Immer Europa, nicht nur am Sonntag

Alle für Europa (v. l.): Landrat Ulrich Krebs, Königsteins Burgfräulein Angelika I. mit Gefolge, das Oberurseler Brunnenfest-Paar, Brunnenkönigin Verena I. und Brunnenmeister Andreas, Staatsminister Michael Roth, Stadträtin Isabelle Tan aus Epinay und Bürgermeister Hans-Gorg Brum. Foto: js

Hochtaunus (js). Flagge zeigen für Europa war das Gebot am Tag vor dem Tag der Deutschen Einheit. Natürlich wehte die Europafahne überall, im Großformat vor dem Rathaus zwischen Regenbogenflagge und Oberurseler Stadtfahne, im Kleinformat als Wimpel zwischen all den Fähnchen der europäischen Länder auf dem Rathausplatz vor den Zelten der Kommunen, die Abordnungen geschickt hatten, um für Europa und ihre Städtepartnerschaften zu werben. Flagge zeigen aber auch im übertragenen Sinn, dabei sein, sich zeigen und bunt, engagiert, weltoffen für ein vereintes Europa demonstrieren, denn „Europa ist immer, egal ob im Mai oder Oktober“, wie der Landrat des Hochtaunuskreises, Ulrich Krebs, angesichts der Corona-bedingten Verschiebung des Festtags bei der Begrüßung anmerkte. Und „Europa-Tag“ dürfe auch nicht nur sein, wenn er offiziell ausgerufen sei, und nicht nur „am Sonntag“ in den Köpfen, wenn die berühmten Sonntagsreden geschwungen werden, so der ranghöchste „Europäer im Geiste“, der zum Europa-Tag des Hochtaunuskreises anreiste.

Es war an Michael Roth, Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, mit einem flammenden Plädoyer für Freiheit und Europa die Festgemeinde am sonnigen Spätsommervormittag einzustimmen auf das Erleben europäischer Vielfalt. Mit vielen Akteuren und einem unterhaltsamen Bühnenprogramm vom Interview bis zu Musik, mit Chorgesang und Tanz, vor allem aber mit gemeinsamen Gesprächen mit internationalen Klängen. Gelebte Freundschaft eben, die Kommunen im Hochtaunuskreis mit ihren vielen Städtepartnerschaften demonstrierten. Spürbar war sie vor allem bei den Partnerschaftsvereinen der Städte und Gemeinden, wo es gar viele herzliche Wiederbegegnungen gab.

„Wir halten die Fahne hoch“, sagte der scheidende Oberurseler Bürgermeister Hans-Georg Brum, lobte etwa die „lebendige Partnerschaft mit Epinay-sur-Seine seit über 55 Jahren“. Sie sei „der Kern unserer weltoffenen Beziehungen, eine wichtige und wertvolle Freundschaft“ und auch der Beweis, dass ein gemeinsames Europa funktionieren könne. Es war an Europa-Minister Michael Roth, auch die andere Seite des schönen angedachten Europas in die Köpfe zu rufen. Die derjenigen, die Angst vor dem Regenbogen haben, die neue Mauern in den Köpfen hochziehen, Hass und Nationalismus schüren würden, sich ausbreitend „wie ein Krebsgeschwür“. Roth sagte aber auch, dass auch in Ländern wie Polen, Slowenien und Ungarn eine bunte Zivilgesellschaft existiere, die andere dunkle Seite dürfe „Europa nicht zulassen“.

Es lebe Europa, ein Aufruf, der an diesem Tag oft zu hören war. An all den Ständen und auf der Hauptbühne, manch einer hat statt eines Namensschilds einen Button mit der Aufschrift EU-Bürger getragen. Gesicht zeigen, Farbe bekennen, wie das etwa Hildegard Klär, einstige Landtagsabgeordnete, langjährige Vorsitzende der Europa-Union und auch im Staatsdienst für Europa engagiert, über Jahrzehnte getan hat. Auch sie im T-Shirt mit dem Sternenkreis auf blauem Grund. Außer der politischen Welt mit Landrat, Bürgermeistern, Bundestagsabgeordneten und Volksvertretern jeglicher Couleur waren das am Samstag auch Kirchenmänner und die bunte engagierte Zivilgesellschaft aus Vereinen, Organisationen und anderen Gruppierungen, die sich ein freies, buntes Europa auf die Fahne geschrieben haben. „Engagiert, tolerant, weltoffen“ wie der Verein zur Förderung der Oberurseler Städtepartnerschaften (VFOS) mit seinem Vorsitzenden Helmut Egler an der Spitze sich sieht. Es bleibt viel zu tun, Nils P Graf Lambsdorff, einst selbst im Oberurseler Kulturamt unter anderem für die Städtepartnerschaften zuständig, hat das am Samstag am Rande auf die Frage nach seinem ersten Gedanken zum Begriff Europa nüchtern schön beschrieben: „Europa? Eine werdende Familie, an der wir arbeiten müssen.“

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