Liederbach: 1225-Jahr-Feier und 30 Jahre Verschwisterung mit Villebon

Ein großes Festwochenende für das kleine Liederbach: Zur 1225-Jahr-Feier der Gemeinde und zum 30-jährigen Bestehen der Verschwisterung mit Villebon-sur-Yvette reichten die Feierlichkeiten vom Konzert des lettischen Chores „Varaviksne“ aus der Partnerstadt Saldus in der Evangelischen Kirche am Donnerstag über den historischen Orts-Spaziergang des Bürger- und Geschichtsvereins, den – ins Wasser gefallenen – Festumzug und das Straßenfest am Samstag bis zum ökumenischen Gottesdienst und der akademischen Feier in der Liederbachhalle für geladene Gäste am Sonntag.

Rund 50 Gäste aus Villebon und einige Vertreter aus den anderen Partnerstädten feierten mit den Liederbachern und beteiligten sich auch am Straßenfest. Ein Regenguss stoppte den Festzug. Nur die Vertreter der evangelischen Kirche zockelten mit ihrem Wägelchen die Umzugsroute mit guter Laune entlang.

Internationales Straßenfest mit viel Programm

Über 20 Stände boten eine Vielzahl an lukullischen Genüssen aus aller Herren Länder feil, ob Designer-Crêpes beim Freundeskreis Städtepartnerschaften, Bratwurst bei den polnischen Freunden aus Pietrowice Wielkie, Hugos am Stand der TSG Niederhofheim, Leckeres vom Grill beim DRK oder Döner beim Ausländerbeirat. Natürlich hielten die Liederbacher Landfrauen auch wieder ein sehens- und kostenswertes Angebot an Kuchen und Torten bereit. Wieder mit einem Stand vertreten: die Akteure der Bürgerstiftung Liederbach. Anlässlich des Jubiläums hatte man nochmals den Schnellzeichner Marcel Bender geholt. Auch Villebons Bürgermeister Dominique Fontanaille ließ sich für den guten Zweck porträtieren. Liederbacher Grafiken handsigniert gab es von Manfred Guder. Recigees – eine Mischung aus Rezeptsammlung und politischem Hintergrund der Herkunftsländer – stellten einige Schüler der Eichendorffschule vor, die zur Vermarktung ihres Buches eigens eine Firma gegründet hatten, auf ihrem Stand. Auch das chinesische Generalkonsulat präsentierte sich wieder mit chinesischen Spezialitäten. Weitere Angebote machten die Jugendfeuerwehr, TG Liederbach, MF Licher, SGO, die Kerbeborsch, die Junge Union sowie einige Gewerbetreibende und die Gemeinde.

Auf der Bühne lockte ein Programm die Besucher an: Den Anfang machten die kleinen Sternschnupppen der TG Liederbach. Die Break-Dance Formation des Jugendtreffs ließ es ebenfalls „krachen“. Getrommelt wurde bei der Gruppe „Impuls“. Mit ihren heißen Rhythmen brachten die Trommler rund um den Senegalesen Baye Cheikh Matala die Bühne zum Beben. Für Begeisterung sorgten mit ihren Darbietungen auch die Golden Oldies der TG Liederbach, Solotänzer „Shawn“ und ein Tangotanzpaar. Last but not least zeigten die „Kastehibber“, eine Sulzbacher Akrobatikgruppe, ihr Können. Am Abend sorgte „CoolRoxx“ mit Live-Musik für Stimmung. Durch das Bühnenprogramm führte Lisa Leismann vom Ausländerbeirat.

Zum Jubiläum war auch die Süwag mit einem bunten Programm auf dem Marktplatz mit Seilspringen, Fußball-Kegeln, XXL-Kicker und Waffelbude für den guten Zweck vertreten. Wer beim Seilspringen dabei war, den belohnte die Süwag mit 10 Cent pro Sprung für Liederbachs Bürgerstiftung. Klar, dass die Bürgermeisterin, gemeinsam mit Villebons Bürgermeistergattin hier alles gab.

Großer Festakt

im Zeichen Europas

Rund 160 Gäste hieß Bürgermeisterin Eva Söllner am Sonntag in der festlich geschmückten Liederbachhalle zur Feierstunde anlässlich des 1.225-jährigen Bestehens der Gemeinde und der 30-jährigen Verschwisterung mit der französischen Partnergemeinde Villebon-sur-Yvette willkommen. Darunter Dominique Fontenaille, Monika Schattke als Vertreter von Andreas Wawrzynek und Didzis Konuzewskis mit ihren Delegationen, die aus den Partnerstädten Villebon-sur-Yvette, Pietrowice-Wielkie und Saldus angereist waren, den Europaabgeordneten Thomas Mann, den Landtagsabgeordneten Christian Heinz, Landrat Michael Cyriax, den Ersten Beigeordneten des MTK, Wolfgang Kollmeier, die Bürgermeisterkollegen Kündiger und Seitz aus Kelkheim und Kriftel, die Erste Beigeordnete aus Eppstein, Sabine Bergold sowie Bert Worbs vom Kulturamt des Main-Taunus-Kreises, der den Gästen in einem „Parforce-Ritt“ die Geschichte der Gemeinde nahebrachte.

