Kommunale Frauenpolitik in Zeiten von Corona – virtuell

Schwalbach (sbw). Es waren ungefähr vier Minuten, die am 19. Februar 1919 unser Land veränderten: So lange dauerte die erste Ansprache einer Frau in einem deutschen Parlament. Es war eine Abgeordnete der SPD, die in der Weimarer Nationalversammlung mutig ihre Stimme erhob und zur Belustigung des Plenums ihre Rede mit „Meine Herren und meine Damen“ begann. Ein kleiner Schritt für die Potsdamer Abgeordnete Marie Juchacz, ein großer Schritt für die Frauenbewegung. Dabei betonte die 39-jährige alleinerziehende Mutter selbstbewusst, dass das neue Frauenwahlrecht, das ihren Auftritt möglich machte, kein Grund zur Dankbarkeit sei, sondern „eine Selbstverständlichkeit“! Kein Zweifel, der Kampf um Gleichberechtigung und Frauenrechte ist eine Errungenschaft der Sozialdemokratie. Ihre beiden Fraktionen (USPD und MSPD) hatten nach der Einführung des Frauenwahlrechts sofort mit Abstand den höchsten Frauenanteil.

Gerne sieht sich die Schwalbacher SPD in dieser Tradition, ist es ihr als größter Fraktion des Stadtparlaments doch wieder gelungen, genauso viele Frauen wie Männer auf ihre Wahlliste zu stellen. „Auch das sollte eine Selbstverständlichkeit sein!“, so die SPD-Fraktion. „Und so ist es für uns heutzutage kaum noch vorstellbar, dass Frauen noch vor wenig mehr als hundert Jahren weder wählen gehen durften noch kandidieren konnten!“

Doch mit der „Selbstverständlichkeit“ war es nach dem Ende der Weimarer Republik schnell wieder vorbei: Die Nazis schafften das passive Frauenwahlrecht zwar nicht offiziell ab, aber faktisch wie praktisch. Da ab 1933 keine freien Wahlen und keine anderen Parteien als die NSDAP mehr zugelassen waren, konnten Frauen keine politischen Ämter mehr erlangen. Denn in der NSDAP durften sie zwar einfaches Mitglied sein, aber nicht aufsteigen. Den mühsam erkämpften Internationalen Frauentag ersetzten die Nationalsozialisten kurzerhand durch den Muttertag. Erst 1945, nach dem verlorenen Krieg, kamen die verlorenen Staatsbürgerrechte auch wieder in Frauenhände und -fäuste.

Doch wie sieht es heute aus? Natürlich hat sich sehr viel getan. Wir haben seit vielen Jahren mit großer Selbstverständlichkeit eine Regierungschefin und immer mehr Ministerinnen, Ministerpräsidentinnen und Intendantinnen. Aber nach wie vor verdienen Frauen im Durchschnitt weniger als ihre männlichen Kollegen, nach wie vor gibt es zu wenig Frauen in Führungspositionen, Vorstandsetagen und Aufsichtsräten.

Und was machen Frauen eigentlich in der Kommunalpolitik? Was können sie bei den Jusos bewirken? Und was bedeuten die Veränderungen und Folgen der Corona-Pandemie gerade für Frauen? Aktuelle Fragen, über die die SPD-Kandidaten zusammen mit Nancy Faeser in einer öffentlichen Veranstaltung auf Zoom diskutieren wollen. Alle Schwalbacher und vor allem natürlich die Schwalbacherinnen sind dazu herzlich eingeladen und finden den entsprechenden Teilnahme-Link auf www.spd-schwalbach.de, Facebook und Instagram – am Weltfrauentag, Montag, 8. März, von 18 bis 19 Uhr.



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