„Wohnungsbauprogramm“ für Sulzbacher Mehlschwalben

Mit dem Hubsteiger ging es für Klemens Fischer vom NABU Bad Soden ca. sieben Meter in die Höhe, um die „Kunstnester“ unter dem Dach befestigen zu können. Foto: Scholl

Bad Soden/Sulzbach (Sc) – Es gibt den schönen Satz: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ – mehrere dagegen schon! Gerade in Pandemiezeiten freuen sich viele Bürger*innen über die nun anstehende Rückkehr der kleinen gefiederten Freunde.

Auch die Sulzbacher Mehlschwalben sind bereits auf dem Rückweg aus ihren Winterquartieren, allerdings werden es von Jahr zu Jahr weniger, denn es herrscht akute Wohnungsnot. Erfreulicherweise finden die Vögel rund um Sulzbach genügend Nahrung – sprich Insekten, aber es mangelt an geeignetem Baumaterial für die Nester.

Anders als ihre Verwandten, die Rauchschwalben, brüten Mehlschwalben nicht in Viehställen mit offenen Fenstern, sondern bauen ihre Nester am liebsten direkt am Haus unter einem Vordach. Dazu brauchen sie zur richtigen Zeit feuchten Lehm – doch woher nehmen, wenn der April wieder viel zu trocken wird? Oder wenn der Frühsommer extrem heiß wird? Ist dies der Fall, fallen viele Mehlschwalbennester herunter und in der Regel ist die Brut dann verloren, denn für ein zweites Nest und Gelege ist es oft zu spät.

Genau dieses Szenario spielte sich im vergangenen Jahr auch in der Hauptstraße am Haus Nr. 5 ab. Direkt über „Cemals Laden“ mit der Poststelle kann man auch heute noch die Stellen begutachten, wo die Schwalbennester saßen, die bei Sturm oder aufgrund schlechter „Bausubstanz“ herunterfielen. Nur eines von fünf Naturnestern hatte die Hitze und den Sturm des letzten Jahres überstanden. In solchen Fällen können Kunstnester aus Holzbeton eine sinnvolle Lösung sein. „Wir haben davon in den letzten Jahren rund 60 Stück angebracht – mit großem Erfolg“, erklärte Klemens Fischer vom NABU Bad Soden den Grund für die anstehende Aktion. „Fast überall sind junge Mehlschwalben in ihren neuen ‚Wohnungen‘ geschlüpft.“ Natürlich müssen die Hausbesitzer diesem besonderen „Wohnungsbauprogramm“ zustimmen. Es ist nämlich damit zu rechnen, dass während der Brut- und Fütterungszeit immer mal ein paar „Hinterlassenschaften“ der ein- und ausfliegenden Vögel herunterfallen. Zudem muss es schon Nistversuche am Haus oder in der Nachbarschaft gegeben haben, denn nur dann haben Kunstnester bei den Koloniebrütern auch Aussicht auf Erfolg und die Hausbewohner können sich an dem Gezwitscher der „Glücksbringer“ mit dem hellen Bauchgefieder erfreuen. „Wir waren überrascht, dass wir in Sulzbach noch an einigen Häusern alte Mehlschwalbennester gefunden haben“, freute sich Fischer. „Zudem unterstützt uns die Untere Naturschutzbehörde des MTK bei solchen Projekten.“

Glücklicherweise sind die Eigentümer der Sulzbacher Poststelle, Cemal Gülbeyaz und Stephanie Gapp-Gülbeyaz, begeisterte Schwalbenliebhaber. Weil auch der Hauseigentümer gleich zugestimmt hatte, konnte der NABU auf Vermittlung von Dr. Carl-Christoph Hedrich dort in der vergangenen Woche vier Schwalbennester anbringen. Mit einem sogenannten Hubsteiger ging das recht schnell, aber leider nicht ganz ohne Kosten, die in diesem Fall vom NABU Bad Soden übernommen wurden.

Vielleicht haben ja noch weitere Sulzbacher Hausbesitzer Interesse daran, dass Sulzbach ein „Schwalbendorf“ bleiben kann?

Mit einen Foto des Hauses können sich die Vogelliebhaber gerne zeitnah per E-Mail an den NABU Bad Soden (nabu.bad-soden[at]gmx[dot]de) wenden und dadurch vielleicht dazu beitragen, dass auch in Zukunft Mehlschwalben auf den Dächern und ihre rasanten Flüge am Himmel zu sehen sein werden.

Um arterhaltende Projekte, wie die der „Wohnortsicherung“ für die Mehlschwalben, durchführen zu können, freut sich der NABU immer über Spenden und natürlich über neue Mitglieder, die sich in lokalen Projekten engagieren möchten.

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