeit um, klingelt ein Glöckchen und die Bewerber wechseln an einen anderen Tisch.“ Wenn wir die Presse-Ankündigungen richtig verstoffwechselt haben, ist jedoch das anstehende mittagszeitliche Dating von umgedrehtem Format: Die Job-Anbieter laufen zu denen, die den Job wollen. Die Job-Suchenden verharren an Ort und Stelle. Wir aktivieren unser bestes Englisch und wünschen „GOOD SPEED, GOOD SPEACH!“



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