Emotionales Bekenntnis zur Feuerwehr und zum GAZ

Zu alt, zu klein, zu schlecht ausgerüstet: Das 50 Jahre alte Feuerwehrhaus an der Marxstraße hat ausgedient, es wird höchste Zeit für eine Modernisierung der Wehr am neuen Ort angesichts der vielen neuen Aufgaben. Foto: js

Oberursel (js). Aus der alten Feuerwache an der Marxstraße soll ein modernes Gefahrenabwehrzentrum (GAZ) werden. Nicht am gleichen Ort, der ist längst zu klein geworden dafür, sondern einen knappen Kilometer entfernt an der Lahnstraße, direkt an der Ausfahrt aus der Stadt zur Anbindung an die A661. Eine große Mehrheit im Stadtparlament hat nun in der letzten Sitzung vor der Sommerpause bei einigen Enthaltungen aus den Reihen der FDP, OBG und der Klimaliste die Entwurfsplanung für das GAZ genehmigt. Die Vorgeschichte zum Bau der neuen Feuerwehrzentrale ist damit noch lange nicht zu Ende. Dafür sorgen die kursierenden Zahlen im Hintergrund. Bis das geplante Zentrum mit zum Teil drei Geschossen steht, wird die Stadt wohl mit ziemlicher Sicherheit mindestens 40 Millionen Euro aufbringen müssen. Alles andere Jonglieren mit niedrigeren Zahlen hatte FDP-Mann Thomas Fiehler schon in der vorausgehenden Sitzung des Bau-, Umwelt- und Klimaausschusses „Taschenspielertricks“ genannt. Das gequälte Rangeln um die Millionen bestimmte eine sehr emotionale Debatte im Stadtparlament.

Das Kürzel GAZ ist seit Jahren in den Köpfen der Männer und Frauen von der Feuerwehr präsent, ebenso in den Köpfen der Menschen, die für die Stadtpolitik verantwortlich zeichnen. In veränderter Besetzung an den Entscheidungsfronten inzwischen die beiden wichtigsten Verhandlungspartner, wenn es um die Zukunft der Feuerwehr und damit die Sicherheit der Stadt und die in ihr lebenden Menschen geht, das Ziel bleibt unverändert. Rückt scheinbar näher und dann doch wieder weiter weg, jetzt endlich soll zugepackt werden, bevor die Hoffnung vielleicht ganz hinter dem Horizont der Lahnstraße versackt, weil kein Geld mehr für das lebenswichtige Projekt da ist. Denn es wird teurer, je weiter es in die Zukunft verschoben wird. Die voraussichtlichen Kosten für das Mega-Projekt sind im Laufe der Vorplanungen ins scheinbar Unermessliche gestiegen, nach Jahren der Vorarbeit, nach unzähligen Sitzungen, Arbeitskreisen, geschriebenen und umformulierten, mit anderen Zeichnungen versehenen Plänen sollen jetzt endlich die berühmten Nägel mit Köpfen gemacht werden. „Lasst die Schwarzmalerei und lasst uns ein Feuerwehrhaus bauen“, schloss Jürgen Aumüller (CDU) sein emotionales Plädoyer im Stadtparlament, das durchaus auch als Oppositionsrede interpretiert werden konnte, mit der Feuerwehrmann Aumüller die eigenen Reihen in der Partei brüskierte.

Nun also ist das GAZ auf den Weg gebracht, die Entwurfsplanung eines Architekturbüros mit einer Kostenberechnung von 39 Millionen Euro ist genehmigt, steht aber unter dem Vorbehalt einer Kostenobergrenze von brutto 35 Millionen Euro, die nicht einzuhalten sein wird. Auch der neue Stadtkämmerer Jens Uhlig (CDU) hat schon mit den Zahlen gebastelt und vor der Abstimmung verkündet, man könne den Bedarf auf 34 Millionen Euro drücken, wenn man „Einsparpotenziale“ nutze. Die angesichts der derzeit rasant steigenden Baukosten schnell Makulatur sein dürften. Im Absatz unter der festgelegten Kostenobergrenze im verabschiedeten Beschluss steht dann auch, dass in der Finanzplanung von Stadt und BSO zusätzlich Mittel in Höhe von fünf Prozent pro Jahr vorgesehen werden.

Die Stimmen zum Spiel waren meist deutlich und gaben nur eine Richtung vor, vorwärts. „Das ist heute ein großer Schritt, er ist überfällig, wir begrüßen das“, sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Elenor Pospiech. „Es muss getan werden, auch wenn’s teuer ist. Wir müssen das komplett bauen, sparen geht hier nicht“, gab Ingmar Schlegel (Die Linke) zu Protokoll. „Es ist ein Wagnis und eine extreme finanzielle Herausforderung für die Stadt, aber es ist eine mutige und wichtige strukturelle Entscheidung“, so Christina Herr (Grüne). Kämmerer Uhlig (CDU) stellte eine Frage voran: „Ist das GAZ dringend nötig? Wenn ja, dann müssen wir ran, haben keine Alternative. Wir müssen den Mut haben und sagen, wir tragen das mit, oder wir können uns das nicht leisten. Es gibt keinen dritten Weg.“ Bis dahin wurde auch über die Folgekosten von 2,4 Millionen Euro für Zinsen und Unterhaltungskosten pro Jahr geredet, die ab 2026 aufgewendet werden müssen, wenn das GAZ bis dahin wie geplant steht.

Was bekommt die Feuerwehr für das viele Geld, was bekommt die Stadt? Das Gefahrenabwehrzentrum soll aus zwei Komplexen bestehen, einem Hauptgebäude mit zwei, zum Teil drei Geschossen, mit Betriebshof, Dachterrasse und Übungsturm an der Nordseite. Darin sind Einsatzzentrale, Verwaltung, Büros, zeitgemäße Umkleiden mit Schwarz-Weiß-Trennung, Technik- und Sanitärbereiche, Werkstätten, Mehrzweckraum und Gruppenräume für die Nachwuchsausbildung, Schulungs- und Übungsbereiche vorgesehen. Wenn noch etwas Geld übrig ist, soll auch ein Fitnessbereich eingerichtet werden. Das macht Sinn, denn wenn die Feuerwehrleute hier für ihre Fitness trainieren, sind sie im Einsatzfall wesentlich schneller in ihren Fahrzeugen als üblich. Zur Lahnstraße hin werden die Fahrzeughallen nebeneinander angeordnet, 23 an der Zahl, mit Alarmausfahrt auf die Lahnstraße, auf der die Feuerwehr dann immer Vorfahrt hat. Die Erschließung des Zentrums, in das auch der städtische Brand- und Zivilschutz und der Katastrophenschutz einziehen sollen, erfolgt über die Dornbachstraße.



X