Plastikfrei und mit ganz viel guter Laune

Brunnenkönigin Pia I. macht beim Anstich des 50-Liter-Bierfasses an der Weißkirchener Kerb eine gute Figur. Brunnenmeister Mathias sieht es mit Wohlgefallen. Foto: Biedermann

Von Hans-Jürgen Biedermann

Oberursel. Auf ihren Schutzpatron kann sich die Feuerwehr felsenfest verlassen. St. Florian gönnte ihr ein Wochenende ohne Einsatz:Die Weißkirchener Kerb konntein Ruhe gefeiert werden.

Doch der Wettergott erwies sich als ausgesprochener Kerbe-Muffel und versteckte die Sonne hinter regenreichen Wolken. Vereinsring-Vorsitzender Thorsten Schorr erklärte die Witterung kurzerhand zur Neben- und „leckeres Essen“ zur Hauptsache. Sein Dank galt den Feuerwehr-Kollegen genauso wie den unterstützenden Weißkirchener Vereinen.

Vor 33 Jahren stand er in der Fahrzeughalle hinter der Theke und spülte Gläser. Damals gehörte er zur Jugendfeuerwehr. Seit einem guten Jahr ist er Wehrführer sowie Vorsitzender des Fördervereins, und in dieser Funktion fungierte er als Kerbe-Präsident, bei der 43. Auflage des Volksfests unter Regie der Freunde und Gönner der Feuerwehr. Die hohe Gestalt des 44-jährigen Andreas Henzler war auf dem Festgelände an der Feuerwache bis Montag unübersehbar.

Am Freitagabend hat sich der Weißkirchener Bub besonders gefreut. Zum Konzert von „The Bruce Band“ kamen rund 800 Besucher. Am Samstagabend sollte eigentlich die 1000er-Grenze überschritten werden, doch der Regen vermasselte dem Veranstalter die Tour.

Es war eine Kerb der langen Schlangen. Am Bratwurstgrill der Feuerwehr war Geduld genauso angesagt wie nebenan, wo die Wehr aus Weißkirchen an der Traun am Samstag eine schmackhafte Leckerei namens „Bosner“ feilbot. Die Feuerwehrkameraden aus Nieder- österreich hatten 600 davon im Gepäck. Die längste Warteschlange, das war von vornherein klar, bildete sich am Montagmittag vor den Töpfen mit der schon legendären Erbsensuppe, die mit Glockenschlag 12 Uhr von der Kirchenglocke von St. Crutzen für fünf Euro verkauft wurde.

500 Portionen Erbsensuppe

Früher einmal war das Eintopfmahl ein Privileg der mehr als 100 ehrenamtlichen Helfer, doch unterdessen ist daraus eine Volksspeisung mit Ritual geworden. Als die Suppe in den fünf 50-Liter-Töpfen fertig war, nachdem die Küchenbrigade der Feuerwehr ständig die Rührlöffel hatte kreisen ließen, stimmten die Hobbyköche das Feuerwehrlied an und sangen, was jedermann zu schätzen weiß: „Wenn man uns braucht, sind wir da.“ Die Mannschaft trug Hemden mit der Aufschrift „Ohne Kümmel keine Suppe“, verweigerte aber weitere Auskünfte. „Nach Coca Cola ist es das bestgehütetste Lebensmittelrezept“, verlautete aus der Küche. Einige Stunden später waren die Töpfe leer und 500 Portionen verkauft. Ein möglicher Erlös soll der technischen Ausrüstung der Wehr zugute kommen. Nachhaltig und plastikfrei

Zur Eröffnung am Samstagnachmittag kamen Brunnenkönig Pia und Brunnenmeister Mathias vorbei. In der Reihe stand Bürgermeister Hans-Georg Brum mit Stadtkämmerer Thorsten Schorr und Erstem Stadtrat Christof Fink.

Nicht mit leeren Händen kam Ortsvorsteher Nikolaus Jung. Er hat zum zehnjährigen Jubiläum für die Minifeuerwehr als Investment in die Zukunft 250 Euro mitgebracht. Bei dieser Gelegenheit erfuhr die einheimische Feuerwehr, welche „wunderbare Gemeinschaft“ sie bilde.

Ein persönliches Lob galt Florian Watteroth als Repräsentant des Kerbeausschusses, der die viertägige Party mit einem ökologischen Qualitätssiegel versehen hat. Die Parole „Weg vom Plastik“, die aus vielen Ecken zu hören ist, auf dem Festgelände in Weißkirchens Mitte wurde sie radikal umgesetzt. Im Gebrauch waren essbare Strohhalme aus Trester, Holzbestecke, recycelbare Suppenteller und ein Sammelbehälter für Kronkorken zum Verkauf an einen Wertstoffhändler. Der dafür sorgt, dass Kinder in Afrika eine Krankenversicherung erhalten. Eine derartig nachhaltige Kerb habe Vorbildfunktion, waren sich die beifallklatschenden Besucher einig.

Bisweilen herrschte auf dem Juxplatz Tristesse, wenn etwa das Wasser von der Plattform des Kettenkarussells geschoben wurde. Leuchtende Kinderaugen gab es auf jeden Fall im Schlepptau des Zauberers Jojo, der mit geschickten Fingern einen Luftballon nach dem anderen in Figuren verwandelte, die mal wie ein Dackel, mal wie eine Giraffe aussahen. Der Mann hat 100 Varianten auf Lager, weshalb das Überraschungsmoment auf seiner Seite war.

Am Sonntag stimmte beim Frühschoppen der Musikzug des Turnvereins Stierstadt auf das Bühnenprogramm ein. Der Gesangverein Germania hatte den Kinderchor geschickt, der Club Geselligkeit Humor die Kindertanzgruppe und der Oberurseler Karnevalverein Frohsinn beorderte seine Jugend-Brass-Band in den südlichen Stadtteil. Am Montag wurde die Spannung durch die Verlosung der Tombolagewinne hoch gehalten. Insgesamt 47 Preise konnten an die vielen Tombola-Teilnehmer weitergeben werden.

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