Kelkheimer Stadtparlament beschließt Katzenschutzverordnung – Ein Erfolg für den Tierschutz

Straßenkatzen erleben viel Leid. Um in Zukunft das Problem der Streuner in den Griff zu bekommen, hat das Kelkheimer Stadtparlament die Schaffung einer Katzenschutzverordnung beschlossen.Foto: pixabay.com

Kelkheim (ju) – Es ist ein großer Tag für den Tierschutz in Kelkheim. Nach jahrelangem Einsatz hat das Stadtparlament endlich entschieden, eine Katzenschutzverordnung zu erarbeiten. Für Irene Schimmelpfennig und ihre Mitstreiterinnen von der Katzenschutzinitiative ist das ein echter Durchbruch. Sie haben lange für diesen Moment gekämpft, haben unzählige Argumente geliefert, traurige Schicksale dokumentiert und immer wieder darauf hingewiesen, dass etwas passieren muss. Nun ist klar: Die Stadt wird handeln.

Lange Ungewissheit – dann der einstimmige Beschluss

Dass der Beschluss jetzt doch so schnell getroffen wurde, lässt aufhorchen, war doch die Skepsis des Bürgermeisters Albrecht Kündiger bei der Sitzung des Ausschusses für öffentliche Sicherheit Anfang Februar noch groß. Der Rathauschef (ukw) hatte noch aktuelle Zahlen zu streunenden Katzen angefordert, um den Handlungsbedarf besser einschätzen zu können. Doch dann kam die überraschende Wendung: Das Parlament stimmte einstimmig für die Erarbeitung der Verordnung. Ein klares Signal für den Tierschutz!

Für Irritation sorgte zuvor eine Stellungnahme aus der Nachbarstadt Hofheim, die Kelkheim um Erfahrungswerte gebeten hatte. Dort wurde zwar bereits im April 2024 eine ähnliche Verordnung beschlossen, aber bisher nicht umgesetzt. Die Hofheimer Verwaltung sah sogar keinen Handlungsbedarf, was Kelkheims Tierschützer nur den Kopf schütteln ließ. Denn die Realität spricht eine andere Sprache: Die Hofheimer Initiative berichtete, dass allein im letzten Jahr über 350 Streunerkatzen eingefangen wurden – viele von ihnen in einem grauenhaften Gesundheitszustand.

Leidende Katzen, volle Tierheime – die Not ist offensichtlich

Auch in Kelkheim ist die Situation dramatisch. Irene Schimmelpfennig berichtete im Ausschuss von 13 Katzen, die zuletzt an der Stadtgrenze am Hof Hausen eingefangen wurden. Da das Kelkheimer Tierheim überfüllt war, mussten sie im Tierheim Sulzbach untergebracht werden. Schon das allein sei ein eindeutiger Beweis dafür, dass Kelkheim eine Katzenschutzverordnung dringend brauche.

Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2023 wurden 24 herrenlose Katzen gefunden und 74 Tiere abgegeben – und die Lage hatte sich 2024 weiter zugespitzt. Doch Bürgermeister Kündiger und Ordnungsamtsleiter Torsten Kleipa hatten den Bedarf anfangs infrage gestellt. Sie argumentierten, dass eine Verordnung nur gerechtfertigt sei, wenn das Leiden der Tiere wirklich erheblich sei. Das sorgte für scharfe Kritik.

Doris Salmon (ukw) stellte damals im Ausschuss empört fest: „Ich kann nicht verstehen, wie hier zwei Männer sitzen, die sich mit Händen und Füßen wehren, wo die Tierschützer doch eindeutig Handlungsbedarf sehen.“ Bei anderen Themen würden Fachleute hinzugezogen – warum also nicht auch hier? Sabine Heffter (CDU) ging da noch ein Stück weiter: „Wenn ich höre, dass Tiere qualvoll sterben, wozu brauche ich dann noch Zahlen? Wie viele müssen noch sterben, bevor wir handeln?“ Sie forderte eine sofortige Abstimmung – und bekam Unterstützung von Robert Wintermayr (Freie Wähler Kelkheim), der eine Katzenschutzverordnung für selbstverständlich hielt.

