Rundgang erinnert an jüdisches Leben

Oberursel (ow). Am Sonntag, 21. April, bietet die Historikerin Angelika Rieber wieder eine Stadtführung auf den Spuren jüdischen Lebens in Oberursel an. Der Rundgang informiert über die Geschichte der jüdischen Gemeinde und die Schicksale von Familien, die bis zu ihrer Flucht oder der Deportation in der Taunusstadt lebten. Zahlreiche Oberurseler jüdischer Herkunft konnten das Ende der Naziherrschaft und des Zweiten Weltkriegs nicht mehr erleben. Sie wurden Opfer der Shoa. Der Stadtrundgang erinnert sowohl an die Integration jüdischer Nachbarn in das Leben der Stadt als auch an die Diskriminierung und Verfolgung während der NS-Zeit.

Vor 81 Jahren, im Mai 1943, wurden die jüdischen Partner in sogenannten Mischehen verhaftet, wochenlang inhaftiert und später deportiert. „Haltet mich in gutem Gedenken“, dies schrieb Bertha Röder in einem letzten Brief an ihre Kinder. Die Oberurselerin wurde im September 1943 nach Auschwitz verschleppt. Nachdem die Kinder monatelang nichts mehr von ihr gehört hatten, erhielten sie Anfang 1944 die Mitteilung, ihre Mutter sei am 19. Oktober 1943 „an den Folgen allgemeiner Körperschwäche“ verstorben. An die Opfer der NS-Zeit erinnern heute neben dem Denkmal am Hospitalplatz auch Stolpersteine.

Angelika Rieber beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit jüdischer Geschichte. 2015 hat sie zusammen mit Eberhard Laeuen das Gedenkbuch „Haltet mich in gutem Gedenken“ herausgegeben. 2020 erschien eine Dokumentation des jüdischen Friedhofs: „Hier ruht eine tüchtige Frau, Krone des Hauses, gottesfürchtig, lauter und aufrecht“ – Der jüdische Friedhof in Oberursel. Der Flyer „Auf den Spuren jüdischen Lebens in Oberursel“ gibt einen Überblick über Orte jüdischen Lebens in Oberursel und macht auf einige der Wohn- und Lebensstätten sowie auf Geschäfte der früher hier ansässigen jüdischen Bewohner aufmerksam. Ein neu entwickelter Flyer, „Am Mühlenwanderweg – Jüdische Mühlenbesitzer und Industrielle in Oberursel“, erinnert an früher hier ansässige jüdische Unternehmer und deren Schicksale.

Der Stadtrundgang beginnt um 14.30 Uhr am St.-Ursula-Brunnen auf dem Marktplatz und dauert etwa 90 Minuten. Die Teilnahmegebühr beträgt fünf Euro pro Person. Die Führung wird in Zusammenarbeit mit der Stadtund der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hochtaunus angeboten.



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