Lesung mit Musik und Picknick am Lindenbäumchen

Hochtaunus (how). Die nächste Lesung am Lindenbäumchen am Sonntag, 18. August, wird in mehrfacher Hinsicht besonders. Zum einen wird sie bei einem gemeinsamen Picknick musikalisch begleitet, zum anderen findet sie zum ersten Mal an der umgefallenen Linde statt.

Den Gästen werden bereits ab 14 Uhr vom Stamm „Graue Bären“ der Pfadfinder Kaffee, Wasser, Saft, Apfelwein und Bier sowie Brezeln und Kuchen angeboten. Auf bereitgestellten Picknickdecken, Liegestühlen und Bänken können die Besucher dies und selbst mitgebrachte Leckereien genießen und mit anderen Gästen teilen. Im Schatten der jüngeren Linde können auch eigene Picknickdecken ausgebreitet werden. Dazu spielt ab 14 Uhr Shirin Tashibaeva. Die junge Cellistin ist diplomierte Orchestermusikerin und unterrichtet seit Februar 2014 an der Musikschule Oberursel. Außerdem ist sie Mitglied des Jugend-Sinfonieorchesters der GUS-Staaten, mit dem sie bereits weltweit Konzerte gab. Zur gewohnten Zeit um 15 Uhr liest Saskia Hennig von Lange bereits die achte Episode ihrer Geschichte „Der Baum denkt“. Im Mittelpunkt steht die lange Lebenszeit des Lindenbäumchens, die eng mit der Lebensgeschichte des Mädchens Marie verwoben ist. Denn das Mädchen besucht die Linde im Laufe ihres Lebens immer wieder und hält Zwiesprache mit ihr. Wird Hennig von Lange auch darauf eingehen, dass das Lindenbäumchen umgefallen ist? Oder wird das bei der Lesung im Oktober thematisiert?

Wer bisher nur unregelmäßig oder noch gar nicht bei den Lesungen dabei war, kann im Internet unter www.saskiahennigvonlange.de Auszüge aus den ersten sieben Episoden nachlesen. Außerdem beginnt die Autorin die Lesungen stets mit einer Zusammenfassung der bisherigen Geschichte. Das Lindenbäumchen befindet sich in der Feldgemarkung. Es ist nur zu Fuß und mit dem Fahrrad zu erreichen. Falls Besucher mit dem Auto zur Lesung kommen, sollten sie im Bereich der Freiligrathstraße/Bleibiskopfstraße parken und von dort aus den etwa 15minütigen Fußweg zurücklegen.

Am 16. Mai ist das Lindenbäumchen an der verlängerten Freiligrathstraße umgefallen. Der Baum liegt weitgehend innerhalb der Vitrine, nur ein paar Äste ragen darüber hinaus. Nach der Einschätzung von Experten ist davon auszugehen, dass die 400 Jahre alte Gerichtslinde nicht durch die Einwirkung von Menschenhand umgefallen ist, sondern weil ihr Stamm innen durch Pilzbefall und Trockenheit sehr angegriffen ist. Dass sie Richtung Taunus gekippt ist liegt daran, dass die noch vorhandenen Äste auf dieser Seite innen nicht „hohl“ sind, sondern aus festem Holz bestehen. Die Linde hat dort immer noch ausgetrieben. Das hat zu einem statischen Ungleichgewicht geführt, das Lindenbäumchen hat sein Gleichgewicht verloren.Vor der Realisierung des Kunstprojekts wurde 2016 die Standsicherheit bestätigt, wenn auch nicht auf „ewig“. Einig sind sich die Experten, dass es ungewöhnlich ist, dass die Linde so schnell einfach umgefallen ist, denn alte Bäume, auch mit unterschiedlichen Lasten, sind keine Seltenheit, wie stehendes Totholz belegt.

Was wird nun aus der Linde?

Die Idee, die alte Gerichtslinde in ihrem jetzigen liegenden Zustand zu belassen, nahm schnell Gestalt an. Denn die Linde ist nicht „tot“. Der vorhandene Trieb, der durch den Stamm hindurchgeht, hat mehrere Wurzelverbindungen in den Boden. Und ein neuer Trieb sucht sich durch den liegenden Stamm den Weg ans Licht. Im Baum leben Insekten.Der Zerfall soll als Teil des natürlichen Prozesses im Leben eines Baumes beziehungsweise das Entstehen neuen Lebens – Besiedelung durch Tiere, Wachsen neuer Triebe – gezeigt und verfolgt werden können. Denn der Baum ist elementarer Bestandteil des Kunstwerks. Gleichzeitig sollen Stecklinge gezogen werden. Wenn sie groß genug sind, soll eine neue Linde, die genetisch dieselbe Linde ist wie die alte, gepflanzt werden. Dann würden die „Reste“ der alten Linde entfernt. Was mit dem Holz passiert, muss geklärt werden. Das Wachstum „des neuen“ Baums kann dann in der Vitrine verfolgt werden.

Bei allen Überlegungen spielte das Thema Verkehrssicherheit eine wichtige Rolle. Eine Nachfrage bei der städtischen Versicherung hat ergeben, dass mit der Lage des Baums in der Feldgemarkung außerhalb städtischer Bebauung eine überschaubare Gefahrenlage einhergeht. Deshalb reicht es aus, auf Schildern darauf aufmerksam zu machen, dass sich aus Sicherheitsgründen niemand auf der liegenden Linde oder darunter aufhalten darf.



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