Ein Schutz für alle Katzen – und eine klare Botschaft an Halter

Der Antragsteller Michael Hellenschmidt (SPD) betonte, dass es nicht nur darum gehe, verwilderte Katzen zu schützen. Die Verordnung sei auch ein dringender Appell an Katzenhalter, ihre Tiere kastrieren, impfen und registrieren zu lassen. „Wir erwarten, dass die Bürger auf ihre Freiläufer aufpassen.“

Bürgermeister Kündiger kündigte an, diesen Appell an die Kelkheimer Bevölkerung direkt weiterzugeben. Allerdings warnte er im Ausschuss davor, dass eine Verordnung nicht nur eine Empfehlung sei, sondern auch kontrolliert werden müsse und in die Rechte der Bürger eingreife. Ordnungsamtsleiter Kleipa fügte hinzu, eine solche Maßnahme sei das „letzte Mittel“ und dürfe nur angewendet werden, wenn die Notlage eindeutig sei.

Doch Schimmelpfennig ließ sich davon nicht beirren. Sie schilderte eindringlich, wie verwilderte Katzen frierend in Scheunen und auf Straßen sterben, weil sie nirgends mehr aufgenommen werden können. „Man kann nicht einfach behaupten, dass es kein Problem gibt.“

Für die Tierschützer bedeutet die neue Verordnung mehr als nur ein Verwaltungsakt. Sie schafft Rechtssicherheit für diejenigen, die sich Tag für Tag für das Wohl der Tiere einsetzen. Und Schimmelpfennig macht klar: Sie und ihre Mitstreiter werden nicht nachlassen. „Wir werden weiterfangen, kastrieren und bezahlen.“

Der positiven Entscheidung im Stadtparlament ging eine weitgehend ausgewogene Aussprache vorweg. Michael Hellenschmidt erinnerte nochmal daran, dass Irene Schimmelpfennig und ihre Mitstreiter seit Jahren um die Verordnung kämpfen. „Da kommt eine Initiative aus der Bürgerschaft, ein konstruktiver Vorschlag wurde unterbreitet und ich denke, wir sollten einfach mal Danke sagen. Danke für die Geduld, die die Entscheidungsfindung benötigt hat.“

Kündiger erklärte, dass die Verordnung jetzt gemeinsam mit dem Tierschutzverein erarbeitet werde und er war sich nicht zu fein, zuzugeben, dass er in dieser ganzen Diskussion kräftig dazugelernt habe, was schlussendlich auch sein Umdenken erklärte.

Lob gab es ebenfalls von Doris Salmon, die bedauerte, dass es viel zu lange gedauert hätte, aber durch die konstruktive Arbeit im Fachausschuss eine gute Entscheidung für den Tierschutz getroffen worden sei. „Wir vertrauen der Expertise der Fachleute und brauchten nicht noch mehr und mehr Zahlen. Es ist gut und richtig, dass diese Verordnung letztendlich beschlossen wurde.“ Lob gab es von ihr auch für die Stadt, die proaktiv eine Informationsveranstaltung für die Bürgerinnen und Bürger am 25. März veranstalten will. Eine Tierschutzbeauftragte wird dort erläutern, was die Verordnung für Katzenbesitzer bedeutet. „Aufklärung ist immer wichtig.“

Positive Erfahrungen in anderen Städten

Dass eine Katzenschutzverordnung sinnvoll ist, zeigt eine landesweite Umfrage der Landestierschutzbeauftragten Madeleine Martin. Sie hat 2024 93 Kommunen mit einer solchen Verordnung befragt – und die Ergebnisse sind eindeutig: Die meisten Städte berichten von guten Erfahrungen, der Verwaltungsaufwand sei gering und rechtliche Probleme habe es nicht gegeben.

Fazit: Ein großer Erfolg für den Tierschutz

Mit der Entscheidung hat das Stadtparlament ein wichtiges Zeichen für den Tierschutz gesetzt. Die Katzenschutzverordnung wird nicht nur das Leid vieler Tiere lindern, sondern auch ein klares Signal an die Katzenhalter senden, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.

Für die Aktivistinnen um Irene Schimmelpfennig ist es ein Moment des Triumphs. Sie haben jahrelang gekämpft, argumentiert und nicht locker gelassen – und am Ende gesiegt. „Wir haben es geschafft. Seit 2018 kämpfen wir dafür. Es ist ein großer Sieg für den Tierschutz.“ Und nicht nur das: Sie haben endlich Rechtssicherheit für ihre Arbeit. „Natürlich werden sich durch die Verordnung die Kolonien jetzt nicht von heute auf morgen auflösen, aber unser Handeln ist abgesichert und das bestärkt uns“, so die Aktivistin. Es ist der verdiente Lohn für ihren unermüdlichen Einsatz. Heute dürfen sie feiern – doch schon morgen geht ihr Kampf für den Schutz der Katzen weiter.



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