Josef Jörges stochert gern in der Geschichte der Stadt

Die Musik ist zusätzlich zur Stadtgeschichte ein weiteres Hobby, das Josef Jörges mit Begeisterung pflegt. Foto: Jörges

Oberursel (ach). Ein „wirklich alter Orscheler“, der „schon immer sehr an unserer Stadt interessiert“ war – so nennt sich der junggebliebene 72-Jährige selbst – hat mit Josef Jörges das Stadträtsel vom Dezember 2021 gewonnen. Gefragt war nach zwei Jagdflieger-Assen im Ersten Weltkrieg, die die Motorenfabrik Oberursel besuchten. „Der ,Rote Baron‘ Manfred Freiherr von Richthofen war mir sofort geläufig, auch den Zweiten wusste ich, aber nicht seinen Namen“, erzählt der Gewinner. Also habe er angefangen zu „stochern“, die Protokolle des Geschichtsvereins zu wälzen, „und plötzlich hatte ich es: Oswald Boelcke“. Da fiel Jörges auch die Boelckestraße in Wiesbaden ein, die – wie es sich für diesen Namensgeber gehört – in Richtung Flugplatz Erbenheim führt. Das war für ihn die Bestätigung.

Auch wenn der Gewinner von frühester Jugend an „großes Interesse an der Historie der Stadt mit ihrem einzigartigen Lokalkolorit“ fand, hatte er keinen besonderen Bezug zur Motorenfabrik, abgesehen von der Faszination, die die Anwesenheit der Amerikaner im Camp King und in der Motorenfabrik auf jedes Nachriegskind ausübte. Schon früh setzte sich Josef Görges intensiv mit seiner Stadt auseinander. Gemeinsam mit seinen Mitschülern Klaus Burschil, Günter Friedl und Heinz Dieter Trefflich „bastelte“ er 1965 als sogenannte Jahresarbeit an der damaligen John-F.-Kennedy-Schule mit Schmalfilmkamera und Tonbandgerät einen 20-Minuten-Tonfilm mit dem Titel „Oberursel – Tor zum Taunus“.

Schon ein Jahr später kamen die vier Jungs durch ihr Werk mit dem Verein für Geschichte und Heimatkunde in Kontakt, der sie zu einer öffentlichen Filmvorführung ins Gasthaus „Zum Schwanen“ einlud. Im April 1987 wurde der Film auf Einladung des Geschichtsvereins mit großem Erfolg noch einmal im Ferdinand-Balzer-Haus gezeigt. Wäre es nicht spannend, den Streifen zu entstauben und wieder einmal – vielleicht zusammen mit anderen Oberursel-Filmen aus vergangenen Zeiten – der Öffentlichkeit zu präsentieren? Zu denken wäre etwa an eine Open-Air-Orschel-Filmnacht im Rahmen des Orscheler Sommers. „Grundsätzlich bin ich zu jeder Schandtat bereit“, sagt Jörges und verrät: „Klaus Burschil hat schon vor längerer Zeit den Film für den Geschichtsverein digitalisiert. Diese Fassung ist leider verschollen. Aber ich habe noch Dateien von dem Film.“

Als Bediensteter der Stadt zwischen 1966 und 1980 ist Josef Jörges vielen Oberurselern auch beruflich in Erinnerung, insbesondere da er sechs Jahre davon als Standesbeamter tätig war. „Danach bin ich bis 2014 ins Bad Homburger Rathaus fremdgegangen“, schmunzelt der Gewinner. Dort waren überwiegend die Immobiliengeschäfte der Stadt sein Metier. Zum Ausgleich „beackert“ er bis heute überwiegend mit Oberurseler, aber auch mit anderen Musikfreunden das Feld Blues/Rock/Jazz mit viel Spaß und Freude. In „Bulltown“ gründete er zusammen mit vier Freunden vor 52 Jahren eine Band, die auch Bühnenauftritte hatte, aber nun unter der Pandemie leidet und ihren Probenraum verloren hat. Zeit, sich wieder mehr der Stadtgeschichte zu widmen und das Stadträtsel des Geschichtsvereins in der Oberurseler Woche erfolgreich zu lösen.



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