Konzertreihe „Klassik gegen Rechts“

Schwalbach (sbw). Die Veranstalter der 2018 ins Leben gerufenen Konzertreihe „Klassik gegen Rechts“, der Verein „Cavalerotti“, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Main-Taunus sowie die Evangelische Limesgemeinde setzen die durch die Pandemie unterbrochene Konzertreihe „Klassik gegen Rechts 2023“ am Sonntag, 26. März, um 17 Uhr in der Evangelischen Limesgemeinde Schwalbach, Ostring 15, fort: „Verfemt! Giacomo Meyerbeer: der Meister der Grand Operá jüdischen Glaubens“.

Es ist ein Gesprächskonzert mit Alexandra Uchlin-Grewis, Mezzosopran, und KaterinaMoskaleva, Klavier, beide Absolventinnen der Hochschule für Musik und Theater Frankfurt. Es rezitiert Kammersängerin Margit Neubauer. Die Moderation übernimmt Rainer Hauptmann.

Giacomo Meyerbeer ist ein Komponist, welcher im 19. Jahrhundert lange Zeit sogar den Ruhm Richard Wagners und Giuseppe Verdis überstrahlte.

Meyerbeer komponierte dramatische Kostümopern größten organisatorischen und künstlerischen Ausmaßes für die Pariser Oper. Der Komponist Richard Wagner verdankte seinen künstlerischen Aufstieg maßgeblich dem Engagement Giacomo Meyerbeers. Später aber, bereits zu Ruhm gelangt, spielte Wagner keine rühmliche Rolle. Meyerbeer war eine Ausnahmeerscheinung im europäischen Kulturleben. Seine Brüder hatten dem Großvater am Sterbebett gelobt, den „Glauben der Väter nicht zu verlassen“. Aggressive antisemitische Anfeindungen waren die Folge des mutigen Bekenntnisses. Der Judenhass verstummte nicht einmal angesichts der großen, rauschenden Opernerfolge.

Meyerbeer – ein sensibler, feinsinniger, gebildeter Mann – hatte letztendlich dem Druck der Kränkung und Beleidigung nichts entgegenzusetzen. Somit bildeten sich zunehmend Neurosen, vegetative Störungen und psychosomatische Beschwerden heraus.

Der Hauptschlag Richard Wagners, an Meyerbeer und Mendelssohn verübt, ließ nicht lange auf sich warten. „Das Judenthum in der Musik“, in den Jahren 1850 und 1869 verfasst, ist ein Dokument proto-faschistischen Rassenhasses höchsten Grades im Kulturbereich. Es gelang ihm und seinen „Jüngern“, Ansehen und Werk der jüdischen „Widersacher“ Giacomo Meyerbeer und Felix Mendelssohn Bartholdy für den deutschen Kulturraum schleichend zu entsorgen.

Im NS-Staat hatte Meyerbeers Musik zu schweigen. Nach 1945 erfuhr sie, im Gegensatz zu Mendelssohn, Mahler, Korngold und Offenbach, auch keine Rehabilitation. Somit müssen dessen Werke heute für das Opernrepertoire als verloren gelten.

Natürlich steht es nicht in der Macht der Veranstalter von „Klassik gegen Rechts“, etwa nachhaltig eine Renaissance des Meyerbeerschen Werkes zu bewirken. Aber zumindest hoffen die Veranstalter, die Zuhörer für Elemente subtiler antisemitischer Rhetorik – damals wie heute – zu sensibilisieren und auch Neugierde zu wecken für die „Terra inkognita“ der Opern Meyerbeers, welche zumindest als CD-Aufnahmen heute vorliegen.

Der Abend soll auch dem Angedenken an den ehemaligen Kollegen der Veranstalter, Hans-Joachim Übelacker, gewidmet werden. Hans-Joachim Übelacker gestaltete im Januar 2018 sowie in den Folgejahren, gemeinsam mit Rainer Hauptmann, den Wort- und Sprach-Anteil der „Klassik gegen Rechts“-Konzerte. Er verstarb im Juli vergangenen Jahres.

Kontakt zum Verein „Die Cavalerotti“ können Interessierte unter Telefon 069-61995796 oder per E-Mail an cavalerotti[at]web[dot]de aufnehmen.



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