Kleine Bombe – große Wirkung

In dieser Baugrube am Römerweg wurde die Phosphorbombe freigelegt. Foto: HB

Steinbach (HB). Am Alten Cronberger Weg war schon viel los, als hier noch niemand gewohnt hat. Damals, im Frühjahr 2016, wertete dss Landesdenkmalamt geomagnetische Messungen auf dem 9000 Qaudratmeter großen Areal aus. Danach schickte es ein Archäologenteam los, um Fundstücke aus der Steinzeit zu sichern. Damals entdeckte man vier Brandgräber mit Urnenresten. Jetzt wurde eine Brandbombe ausgegraben und die ganze Siedlung evakuiert.

Oberhalb der Sodener Straße sind mittlerweile neun Einfamlienhäuser gebaut worden, die bis auf einen Rohbau alle bewohnt sind. Sie stehen beiderseits des Römerwegs, der an einen Bauernhof errinnert, der nicht weit von hier bis ins dritte Jahrhundert bewirtschaftet wurde. Mitte vergangenener Woche war ein 25 Jahre alter Baggerfahrer mit dem Ausheben der Baugrube auf dem nördlichen Eckgrundstück beschäftigt. Plötzlich kam weißer Rauch aus der vier Meter tiefen Grube, als hätte er eine Nebelkerze freigelegt. Worauf der Maschinist die Bombe zuschaufelte und die Polizei informierte. Die schickte die Feuerwehr los, von der die Sodener und die Niederhöchstädter Straße abgespertt wurden – auch die Feldwege machte sie dicht. Inklusive der Verstärkung aus Stierstadt waren 30 Feuerwehrleute im Einsatz

Sie beeilten sich, die Häuser am Römerweg zu räumen, klingelten auch an der Tür eines IT-Fachmanns aus Südindien und forderten die dreiköpfige Familie zum Verlassen der Doppelhaushäfte auf. „Einen Moment hatte ich Angst,“ erinnert sich der 34-Jährige. Er musste schnell handeln und konnte lediglich den Türschlüssel mitnehmen. Nach wenigen Minuten waren alle Quartiersbewohner hinter der Fußgängerampel in der Sodener Straße versammelt. Später suchten sie den Gemeinschaftsraum in der Wohnanlage Kronberger Straße 2 auf. Die multifunktionale Einheit des DRK übernahm die Verpflegung der rund 30 evakuierten Personen. Nach knapp zwei Stunden konnten die Bewohner in ihre Häuser zurückkehren.

Derweil hatten die Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes Hessen das rauchende Objekt als eine 14 Kilogramm schwere Phosphorbombe mit Aufschlagzünder identifiziert. Beim Kontakt mit Sauerstoff beginnt die Chemikalie zu reagieren. Für den Sprengstoffexperten war es ein Kinderspiel, die 50 Zentimeter lange Bombe britischer Herkunft in einem Behälter zu isolieren. Stadtbrandinspektor Matthias Bergmann vermutet, dass sie bei dem schweren Luftangriff in der Nacht zum 25. August 1942 auf die Region abgeworfen wurde. Seinerzeit wurde auch die Schule, die sich im heutigen Rathaus befand, getroffen.

In der Baugrube setzte ein 52-jähriger Baggerfahrer am Wochenanfang die Baggerschaufel wieder, um weitere zwei Meter Erdreich abzutragen. Er weilte vergangene Woche im Urlaub, ansonsten wäre er auf den Sprengsatz gestoßen. Er hat Erfahrung mit Blindgängern aus dem Weltkrieg, legte sogar schon eine Fünf-Zentner-Bombe frei Er buddelt die Tiefgarage für das Haus mit den Eigentumswohnungen aus. Damit wird das Baugebiet komplettiert.



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