Freimaurerloge „Zur Freiheit“ feiert 50-jähriges Bestehen

Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr begrüßt die Gäste in der Schlosskirche anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Freimaurerloge. In der ersten Reihe (3. v. r.) hat Komponist und Logenmeister Patrik Bishay Platz genommen. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). Erklingen die berühmte Arie „O Isis und Osiris“ aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ und Louis Arm-strongs nicht minder bekannter Song „Hello Brother“, kommt dem Hörer als Gemeinsamkeit dieser legendären Musikstücke zuerst in den Sinn, dass beide Paradestücke der Gesangsliteratur für die sonore Bass-Stimme sind. Beim Festkonzert zum 50-jährigen Bestehen der Bad Homburger Freimaurerloge „Zur Freiheit“ in der Schlosskirche führte das abwechslungsreiche Programm „Aufbruch zum Licht – Freimaurermusik aus vier Jahrhunderten“ aber noch eine andere Verbindung der dargebotenen Stücke vor: Viele bekannte Komponisten und Musiker gehörten und gehören Freimaurerlogen an – von Wolfgang Amadeus Mozart, Giacomo Meyerbeer und Jean Sibelius über Duke Ellington und Louis Armstrong bis hin zu Patrik Bishay.

Das Festkonzert, zu dem Logenbrüder aus ganz Deutschland sowie Vertreter von Stadt und Kreis und musikbegeisterte Bürger gekommen waren, bot erstklassige Musik; ein Höhepunkt war die Uraufführung des Stücks „Aufbruch zum Licht“, komponiert anlässlich des Jubiläums der kurstädtischen Loge von dem in Bad Homburg lebenden Komponisten Patrik Bishay und aufgeführt vom Kammerchor der Erlöserkirche, dem Bass Nicolas Ries und einem Kammerorchester unter Leitung von Kantorin Susanne Rohn.

Der 1975 geborene Patrik Bishay, international bekannter und mehrfach ausgezeichneter Komponist und Arrangeur zeitgenössischer Orchester- und Band-Musik und derzeit als „Meister vom Stuhl“ Vorsitzender der Bad Homburger Freimaurerloge, führte durch das Programm. Er ließ jeweils Logenbrüder zu den Stücken „Finlandia: Hymne“ von Sibelius, den Sarastro-Arien aus Mozarts Zauberflöte, dem „Pater Noster“ des Opernkomponisten Meyerbeer und berühmten Songs der US-amerikanischen Jazzmusiker Armstrong und Ellington sprechen. Die Konzertbesucher erfuhren in diesen individuellen und intuitiven Kurzinterpretationen der Musikstücke nicht nur etwas über die Herangehensweise des freimaurerischen Denkens an intellektuelle und menschliche Herausforderungen – „sich inspirieren lassen von der Andersartigkeit des Anderen und auf der Suche sein nach dem eigenen Platz im Universum, nach Gemeinschaft in Toleranz und Respekt, nach Freiheit, Spiritualität und Harmonie mit dem eigenen Selbst und dem idealen Ziel Mehr Menschlichkeit für alle Menschen“, wie Logenmeister Bishay es anfangs formuliert hatte.

Im Hören der zugrundeliegenden Texte wurden auch zentrale Werte und Symbole der Freimauerei deutlich – besonders in Mozarts Arien, dessen Sarastro als Abbild des Logenmeisters von Mozarts Wiener Loge gilt, in Jean Sibelius’ musikalischen Bildern seiner Heimat Finnland, worin der Freimaurer 1899 mit „Finlandia“ eine Art musikalisches Nationalepos schuf, oder in Patrik Bishays Komposition „Aufbruch zum Licht“, in der Texte von Freimaurern wie Karl May, Johann Wolfgang von Goethe, Rainer Maria Rilke und Friedrich Hölderlin vertont sind. Der Kammerchor der Erlöserkirche, Bassist Nicolas Ries und ein neunköpfiges Ensemble musizierten Bishays Jubiläums-Komposition, die von dramatischen bis hin zu luziden Klangstücken reicht, die mit Titeln wie „Mehr Licht!“, „Ein Frühlingswind“, „Symbolum“ und „Sonnenkraft“ überschrieben sind und in ihrer impulsiven Kraft an die „Carmina Burana“ von Carl Orff erinnerten, einfühlsam und nuancenreich.

Die Freimaurerei, die ihre Wurzeln im frühen 18. Jahrhundert in England hat und deren philosophischer Unterbau von aufklärerischen Gedanken geprägt ist, fand in Homburg unter der Herrschaft des hessen-homburgischen Landgrafen und Freimaurers Friedrich V. (1748-1820) Anhänger, die im Jahr 1817 die Loge „Friedrich zum Nordstern“ gründeten; unter den damals 22 Mitgliedern waren Apotheker, Hofmaler, Fabrikanten, Gymnasialdirektoren, Kaufleute, Handwerker und mehrere Pfarrer – jedoch nicht der Landgraf selbst. Nach dessen Tod 1820 löste sich diese Loge auf, doch mit dem Aufschwung des Bädertourismus tauschten sich freimaurerische Kurgäste und Bürger von 1863 bis 1933 in einem „Freimaurerkränzchen“ aus.

Nach der Zeit des Nationalsozialismus, in der das Freimaurertum verboten war, gründete sich erst 1972 wieder eine Loge mit dem Namen „Zur Freiheit“, die in der Orangeriegasse ihr Domizil hat. Die Freimaurerlogen weltweit vereinigen Männer in einer bruderschaftlichen Form durch ehrwürdige rituelle Handlungen, wobei im Austausch geistige Vertiefung und Persönlichkeitsfindung angestrebt werden. „Üblicherweise suchen die Logen nicht die Öffentlichkeit, doch die Jubiläumsfeier der Loge ‚Zur Freiheit‘ fördert das bessere Verständnis ihrer Arbeit: unser aller gemeinsamen Aufgabe, an einer besseren Welt und guten Zukunft zu arbeiten“, sagte der Erste Kreisbeigeordnete Thorsten Schorr zu Beginn der Veranstaltung in der Schlosskirche. Zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten hatte Oberbürgermeister Alexander Hetjes die Geschichts- und Kunstausstellung über die Freimaurerloge in der Bad Homburger Stadtbibliothek mit eröffnet.

!Die Ausstellung zum 50. Bestehen der Bad Homburger Freimaurerloge, die auch Kunstwerke zeitgenössischer Freimaurer-Künstler zeigt, ist noch bis Mitte November in der Stadtbibliothek, Dorotheenstraße 24, zu sehen; Eintritt frei. Das 2017 erschienene Buch „Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg und die Freimaurer“ ist bei der Verwaltung Staatliche Schlösser und Gärten Hessen erhältlich.



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