Nicht nur Fußball ist ein Renner beim Mitternachtssport

Fairness und Gemeinschaft prägen die Atmosphäre beim Mitternachtssport – nicht nur bei den Basketballspielern. Foto: sem

Oberursel (sem). In den Turnhallen der Integrierten Gesamtschule Stierstadt (IGS) geht es hoch her. Dabei ist es bereits 21 Uhr an einem Samstagabend. Zahlreiche Jugendliche wollen beim jährlichen Mitternachtssport dabei sein. Ihn gibt es seit elf Jahren. „Es ist ein Konzept, das es in vielen Städten gibt“, erklärt Achim Hasselberg, Leiter des Jugendbüros der Stadt. Ausgerichtet wird die Veranstaltung in Kooperation mit den Teams vom Café Port-straße und Streetwork sowie der mobilen Beratung des Zentrums für Jugendberatung und Suchthilfe des Hochtaunuskreises. In Persona sind Hasselberg, Savas Köktas, Musugan Safi, Matias Ghaznavi sowie Stephi Kobel für den Abend verantwortlich. Denn das Angebot für Jugendliche ist laut Hasselberg ein Mosaik. Der Mitternachtssport ist nur einer von vielen Bausteinen.

Alle Teilnehmer machen auch sonst Sport. So der 17-jährige Wulf David Martin. Er erzählt: „Ich bin generell sehr sportaffin.“ Ursprünglich hatte Hasselberg ihn auf diese Veranstaltung aufmerksam gemacht. Dieses Jahr ist Martin zum fünften Mal dabei. Besonders begeistert er sich für Fußball. Und an diesem Abend findet ein Turnier statt. Acht Fußballmannschaften aus mindestens fünf Personen, meistens mehr, treten gegeneinander an. Zu gewinnen gibt es Döner-Gutscheine. Doch die kulinarische Verlockung der Preise steht bei dem Turnier definitiv nicht im Mittelpunk. Martin gibt einen kurzen Einblick in das Geschehen: „Dieses Jahr ist das Niveau sehr hoch. Wir haben sogar Mitspieler aus der Kreisliga bis hin zur Junioren-Bundesliga. Ich habe nichts dagegen, wenn es größer wird. Auch jetzt sind Leute aus dem Umland dabei. Wir machen das als Gemeinschaft.“

In der zweiten Halle werden auf mehreren Spielfeldern verschiedene Sportarten ohne Turniercharakter angeboten: Basketball, Badminton, ein sportlicher Tanzworkshop oder Parkour. Hauptsächlich Ghaznavi und Köktas oblag die „ganze Planung im Vorfeld“ – Flyer erstellen, die Halle buchen, Schiedsrichter sowie den Kontakt zu Vereinen suchen. „Wir konnten uns sehr auf die Planung der vorigen Jahre stützen“, berichtet Ghaznavi. Auch für Essen und Trinken ist gesorgt und obendrein „fahren wir die Leute, die in der näheren Umgebung wohnen, anschließend nach Hause.“

Doch jetzt geht es erst richtig los. Zwei Jugendliche wollen in der zweiten Halle gerne Musik abspielen, was ihnen auch gestattet wird, und bald dröhnen die Bässe über das Spielfeld. Während auf dem Basketballfeld schon ein Spiel in vollem Gang ist, tanzt sich Abdalla Abdi zur Musik warm. Er bietet an diesem Abend einen Hip-Hop-Workshop an. Dies macht er regelmäßig im Jugendzentrum Usingen. Dort sind die Teilnehmer in der Regel zwischen zwölf und 18 oder 19 Jahre alt. „Und sie können dabei ihren Schulstress abbauen“, meint Abdi.

Um Stress geht es an diesem Abend nicht. „Es geht um den Spaß“, erklärt Ghaznavi. „Ich war eben beim Fußball. Da geht es sehr fair zu.“ Aber nicht nur auf Fairness wird geachtet. Beim Mitternachtssport gibt es klare Regeln. Alkohol und Rauchen sind verboten. Hasselberg ergänzt: „Die Jugendlichen müssen vorher unterschreiben, dass sie sich an diese Regeln halten.“ Schwer ist es nicht, diese Regeln durchzusetzen. „Die Jugendlichen achten selbst darauf“, so Ghaznavi. Der Mitternachtssport ist den Jugendlichen offensichtlich sehr wichtig. Beliebt sei die Veranstaltung, „weil es was Besonderes ist“, meint Hasselberg. Köktas sieht das ähnlich: „Es hat sich einfach so eingebürgert. Es ist ein besonderer Reiz für die Jugendlichen, länger als sonst unterwegs zu sein.“ Und zudem „herrscht hier eine schöne Atmo“, schwärmt Martin.

Allerdings gibt es auch einen kleinen Wermutstropfen: „Heute nehmen etwa zwölf bis 15 Mädels teil“, so Ghaznavi. „Wir hätten uns mehr gewünscht. Deswegen haben wir schon an weitere Kooperationen gedacht“, erklärt Köktas. „Die meisten wollen Fußball spielen. Wir würden das gerne von der Atmosphäre her aufbrechen“, erläutert Hasselberg. Daher gibt es auch die anderen Angebote wie Parkour, das Jörn, der Bruder von Ghaznavi, anbietet.



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