Tobias meistert sein Leben voller Energie und Zuversicht

Mit der Startnummer 312 ist Tobias beim Schwalbacher Volkslauf „Sport gegen Armut“ auf der Strecke unterwegs. Foto: privat

Hochtaunus (fch). Am Samstag, 27. April, gehen hochmotivierte Sportler beim 17. Deutschen Down-Sportlerfestival im Sport- und Freizeitzentrum Kalbach an den Start. Erklingen wird die offizielle Hymne des Deutschen Down-Sportlerfestivals „Unser Tag“, die die Frankfurter Band Peartrea komponiert, eingespielt und produziert hat. Das Sportlerfestival findet auf Initiative von Hexal und unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Peter Feldmann statt. Angeboten werden ein umfangreiches Sportprogramm und Workshops in Trommeln, Fußball, Gesang, Basketball, Standardtanz, Golf, Geschwisterolympiade, Judo, Modenschau und Yoga.

Dem sportlichen Großereignis für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Down-Syndrom fiebert bereist seit Wochen Tobias Metternich entgegen. Für den 23-Jährigen aus Oberstedten ist es die siebte Teilnahme am „supertollen Festival“. Zum sportlichen Programm gehören 25-, 50-, 100- und 1000-Meter-Lauf, Weitwurf, Weitsprung, bei dem Teilnehmern bis sechs Jahre aus dem Stand springen dürfen, und Tischtennis. Die Sportler werden nach Geschlecht und Alter in Gruppen eingeteilt und von ihren Gruppenbetreuern zu den Stationen begleitet. Tobias freut sich besonders auf den 100-Meter-Lauf – „den liebe ich“ –, aber auch auf Weitwurf und Weitsprung sowie auf das Zusammentreffen mit Freunden. „Ich treffe dort immer viele Freunde aus der Schule und aus früheren Ferienspielen.“ Geplant hat Tobias zudem eine Teilnahme am Workshop Golf.

Sport und Geselligkeit

Vor allem gefällt ihm beim Deutschen Down-Sportlerfestival die Verbindung aus Sport und Geselligkeit. Und dass es keine Verlierer und nur Gewinner gibt. „Tobi sammelt Goldmedaillen, um damit einmal ein Haus am früheren Wohnort der Familie in Eppstein-Brem-thal finanzieren zu können“, verrät seine Mutter Angelika Metternich. Sie und Vater Jürgen sind stolz auf ihren Sohn Tobias. „Er ist ein großer Kämpfer, begeisterter Sportler, Technikfan und Filmliebhaber.“ Zur Familie gehören die große Schwester Corinna (35) und der jüngere Bruder Paul (20). Vor der Geburt von Tobias stellten die Ärzte in Mainz fest, dass der Junge mit Down-Syndrom und einem angeborenen Herzfehler zur Welt kommt. Er hat bisher zwei Herzoperationen gut überstanden. „Tobi ist ein sportlicher junger Mann, der sich gern bewegt und gern in Gesellschaft ist“, berichten die Eltern. Tobi ist seit seinem zehnten Lebensjahr Judoka bei der Turngemeinde Schwalbach. Er hat den orange-grünen Gurt. Neben Judo ist Reiten seine Lieblingssportart. Zum therapeutischen Reiten geht er in die „Spatzenscheune“ nach Bad Soden-Altenhain. Dort freuen sich Reitlehrerin Julia Angersbach und Stute Rejka auf seinen Besuch. Zudem fährt Tobias gern Rad. Er hat ein Elektrorad mit Stützrädern. Mit seiner Familie unternimmt er Tagesfahrten in der Region und im Urlaub mehrtägige Radtouren. Tobias reist gern. Mit seinen Eltern und Bruder Paul war er unter anderem in Südafrika. Zudem ist er ein Technikfan, kennt sich bestens mit modernen Kommunikationsmitteln aus, liebt Filme und geht gern ins Kino. Filme leiht er sich in der Stadtbücherei aus.

Stolz auf das eigene Leben

Eingeschult wurde Tobias 2004 in die Al-brecht-Strohschein-Schule. „Das ist eine staatlich genehmigte Förderschule, die auf der Grundlage der anthroposophischen Heilpädagogik arbeitet“, informiert Angelika Metternich. Nach zwölf Jahren hat Tobias die Schule verlassen, um eineinhalb Jahre in den Oberurseler Werkstätten für Menschen mit Behinderung zu arbeiten. Dann hat er einen Wohn- und Arbeitsplatz in der Heydenmühle in Otzberg, die zwischen Darmstadt und Dieburg liegt, bekommen. „Dort bin ich in der Montagewerkstatt beschäftigt“, berichtet Tobias. Imker liefern Honig an, den die Mitarbeiter reinigen und anschließend zu Platten pressen. „Tobias fühlt sich in der Heydenmühle sehr wohl und ist stolz darauf, „von zu Hause ausgezogen zu sein“, zu arbeiten und sein eigenes Leben mit den Schwerpunkten Arbeit, Sport und Spaß getreu seinem Lebensmotto „alles ist gut“ zu führen. Zweimal im Monat und in den Ferien ist er in Oberstedten. Den Lesern der Oberurseler Woche gibt er mit auf den Weg: „Seid immer bereit für ein Abenteuer!“

Vater Jürgen sagt: „Wir haben viel Zeit und Geduld in die Erziehung und Ausbildung von Tobi investiert. Aber wir haben auch sehr viel zurückbekommen.“ Mutter Angelika fügt hinzu: „Unser Sohn hat eine Grundsturheit, die man akzeptieren muss. Er ist so, wie er ist, und damit gehen wir um. Wir sind froh, dass es damals noch keinen Bluttest gab und wir keine Entscheidung treffen mussten.“

Das seit 2003 durchgeführte Deutsche Down-Sportlerfestival steht für Inklusion durch Selbstvertrauen, Gesundheitsförderung und Gemeinschaft. Hier stehen die Teilnehmer mit Down-Syndrom im Mittelpunkt.

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