Vielfalt guter und böser Zwillinge

Zu der von Lajos Vilt, Stefani Friedrich und Alexander Hicks (v. l.) organisierten Chili-Ausstellung sind Chili-Fans sogar aus Österreich und der Schweiz angereist. Foto: pit

Von Petra Pfeifer

Oberursel. Gelb, grün, orange – dick, dünn, rund – mild, aromatisch, scharf. Das sind nur ganz grobe und im Grunde auch nur wenige Merkmale, die eine Chilischote ausmachen. Tatsächlich ist die Vielfalt unglaublich viel größer.

Das hat die Chili-Ausstellung in den Räumen des Kleingartenvereins eindrucksvoll und auf den ersten Blick farben- und formenprächtig unter Beweis gestellt. Darüber hinaus konnten sich die Besucher auch die geschmacklichen Unterschiede und Schärfegrade auf Zunge und Gaumen zergehen lassen. Ganz exklusiv etwa eine „Salvador de Bahia“: „Das ist eine Forenzucht, die es im Handel nicht zu kaufen gibt“, verriet Alexander Hicks, vom ausrichtenden chiliforum.hot-pain.de, der zugleich Geschäftsführer von Bio Chi ist. Sie ist eine recht milde Vertreterin der „Capsicum Chinense“, einer sorten- und variantenreichen Pflanzenart, die aus Südamerika stammt, „doch von einem Botaniker in China entdeckt wurde und deswegen den Namensbestandteil ‚Chinense‘ trägt“, erläuterte Stefani Friedrich, die zusammen mit Lajos Vilt ebenfalls zum Organisationsteam gehörte.

Grundsätzlich gibt es jede Menge Wissenswertes rund um die Frucht, die so wunderbar facettenreich ist, was offensichtlich die große Faszination unter ihren Anhängern und Züchtern ausmacht: „Es gibt auf allen Ebenen immer was Neues zu entdecken“, versicherte Hicks. Etwa die „guten und bösen Zwillinge“, die sich von Farbe und Form her kaum unterscheiden, doch zwischen deren Schärfegraden Welten liegen. Überhaupt: „Die schärfste Chili ist die Carolina Reaper aus North Carolina“, so Hicks. Ihr stehe jedoch die „Seven Pot“ im Grunde in Nichts nach – und diese trage ihren Namen aufgrund der Tatsache, dass allein eine Frucht ausreiche, um sieben Töpfe Essen mit völlig ausreichender Schärfe zu würzen: „Am besten friert man sie ein und schneidet dann nach Bedarf immer ein kleines bisschen von ihr ab.“

„Chilis sind meine Blumen“

Variationsreich ist auch die Form der Chilis: „Es gibt nichts, was es nicht gibt zwischen stecknadelgroß und einer Frucht von 100 Gramm“, so Hicks. Keinerlei Aussagekraft habe die Größe hinsichtlich des Schärfegehalts, der bei Chilis in „Scoville“ gemessen wird. Klitzekleine Chilis können nahezu zuckersüß sein, während richtig große mächtig scharf sein können. Und neben vielen Neuzüchtungen ließen sich bei der Schau in Oberursel auch einige Klassiker entdecken. Etwa die Capsicum Annuum, die dem Cheyennepfeffer sehr ähnlich ist, oder eine Sangria, die nicht nur ein interessantes Aroma hat, sondern auch durch ihre satte Farbe besticht.

Und eben diese Farbenpracht war es wohl, die auch Stefani Friedrich in ihren Bann gezogen hat: „Chilis sind meine Blumen“, verriet sie schmunzelnd und hatte gleich ein paar Tipps zu deren Lagerung parat: „Die dickwandigen Chilis sollte man klein schneiden und dann trocknen, bei den kleinen kann man die ganz Frucht trocknen.“ Außer dem Lufttrocknen kommen hierfür auch Dörrgerät oder der Backofen in Frage: „Das dauert bei 40 bis 45 Grad im Dörrer bis zu zwei Tage.“ Die Chili selbst zu ziehen sei kein Hexenwerk, ein Gewächshaus sei hierfür nicht notwendig. Aber: „Die Pflanzen sind frostempfindlich“, warnt Hicks. Deswegen soll man sich von warmen April-Tagen auch nicht täuschen lassen, sondern die Pflanzen erst nach den Eisheiligen wieder hinaus stellen.

„Mehr als 1024 Sorten“

Und wer dachte, dass sich die Chili allein zum schärfen von Speisen eignet, wurde im Verlauf dieser Ausstellung aufs Leckerste von aromatischen Frucht-Brotaufstrichen überrascht. Etwa in der Variation mit Brombeere oder Apfel und Melone. Auch den angebotenen Chili-Leberkäse ließen sich viele Besucher schmecken. Hicks wiederum greift im Haushalt auch gerne mal auf Chili-Zucker beim Tee oder Chili-Salz zurück. Während die Zahl der selbstgemischten Pulver der Paprika-Fans wohl unendlich ist, kann sie bei den ausgestellten Sorten zu guter Letzt durchaus ausgemacht werden: „Es waren mehr als 1024 Sorten.“

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