Doch noch Hessenmeister in allerletzter Sekunde

Der „Orschel-Express“ mit Meistertrainer Paul Günther und Co-Trainerin Alexandra Müller (vorne links) ist wieder einmal pünktlich auf die Sekunde am Ziel angekommen. Die TSGO-Ladies feiern den Hessenmeistertitel 2019. Foto: js

Oberursel (js). Das angekündigte Wimpernschlag-Finale in der Handball-Oberliga der Frauen hielt alle Versprechen, die durch die Ausgangsposition gegeben waren. Mit dem besseren Ende für den „Orschel-Express“, der schon eine halbe Stunde den glanzvollen 35:28-Sieg gegen die HSG Bensheim-Auerbach im letzten Heimspiel der Saison feierte, als die Nachricht aus Hüttenberg den Lärmpegel in der Halle und im Party-Foyer noch einmal um einige Dezibel anwachsen ließ. Der bisher punktgleiche Tabellenführer HSG Rodgau Nieder Roden musste sich mit einem 31:31 in Hüttenberg begnügen, die TSG Oberursel durfte quasi in der „Nachspielzeit“ in wirklich allerletzter Sekunde doch noch den Gewinn der Hessenmeisterschaft feiern. Mit ordentlich Sekt- und Bierduschen unter dem Absingen aller beliebten Siegeshymnen der erfolgsgewohnten Handballerinnen einschließlich der von „Orschel, dem geilsten Club der Welt“.

Hessenmeister 2019, wer hätte das gedacht nach dem verpatzten Saisonstart mit zwei Niederlagen gegen den härtesten Konkurrenten aus dem Rodgau und daheim gegen Hüttenberg. Und dann nach langer Aufholjagd der herbe Rückschlag im März durch die unerwartete Heimniederlage gegen Drittliga-Absteiger TuS Kriftel. Den nun sportlich verdienten Aufstieg in diese dritthöchste Spielklasse in Deutschland werden die TSGO-Handballerinnen nach reiflicher Überlegung allerdings nicht wahrnehmen, diesen Trostpreis bekommt der Vizemeister aus Nieder-Roden. Team, Trainer Paul Günther und Abteilungsvorstand hatten diese Entscheidung bereits vor dem Gewinn der Hessenmeisterschaft gefällt. So ehrgeizig sie im Verbund auch sind, sie wollen die derzeitigen Grenzen nicht leugnen und lieber die jungen Spielerinnen, zu denen drei weitere Talente aus Hüttenberg, Hungen/Lich und Anspach stoßen, ein weiteres Jahr in der Oberliga fördern. Der erste Quantensprung in die 3. Liga käme dafür zu früh, die TSG Oberursel will weiterhin strikt der Linie vom Amateursport folgen. Zwei wichtige Säulen der Mannschaft, die schon vor drei Jahren maßgeblich am damals angenommenen Aufstieg in die 3. Liga und am nur knapp verpassten Klassenerhalt im Jahr darauf beteiligt waren, werden die Mannschaft verlassen. Michelle Okrusch (24) will sich intensiver ihrer beruflichen Karriere widmen und ihr Masters-Studium fern der Heimat durchziehen, Julia Buße (25) muss die sportliche Karriere nach ihrem dritten Kreuzbandriss schweren Herzens endgültig an den Nagel hängen. Sie bleibt der Mannschaft als Athletiktrainerin erhalten und trainiert außerdem eine sehr erfolgreiche weibliche Jugendmannschaft mit vielen Talenten, die zuletzt als C-Jugend in der Oberliga Hessen unterwegs war. Talentförderung in den eigenen Reihen, so soll es bei der TSG Oberursel auch in Zukunft bleiben.

Die Partie gegen die „Reserve“ des Bundesligisten HSG Bensheim/Auerbach mit der ehemaligen litauischen Nationalspielerin und Erstliga-Akteurin Ingrida Bartaseviciene und ebenfalls vielen aufstrebenden jungen Spielerinnen war der perfekte Abschluss dieser Saison für den „Orschel-Express“. Er versuchte, nicht blind und manchmal sich selbst überholend zum Erfolg zu rasen, das Team agierte mit unglaublich viel Spiellust, Spiellaune und Spaß, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Selten hat Coach Paul Günther seine Mädels so dominant gesehen und musste so wenig korrigieren. Ab der 20. Minute (8:8) war die TSGO nicht mehr aufzuhalten, mit einer 18:11-Führung ging es in die Pause. Zehn Minuten später war der Vorsprung beim 24:12 gar auf zwölf Tore angewachsen, es glich einem Schaulaufen, das am Ende von 250 Zuschauern begeistert gefeiert wurde.

Mit dabei auf dem Spielfeld waren Claudia Schilling, Ayana Petri (Tor), Lisa Greb, Selina Walde, Berit Mies (8 Tore), Michelle Okrusch (7), Jana Sellner (3), Nadine Okrusch (5), Viktoria Heilmann (7/2), Katharina Löbrich (2), Caroline Stahl (3).



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