40 Meter für eine bleibende Freundschaft

Oberursel (js). Vier Gleise hat die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) auf dem Gelände der alten Oberurseler Güterverwaltung verlegt. Im Niemandsland zwischen der S-Bahnlinie und der südlichen Bebauung der Nassauer Straße. Rund 900 Meter Gleise sind da Stück für Stück verlegt worden, mit vier Weichen sind die Gleise am Oberurseler Bahnhof an die Hauptstrecke der U3 angebunden. Ihr jeweiliger Endpunkt sind Prellböcke nicht mehr weit vom Drei-Hasen-Viadukt entfernt. Früher wurden dort Güterzüge geparkt, die Zeiten sind längst vorbei. Jetzt werden zumindest Teilflächen des Geländes benötigt, um endlich das wichtigste Oberurseler Verkehrsprojekt der Neuzeit zu vollenden: Die Neuordnung des Verkehrs rund um den Bahnhof mit der Anbindung der Nassauer Straße an die Weingärtenumgehung.

Schneller am Zwischenziel war die VGF mit ihrem Projekt Abstellanlage für bis zu vier Züge mit jeweils vier Wagen, rund 105 Meter Länge misst so ein Zug. Zum Fahrplanwechsel im Dezember soll die Anlage in Betrieb genommen werden. Die Frankfurter Verkehrsgesellschaft als Betreiber der U-Bahn braucht aufgrund steigender Fahrgastzahlen dringend neue Zugeinheiten, rechnet Michael Rüffer, Geschäftsführer Technik und Betrieb der VGF, beim Ortstermin im öden Bahnhof-Hinterland vor. Und mehr Stellplätze. Bis der neue geplante große Betriebshof in Frankfurt an den Start gehen könne, werden noch ziemlich viele U3-Züge von Oberursel nach Frankfurt und umgekehrt fahren, mit zehn Jahren etwa kalkuliert Rüffer. Und spricht ausdrücklich im Zusammenhang mit der Abstellanlage erst von einer „temporären Lösung“, später von einem „Provisorium“. Etwa 3,4 Millionen Euro hat die VGF in das Projekt investiert.

Das Oberurseler Verkehrsprojekt mit Bahnhof im Mittelpunkt sei durch die VGF-Aktivitäten nicht beeinträchtigt, versichern Bürgermeister Hans-Georg Brum und sein Chef-Verkehrsplaner Uli Molter unisono, und das gleich mehrfach. Lediglich beim ebenfalls vorgesehenen Bau von Wohn- und Geschäftshäusern müssten nun längere Wartezeiten eingeplant werden. Der Chor der kritischen Stimmen aus politischen Kreisen und der Bürgerschaft war während der Gleisbauarbeiten heftiger und lauter geworden, Oberursel könne die lange vorbereiteten Pläne abhaken, hieß es da. Mitnichten, lautete der Tenor beim Ortstermin, „wir könnten morgen anfangen“, so Molter. Wenn denn die laut Brum nötige „150-prozentige Absicherung des Gesamtprojekts“ in allen Rechts- und Planungsfragen vorliegen würde. Angesichts der Rückschläge über inzwischen mehrere Jahrzehnte ist die Zeit bis zur „großen Lösung“ auch bei den Optimisten unter den Planern reichlich dehnbar geworden.

Selten ist der Verzicht auf 40 Meter Abstellgleis daher so gefeiert worden wie in diesem Fall. Nur deswegen können Stadt und VGF jetzt unisono von „toller Sache“ und „cooler Sache“ sprechen, die da jetzt dank wunderbarer Partnerschaft möglich sei. Eine für beide Seiten „zukunftsweisende Lösung für die kommenden Jahre für den Bereich zwischen Unterführung zum S-Bahnsteig und der Brücke An den Drei Hasen“, so der Bürgermeister. Um gut 40 Meter hat die VGF ihre neuen Abstellgleise gekappt, damit Oberursel die politisch favorisierte Einbahnstraßenlösung (Nassauer Straße Richtung Innenstadt wie gehabt, Richtung Bad Homburg parallel zur S-Bahn) verwirklichen kann. Der gewonnene Platz hinter den Prellböcken und finalen Masten für die Oberleitung soll reichen, um die Straße an die Drei-Hasen-Brücke und die Homburger Landstraße anbinden zu können. In den kommenden Wochen sollen nun „verschiedene Details planerisch konkretisiert werden“, kündigte Bürgermeister Brum an.



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