Beule der Schmiede sorgt für Unbehagen

Beule in der Backsteinwand: Die alte  Schmiede neben dem Kirchhof wird unter Einhaltung von Denkmalschutzvorgaben aufgepäppelt.     Foto: HB

 

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Vor der St.-Georgskirche gibt es immer noch eine Sperrzone inklusive Ruhebank. Doch die Gefahr, dass von der Front der alten Schmiede Backsteine niedergehen und Kirchgänger verletzen, ist offenbar gebannt. Gottesdienst findet im ältesten Bauwerk der Stadt wegen Corona seit März ohnehin nicht statt.

Die einstige Schmiede, Kirchgasse 7, steht schon lange neben dem Gotteshaus. Bislang war es ein friedliches Nebeneinander. An der Backsteinwand, die sich bis in die Dachspitze hochzieht, gab es nichts auszusetzen. Bis zu jenem Tag Ende Juli, als sich besorgte Blicke auf eine Beule im Mauerwerk richteten. Baufachleute wollten Einsturzgefahr nicht ausschließen, weshalb der angrenzende Kirchenvorplatz vorsorglich mit rot-weißen Gittern abgesperrt wurde.

Das Anwesen neben dem Kirchhof gehört der städtischen Bürgerstiftung, deren Verwaltungsrat Bürgermeister Steffen Bonk vorsteht. Es wurde der Kommune vererbt. Das Rathaus beauftragte umgehend einen Gutachter, der die Backsteinfront, hinter der früher heiße Eisen geschmiedet wurden, unter die Lupe nahm. Er fand heraus, dass hölzerne Dachbalken das Mauerwerk nach außen gedrückt haben. Mittlerweile wurde die Wand entlastet. Es bestehe keine Einsturzgefahr mehr, gibt der Bürgermeister Entwarnung.

Kulturmeile Kirchgasse

Die Kirchgasse 7, Wohnhaus und Schmiede, genießt Ensembleschutz, weshalb bauliche Eingriffe, also die Begradigung der Backsteinwand, von der Denkmalbehörde des Hochtaunuskreises genehmigt werden müssen. Die gegenüberliegende Giebelseite, die in den Innenhof weist, besteht aus Holzbrettern. Der Stadt wäre es am liebsten, wenn beide Wände aus dem gleichen Material gefertigt wären. Diese Position hat die Kommune auch gegenüber der Behörde vertreten, doch auf eine Entscheidung wartet sie noch.

Die Kirchgasse 7 spielt in den Plänen der Stadt eine wichtige Rolle. Unter dem Begriff Heimathof gehört die Liegenschaft zu den geschichtsträchtigen Immobilien, mit denen sich die Stadt um Aufnahme in das Programm zur Entwicklung und Belebung historischer Ortskerne beworben hat. Falls sie damit Erfolg hat, soll die Kirchgasse mit Zuschüssen von Bund und Land zur Kulturmeile aufgemöbelt werden. Die Schmiede könnte zur Kleinkunstbühne mutieren und das benachbarte, ziemlich vernachlässigte Haus das Heimatmuseum aufnehmen. Im Herbst fällt die Entscheidung, und der Bürgermeister glaubt, Steinbach verfüge im Stadtkern über alte, aber unscheinbare Bausubstanz und deshalb genau das Anforderungsprofil, um sich für das Förderprogramm zu empfehlen.



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