Steinbach sitzt im Dunkeln

Steinbach (HB). Man konnte die Uhr danach stellen: Am Samstag, Schlag halb neun Uhr abends, hat die Süwag den Stecker gezogen und Steinbach zur Dunkelstadt gemacht. Eine Stunde lang herrschte Finsternis auf der Gass – keine totale, denn Ampeln, Leuchtreklamen, Supermärkte, Apotheken und Tankstellen waren am Netz und vermittelten das Gefühl, sich auf urbanem Terrain und nicht auf einer Landstraße im Hintertaunus zu bewegen.

Wer sich draußen aufhielt, wer ein wenig Grusel-Atmosphäre erleben wollte, blieb an Bordsteinen hängen oder geriet auf den Treppen des Avertinplatzes ins Stolpern. Steinbach war zum ersten Mal bei der „Earth Hour“ dabei, die von der World Wide Fund For Nature (WWF) erfunden hat, „um dem gebeutelen Planeten eine Atempause zu verschaffen. Wenn überall auf der Welt die Lichter ausgehen, dann stoßen die Stromfabriken weniger Treibhausgase aus. Es sind bald 400 Städte aus knapp 200 Ländern, die mitgemacht haben.

In Zeiten der Coronakrise besitzen die meisten Steinbacher aber keine Antenne für solche Umweltschutz-Symbolik. Bürgermeister Steffen Bonk hatte seine Mitbürger gebeten, die Beleuchtung und den Fernseher auszuschalten, doch als der Hebel auf „Aus“ stand, blieben die Hochhausfassaden hell erleuchtet. In der Niederhöchstädter Straße, in Herzberg- und Berliner Straße standen keine Kerzen in den Fenstern. Der Energieversorger teilte mit, in der Stadt habe man 931 „Lichtpunkte“ ausgeknipst, darunter 719 Natrium-Dampf- und 200 LED-Lampen. Durch die einstündige Betriebspause wurden knapp 80 Kilowattstunden eingespart. Das entspricht 29 Kilo CO2 oder dem achttägigen Stromverbrauch einer Durchschnittsfamilie. Immerhin!



X