Mit Druck und „pimoo“ zum verkehrlichen Leitbild

Oberursel (js). Die Zeiten von Generalverkehrsplänen gehören der Vergangenheit an. Zumindest im Denken der Verkehrsplaner, die eine andere Zukunft im Auge haben. Wurden im 20. Jahrhundert Generalverkehrspläne, in denen Straßen die Hauptrolle spielen, aufgrund von Prognosen entwickelt, soll es nun unter veränderten Rahmenbedingungen eher um „Leitplanken“ gehen. Auto first, die Regel darf nicht mehr gelten, es muss um „integrierte Nahmobilität“ gehen. Die Leitplanken sind ein neues Leitbild, also eine veränderte Vorstellung von Verkehr im urbanen Raum und daraus entwickelte strategische Ziele zum Verkehrs- und Mobilitätsverhalten der Menschen in diesem öffentlichen Raum.

Klingt kompliziert, ist auch komplex, könnte aber einfach sein, wenn man sich in diesem Raum, auch etwa mit den Nachbarn, auf gemeinsame Ziele einigt. Wie groß der Raum ist, können die Akteure selbst definieren. Im Idealfall wird eine gemeinsame Umsetzungsstrategie erarbeitet. Oberursels Leiter der städtischen Verkehrsplanung, Uli Molter, spricht vom „neuen Weg“, an dessen Ende konkrete Ziele stehen müssten, die aber auch sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst werden könnten. Der Generalverkehrsplan, das sei ein „Spiel, das man nicht gewinnen kann“. Oberursels Verkehrsplaner haben aus dem Auftrag des Stadtparlaments, einen „integrierten verkehrlichen Handlungsrahmen“ zu entwickeln, einen anderen Schluss gezogen. Das neue Spiel heißt „pimoo – Plattform für integrierte Mobilität in Oberursel“. Akteure darin sollen Stadt- und Verkehrsplaner mit wissenschaftlichem Begleitschutz und vor allem die Menschen sein, für die jener Handlungsrahmen definiert wird.

Seit Januar arbeiten Molter und Projektkoordinatorin Ina Steinhauer aus seiner Abteilung an „pimoo“, finanziert wird die einjährig geplante „Phase 1“ aus Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Höhe von knapp 98 000 Euro, die Stadt muss nur 6000 Euro draufpacken. Mit im Finanzpaket integriert sind 30 000 Euro für die wissenschaftliche Begleitung durch eine „Fachgruppe Mobilitätsmanagement“ der Hochschule RheinMain Wiesbaden. Sie steuert den jeweils aktuellen Forschungsstand aus der Verkehrswissenschaft bei und begleitet die Arbeit am Ort in den politischen Gremien und in den geplanten etwa zehn Workshops mit interessierten Bürgern. Das Titelbild einer kleinen Präsentation der Abteilung Verkehrsplanung zeigt in Form eines Piktogramms in einfacher Struktur, wo-rum es bei „Integrierter Verkehrsplanung“ geht. Um alle, die im definierten öffentlichen Verkehrsraum unterwegs sind. Egal, ob mit Pkw, Lkw oder Motorrad, Fahrrad oder Roller, mit dem Stadtbus, der U-Bahn oder zu Fuß. Die Fußgänger ganz bewusst unterteilt in mobile und weniger mobile Menschen, Eltern mit Kleinkindern und ältere Menschen mit Spazierstock, in ihrer Mobilität massiv eingeschränkte Bürger. Auf der letzten Seite symbolisiert eine schwarz-weiß-karierte Zielfahne wie beim Autorennen, dass ein Ziel erreicht ist. Wenn zwei Leitfäden erarbeitet wurden: Einer für die Inhalte des Projekts, die entwickelten Visionen und strategischen Ziele samt Maßnahmen zu deren Erreichung, der andere sollte das Projekt bewerten und Empfehlungen für künftige Beteiligungsverfahren geben.

Bürgerbeteiligung

Richtig einsteigen in „pimoo“ können Bürger ab sofort mit einer formlosen Anmeldung zur ersten großen Informationsveranstaltung am Donnerstag, 2. April, um 18 Uhr im Rathaus-Sitzungssaal per E-Mail an pimoo[at]oberursel[dot]de Nach der Vorstellung des Projekts werden bereits erste Anregungen aus der Bürgerschaft zu einem neuen verkehrlichen Leitbild gesammelt. Danach folgt zwischen Mai und Juli der Einstieg in diverse Workshop-Formate, in denen Visionen und strategische Ziele, Chancen und Mängel im Oberurseler Verkehrssystem erfasst und erarbeitet werden sollen. Bewusst werden dabei unterschiedliche Zielgruppen angesprochen, um ein differenziertes Bild über Wünsche und Klagen zu bekommen, auf die mit unterschiedlicher Zielsetzung reagiert werden soll. Auch hier reicht eine formlose E-Mail an pimoo[at]oberursel[dot]de für die Teilnahme, ebenfalls unter Angabe der präferierten Zielgruppe.

Parallel zu den Workshops wird eine Informationsplattform entwickelt, auf der bestehende Pläne, Konzepte und geplante Maßnahmen transparent abrufbar sind. Auf der Plattform kann man Nachrichten und Kommentare hinterlassen, Diskussionen eröffnen und Anregungen einstellen. Die Grundstruktur der pimoo-Plattform wird ab der Veranstaltung am 2. April im Internet unter oberurselimdialog.de abrufbar sein.

Wie kriegt man alle unter einen Hut? Etwa an der Bärenkreuzung ... Fotos: js

Weitere Artikelbilder



X