Ohne Tempolimit tanzen und feiern die Stierstädter Narren

Die Midi-Garde überzeugt in schillernden Kostümen mit professionellem Tanz. Foto: md

Oberursel (md). Laute und fröhliche „Helau, Alaaf“-Rufe hörte man schon von Weitem, wenn man sich der Vereinsturnhalle Stierstadt am Samstag näherte – die Stimmung auf der Fremdensitzung des Carneval-Vereins Stierstadt (CVSt), die pünktlich um 19.11 Uhr begann, war sehr vielen Besuchern zufolge „einfach spitze“, und dies bestätigten auch zahlreiche strahlende Gesichter in den gut gefüllten Reihen.

Das abwechslungsreiche und farbenfrohe Programm brachte die Menge zum Mitfiebern, Klatschen, Johlen und Mitmachen. „Ich bin zum ersten Mal auf einer derartigen Karnevalssitzung“, erzählte eine junge Frau, „aber ich wäre schon früher gekommen, wenn ich gewusst hätte, wie lustig es hier zugeht!“ Außer guter und stimmungsmachender Musik, für die die Band „2 Takt Gemisch“ sorgte, netten Unterhaltungen am Tisch und leckeren Snacks, war jeder einzelne Programmpunkt etwas ganz Besonderes. Über hochrangigen Besuch in ihrer Karnevalswelt freuten sich die Stierstädter, als Ihre Lieblichkeit Prinzessin Emma aus Kransberg, Seine Tollität Prinz Maximilian aus Usingen und selbstverständlich die Oberurseler Taunus-Karnevalsprinzessin Vanessa I. mit ihrem jeweiligen Hofstaat in den Saal einzogen.

Süße Schneeflöckchen

Einen weiteren Höhepunkt stellte der plötzliche Wintereinbruch in der Halle dar. „Viele von Euch haben vermutlich von einem weißen Winter geträumt, doch ihr wurdet vom Wetter enttäuscht“, kündigte ein Narr an, „aber wir lassen es heute für Euch schneien!“ Er hatte nicht zu viel versprochen – eine große Tanztruppe, die aus vielen kleinen Mädchen bestand, stürmte in leuchtenden, schneeflockenartigen Kostümen auf die Bühne und tanzte sich zur Filmmusik „Let it go“ aus dem beliebten Kinderfilm „Frozen“ in die Herzen der Zuschauer. Der Auftritt wurde mit großem Applaus belohnt, und die jüngsten Tänzerinnen des CV Stierstadt wurden nachdrücklich zu einer Zugabe aufgefordert – eine Bitte, der die Kleinen nur zu gerne nachkamen. Auch für intellektuelle Unterhaltung war gesorgt: „Protokoller“ Jürgen Scheller ging in kunstvollen Reimen mit diversen Dingen des Alltags ins Gericht und sorgte für Gelächter und Beifall. Aus der Bütt sinnierte er über Donald Trump und Boris Johnson bis hin zur deutschen Politik. Dann ging er auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens – den Fußball – ein, bis er zur Lokalpolitik überging und auf Missstände in seinem geliebten „Orschel“ hinwies. Für die Bemerkung, dass es wohl „Dreißiger-Zonen Schilder im Angebot gab, die die Stadt allesamt aufgekauft hat“ erntete er lauten Applaus.

Für eine weitere Comedy-Einlage sorgten Toni und Max aus Seulberg. Toni, aus Italien stammend, stellte sich als der „Quotenausländer“ vor, bevor er in seinem Beitrag mit dem Titel „Liebe Ehefrauen“ über die komplizierte Frauenwelt berichtete. Max, ein Jugendlicher, stellte immer wieder Fragen und bat um Tipps, die Toni mit großem Sinn für Humor und sehr lebendig beantwortete – ein Dialog, der mit lustigen Tänzen endete und dem einen oder anderen Lachtränen in die Augen trieb.

Der Klassiker des Gardetanzes durfte bei der Sitzung selbstverständlich nicht fehlen, und so gab es gleich mehrere Tanzeinlagen der bunt kostümierten und glitzernden Tanztruppen, die zur Musik die Bühne eroberten und durch rhythmisches Klatschen angefeuert wurden. In verschiedenen Alterskategorien traten zum einen die jugendlichen und die erwachsenen Tänzerinnen auf.

Eine besondere Leistung war die Tanzeinlage von Lina Oberreich und Stefania Athanasiou, die großen Beifall für ihren Tanzauftritt erneteten. Auch der Blick durch das kostümierte Publikum rang jedem Besucher Respekt vor der Kreativität der Gäste ab: Außer Zebras, Eichhörnchen und Flamingos waren Polizisten, Clowns und Schurken zu erkennen, die allesamt gut miteinander auskamen. „Ein wunderbarer Abend“, freute sich ein Pärchen, „nächstes Jahr kommen wir wieder!“

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