„Wir blicken heute auf die lange und wechselvolle Geschichte unserer Gemeinde Liederbach zurück, deren Nukleus zwar unter dem Namen Leoderbach tatsächlich bereits 791 urkundlich erwähnt, die aber gleichwohl in ihrer jetzigen Gestalt erst seit 1971 existent ist“, so die Bürgermeisterin.

Aber die Offenheit und Neugier gegenüber Menschen, gegenüber fremden Kulturen und fremden Religionen sei überhaupt ein Markenzeichen Liederbachs: „Wie sonst hätten wir fünf Partnerschaften in Europa schließen können, von denen wir heute eine ganz besonders herausstellen möchten: die Partnerschaft mit Villebon-sur-Yvette in Frankreich“. „Jetzt gilt es zu zeigen, dass die Wertegemeinschaft eines freien und demokratischen Europas nicht nur eine hohle Hülle ist, sondern dass sie uns in der Krise trägt.

Auch mit den polnischen Freunden aus Pietrowice Wielkie, trotz der dunklen Kapitel, die es in der gemeinsamen Geschichte gibt. Mit den englischen Freunden in Verwood, die am Festwochenende nicht dabei waren, feiert Liederbach nächstes Jahr den 25. Geburtstag der Partnerschaft und mit den lettischen Freunden aus Saldus ist die Gemeinde seit zwölf Jahren verschwistert.

„Zu allen unseren Freunden in Europa reisen wir durch ein freies Europa ohne Grenzen, ohne Schlagbäume, ohne Grenz- und Zollkontrollen, oft müssen wir nicht einmal mehr Geld tauschen - und es ist Normalität. Ich wünsche mir, dass es so bleibt. Lassen Sie uns auch in Zukunft gemeinsam dafür einstehen, denn es ist keine Selbstverständlichkeit. Es lebe die europäische Freundschaft. Es lebe Europa!“, schloss die Bügermeisterin.

Dem schloss sich auch Dominique Fontenaille an, der an die Zeiten des Eisernen Vorhangs erinnerte. Grußworte gab es außerdem von den Vertretern der Partnerstädte Saldus und Pietrowice Wielkie, Barbara Helling und Ulrich Reitzel von der Evangelischen Kirche und Dr. Gerhard Metschies, Gründungsmitglied des Freundeskreises Europäischer Partnerstädte. Landrat Michael Cyriax lobte das gute Miteinander der Gemeindemitglieder mit der (zweit-)kleinsten Fläche im Kreis und überreichte die Ehrenurkunde des Kreises. Die Städtepartnerschaft mit Villebon bezeichnete Thomas Mann ganz klar als Liebesheirat, nicht als Vernunftehe. Für ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement lobte Christian Heinz die Liederbacher, es gebe keine zweite Gemeinde mit so einem großen Stamm an Aktiven im Kreis. Heimatpfleger Bert Worbs gab einen kurzen Abriss der Geschichte Liederbachs, das vor langer Zeit einmal zum gleichen Herrschaftsgebiet wie Villebon gehört hatte.

Eröffnet wurde der Festakt durch das Aufhängen der deutschen, der europäischen und der französischen Fahne durch Mitglieder der Jugendfeuerwehr, begleitet von den jeweiligen Hymnen, gesungen von Freya Fritsch und am Klavier begleitet von Inna Grodzenskaia.

Zur 1.225-Jahr-Feier bringt der Gemeindevorstand einen neuen Bildband über Liederbach heraus, der sowohl im Rathaus als auch in der Buchhandlung KoLiBri käuflich erworben werden kann. Das 60-Seiten-Werk beinhaltet Fotos von Welfhard Niggemann, Manfred Fischer und Gustav-Adolf Thielen vom Foto-Club und Peter Söllner sowie Begleittexte von Norbert Wolf und Eva Söllner. Das Buch beinhaltet unter anderem einen geschichtlichen Rückblick der ehemals selbstständigen Dörfer Oberliederbach und Niederhofheim, die sich am 31. Dezember 1971 zur Gemeinde Liederbach zusammengeschlossen haben.

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