Ananas, Musketier und Pharao kapitulieren

Bürgermeister Steffen Bonk (l.), Erster Stadtrat Lars Knobloch und Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski ergeben sich den Narren und rücken als Friedensangebot die mit Kreppeln gefüllte Stadtkasse heraus.Foto: csc

Von Christine Šarac

Steinbach. Vieles hatte Bürgermeister Steffen Bonk probiert, um den Rathaussturm dieses Mal für sich zu entscheiden. Kamelle zur Beruhigung der närrischen Invasoren vom Fenster des Sitzungssaales hinunterwerfen, dagegenhalten – zumindest verbal, aber die Kapitulation war dennoch unvermeidlich. Sie geschah jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen und einem „Staabach Helau“, lauthals geschmettert. Nun haben die Narren offiziell das Regiment in der Stadt übernommen.

Doch bis es so weit kommen konnte, ging einiges voraus. Selbstverständlich stellte sich Harald Glocksin, Sitzungspräsident des Steinbacher Carnevals Club (SCC), nicht allein dem Projekt „Machtübernahme“. Er hatte sich Verstärkung geholt. Nicht nur sein eigener Verein, (SCC), auch die Narren des Kultur- und Geselligkeitsvereins „Die Staabacher Pitschetreter“ und die Tanzgarde 08 unterstützten die Mission. Hinzu kam das Oberurseler Prinzenpaar Yvonn I. und Patrick I..

Die schweren Geschütze in Form einer Kanone namens „Alter Fritz“ fuhr der Kappen-Club Niederhöchstadt diesmal nicht auf. Sie kam in Schwalbach zum Einsatz, denn dort wurde parallel ebenfalls das Rathaus gestürmt. Dennoch hatten die Narren aufgerüstet. Die Abteilung Böllerschützen der Cronberger Schützengesellschaft hatte drei Pistolen mitgebracht, die den Forderungen der Narren „Wumms“ verliehen. „Toll, dass die Kronberger Schützen sich bereit erklärt haben uns zu unterstützen“, freute sich der Präsident des SCC, Thomas Kilb. Aber noch dachte Bonk nicht ans Aufgeben. Auch er hatte Unterstützer um sich geschart. Die fand er beispielsweise in Pharao Tutanchamun (Erster Stadtrat Lars Knobloch), einem Musketier namens Jürgen Galinski (Stadtverordnetenvorsteher) und vielen anderen Stadtverordneten, die zur Verteidigung herbeigeeilt waren. Sie hatten sich vorher noch mit einem dreifachen „Staabach Helau“ siegessicher auf den Ansturm eingestimmt.

Schon tönte es von unten herauf. „Da simma widda hört gut zu. Mit närrische Truppe zoge mer vors Rathaus durch die Gasse, um hier herauszuhole de Chef samt de Stadtkasse.“ Da lugte Steffen Bonk im Ananas-Kostüm aus dem Fenster heraus und erwiderte: „Froh sein, könnt ihr, dass wir sanieren die Straße, damit ihr euch lauft an de Füß kei Blase.“ Und nach einem weiteren Wortgeplänkel wurde erneut scharf geschossen. „Ihr macht ja wirklich nicht lang Faxe, des Knalle ging uns in die Haxe. Wir zittern hier im Sitzungszimmer und hinner mir da gibt’s Gewimmer“, gab Bonk zu. Das war Wasser auf die Mühlen von Harald Glocksin. „Die Pistolen knallen ein letztes Mal, jetzt hast du einfach keine Wahl, leg du nun hier dein Zepter nieder, in Staabach regiert die Narretei nun wieder.“ Prompt schwang Lars Knobloch auch schon die weiße Fahne. Die Kapitulation kam schneller als gedacht, denn Bonk rief herunter. „Wir brauchen noch ein bisschen, wir haben noch so viele Kamelle übrig.“ Und die flogen dann auch zur Freude der Kinder massenweise aus dem zweiten Stock auf den Rathausvorplatz hinunter.

Schließlich war der große Moment gekommen, Jürgen Galinski und Lars Knobloch trugen die rote Stadtkasse aus dem Rathaus. Auf der Innenseite des Deckels war beim Öffnen zwar das Wort „leer“ zu lesen, doch das entsprach nicht der Wahrheit. 300 Kreppel, die Hausmeister Lahsen Maach besorgt hatte, warteten darauf, an die hungrigen Narren verteilt zu werden. Steffen Bonk übergab daraufhin feierlich den schweren Rathausschlüssel an Harald Glocksin, der ihn wie eine Trophäe durch die Luft schwenkte, und die Narren applaudierten begeistert. Anschließend zogen sie weiter zum Bürgerhaus und dort wurde weitergefeiert.

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