Andreas Bernhardt soll der OBG mehr Gewicht geben

Mit Andreas Bernhardt geht ein weiterer Ur-Orscheler mit politischer Erfahrung ins Rennen um den Bürgermeisterstuhl. Foto: js

Oberursel (js). Es zeugt von Humor und Selbstbewusstsein, wenn Andreas Bernhardt nach einem Slogan für seine Kandidatur gefragt wird und keine Sekunde zögert: „Geben Sie Ihrer Stimme Gewicht“, lautet die spontane Antwort des Schwergewichts auf mehreren Ebenen. Im Fußball auf Kreisebene hat sein Wort erhebliches Gewicht, da ist er als Kreisfußballwart seit acht Jahren der allseits akzeptierte Chef. Nun peilt er noch einen Chefsessel an, den des Bürgermeisters im fünften Stock des Rathauses als Nachfolger von Hans-Georg Brum (SPD). Hinter den Kulissen wurde schon viel getuschelt, ob die Oberurseler Bürgergemeinschaft (OBG) sich aktiv in die Bürgermeisterwahl einmischt. Andreas Bernhardt ist die Antwort, die der OBG-Vorstand am Dienstag um 12 Uhr mittags verkündete. Er soll als erster Kandidat in 54 Jahren OBG-Geschichte ein Zeichen in der Stadtpolitik setzen und natürlich der OBG mehr Gewicht geben.

Andreas Bernhardt komplettiert ein Sextett, das zum Teil schon seit Monaten auf vielen Kanälen um Zuspruch buhlt, um am 14. März 2021 oder zwei Wochen später nach einer Stichwahl als Sieger vom Platz zu gehen. Die Nähe der Wortwahl zum Sport und speziell zum Fußball passt bei dem 49-jährigen gelernten Bankkaufmann, der Fußball war und ist eine wichtige Säule in seinem Leben, ob als Spieler, Schiedsrichter oder seit vielen Jahren als Funktionär. Andreas Bernhardts Devise für das Vorspiel bis zum 14. März: „Ich spiele nicht auf Platz, ich spiele auf Sieg. Ich will das werden, ich kann das.“ Klare Kante, das ist seine Sache, so wird er sich auch im Wahlkampf präsentieren. Bernhardt sei ein Kandidat, der „die Belange der Stadt unabhängig von Parteiinteressen in Land und Bund vertreten könne“, so der Vorsitzende der OBG-Freie Wähler, Frank Kothe. Den ungewohnten Appendix wird sich die OBG im Bürgermeisterwahlkampf geben, um den „Erkennungswert zu verbessern“, so Kothe, der das OBG-Schwergewicht als „erste Wahl“ des Vorstands präsentierte. Seit 14 Jahren betreiben die Partner Politik im Kreistag, Bernhardt ist Geschäftsführer der Fraktion.

Bauen, Finanzen, Verkehr

Noch ein Ur-Oberurseler also, der Bürgermeister der Stadt werden will. Die Familie ist seit jeher im Ort ansässig, der ledige Ex-Banker hat sich nach der Arbeit für eine deutsche Großbank 1997 als Makler von Versicherungen und Vermittler von Baufinanzierungen selbstständig gemacht. Seit zehn Jahren ist er Stadtverordneter der OBG, Bernhardt gehört dem Aufsichtsrat der Stadtwerke an, wirkte fünf Jahre in der BSO-Betriebskommission, alle Facetten der Parlamentsarbeit sind ihm bekannt. Er war schon dabei, als es 2012 beim Streitpunkt Bau des neuen Hallenbades zum Bruch der Koalition im Stadtparlament kam, in der die OBG als Partner von SPD und Grünen mitregierte. Die OBG hatte sich gegen den Neubau des teuren Bades ausgesprochen, das Bündnis holte sich daraufhin die CDU ins Boot. Als Koalitionspartner war die OBG aus dem Rennen, die Oppositionsbänke sind ihr Platz geworden. Mit Andreas Bernhardt als Bürgermeister will sie wieder mehr Gewicht gewinnen. „Die bisherigen Kandidaten sind nicht geeignet“, nennen Kothe und der Fraktionsvorsitzende Georg Braun („Wir wollen mitregieren“) als Ankerpunkte für die Nominierung Bernhardts. Die Mitglieder müssen das Votum noch bestätigen.

Drei Schwerpunkte sollten die künftige Stadtpolitik dominieren, sagt der Kandidat, die Themen Bauen, Finanzen und Verkehr. Bernhardt will für eine „nötige Baupause“ stehen, es sei Zeit, „Luft zu holen“. Die Folgen des Programms „1000 Wohnungen für Oberursel“ würden die Stadt im Infrastrukturbereich, speziell beim Bau von Kindertagesstätten, schon längst einholen, die anstehenden Großprojekte Rathaussanierung, Gefahrenabwehrzentrum und Anbindung der Nassauer Straße an die Weingärtenumgehung könnten allenfalls nacheinander realisiert werden, ohne den städtischen Haushalt zu überfordern, der unter den Corona-Folgen noch heftig leiden werde. Das Thema Weingärtenumgehung liefert das Stichwort für den früheren Beinamen der OBG noch lange über die Gründerjahre hinaus, die Fraktion derer, die stets an allen Fronten für Umgehungsstraßen gekämpft hat. „Eine Verkehrswende ist unausweichlich“, sagt Bernhardt, ein Paradigmenwechsel solle damit aber nicht begründet werden. Die Wende müsse die „Erwartungen und Lebensweisen aller berücksichtigen und ideologiefrei allen Verkehrsmitteln Rechnung tragen, ohne Menschen zu bevormunden.“ Auch Umgehungsstraßen würden weiterhin benötigt, Bernhardt nennt etwa eine Umgehung des Ortsteils Stierstadt von den Schulzentren im Westen durch das Feld in Richtung der Chaussee nach Oberhöchstadt.

Es war das Knie, das Kandidat Nr.6 damals bei der sportlichen Karriere im Weg stand. Der folgende Weg als Schiedsrichter und Funktionär in der Fußballwelt hat ihn bisher tief befriedigt. Nun will er auch in der Stadtpolitik aufsteigen, aus der Opposition in die Regierungsmannschaft und sein Team am besten mitnehmen. Dass er ein guter Team-player ist, davon ist der 49-Jährige überzeugt. Die nächsten Wege zum Glück führen wohl dank Corona vornehmlich über virtuelle Kanäle statt über holprigen Rasen. Wahlkampf im Jahr 2020 wird hauptsächlich auf Facebook, Instagram und Twitter geführt.

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