Die „Alte Dorfmitte“ soll schöner werden

Steinbach (HB). Im Stadtparlament wurden am Montag die Weichen für Steinbach im Jahr 2030 gestellt. Alle vier Fraktionen stimmten geschlossen für ein Entwicklungskonzept, das die „Alte Dorfmitte“ schöner, abwechslungsreicher und spannender machen soll. Mit Unterstützung von Bund und Land werden in den kommenden acht Jahren bis zu 15 Millionen Euro öffentlicher Gelder investiert. Im Kerngebiet gibt es 288 Liegenschaften, deren Eigentümer die öffentliche Förderung privater Projekte nutzen werden.

Es klingt wie ein Märchen, aber die Geburtsstunde der Stadterneuerung schlug tatsächlich im Sommer 2019 mit dem Einsturz des Dachstuhls im Hinterhof der Stadtbücherei in der Bornhohl. Die Geschichte hat Bürgermeister Steffen Bonk am Montagabend auch für die 30 Zuschauer erzählt, die zur Sitzung des Stadtparlaments in das Bürgerhaus gekommen waren. Damals, vor drei Jahren, eröffnete sich ganz plötzlich eine Blickachse zur mittelalterlichen St. Georgs-Kirche, dem ältesten Bauwerk der Stadt. Bürgermeister und Bauamtsleiter Alexander Müller waren sich einig, zwischen Bornhohl und Kirchgasse einen Ort mit Aufenthaltsqualität vor historischer Kulisse schaffen zu wollen. Deshalb traf es sich gut, dass die Bundesregierung gerade ein Programm zur Vitalisierung urbaner Zentren aufgelegt hatte. Die Stadt bekam den Zuschlag, und jetzt, zwei Jahre später, präsentierte sie ein 170-Seiten-Papier eines Fachbüros aus Kaiserslautern, das konkrete Handlungsschritte zur städtebaulichen Entwicklung im Untersuchungsgebiet enthält.

Die Diskussion darüber hat der Bürgermeister in den vergangen Wochen mit jeder einzelnen Fraktion geführt. Die Politiker fühlten sich ausreichend informiert, verzichteten auf die Beratung im Bauausschuss und winkten die Magistratsvorlage durch. Die Umsetzung der Vorschläge, die Priorisierung der Einzelprojekte steht ohnehin erst bei den jeweiligen Haushaltsberatungen an. In den kommenden acht Jahren müssen jeweils 500 bis 600 000 Euro an städtischen Mitteln für das Entwicklungsgebiet bereitgestellt werden.

Die Bürgerbeteiligung läuft schon auf vollen Touren. Zunächst wurden die Grundstückseigentümer eingebunden und danach eine Steuerungsgruppe für das Gesamtprojekt installiert. In ihr sind Gewerbeverein, Vereinsring, die christlichen Gemeinden, der Bürgermeister, sein Stellvertreter Lars Knobloch und Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski vertreten. Im Spätsommer wird eine Bürgerversammlung einberufen. An welcher Ecke das Entwicklungsprogramm begonnen wird, hängt von den Grunderwerbsbemühungen der Kommune ab, die im Quartier „Am Alten See“ bereits angelaufen sind. Die Planer aus der Pfalz haben Leitlinien abgesteckt und der Stadt empfohlen, sich zunächst den baulichen Altlasten wie dem Gehöft in der Kirchgasse und dem hinfällig wirkenden Wohnhaus in der unteren Bornhohl zu widmen. Das Konzept enthält überdies den Ratschlag, den Steinbach als Bachlauf offenzulegen und einen Bolzplatz mit Kunstrasen in zentraler Lage zu bauen.

Es gibt zwar noch keinen Fahrplan, doch Priorität genießt der Stadtraum in Kirchgasse, auf dem Freien Platz und in der Bornhohl, die in alten Zeiten die Hauptstraße des Bauerndorfes war, dessen erste urkundliche Erwähnung aus dem 8. Jahrhundert stammt. Der Bürgermeister meint, es sei an der Zeit, dass sich die Stadt um ihr historisches Erbe kümmere und in alle Projekte den Umweltschutz, die Klimaerwärmung und den Nachhaltigkeitsgedanken einbeziehe. Auf der Blickachse zwischen Bornhohl und Kirchgasse soll unterhalb der alten Mauer ein Platz entstehen, mit Bäumen bepflanzt und nutzerfreundlich möbliert. Das Viertel ist zum Kulturraum erklärt worden, in dem der Heimathof oberhalb der Kirche im Mittelpunkt steht. An einer Wegeverbindung vom Alten See zur Bornhohl wird gearbeitet. Der Entwicklungsplan schließt auch ein Altenheim am Zwingerweg, verbunden mit einer Verkehrsanbindung zur Bahnstraße ein. Im Zug der Rathaussanierung hält das Büro eine historische Fassade aus der Zeit des alten Schulhauses für möglich.



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