Ein Gläschen Sekt zum 275. Geburtstag des Landgrafen

Großes Interesse zeigen die Bad Homburger für „ihren“ Landgrafen Friedrich V. Ludwig von Hessen-Homburg. Zu seinem 275. Geburtstag liest Rainer Maria Erhardt aus den Schriften seiner königlichen Hoheit.Foto: jbr

Bad Homburg (jbr). Landgraf Friedrich V. Ludwig von Hessen-Homburg feiert seinen 275. Geburtstag, und Bad Homburg feiert mit: Mit einer Soirée zum Ehrentag des 1820 verstorbenen Regenten des ehemaligen Kleinstaats Hessen-Homburg erinnerte der Verein für Geschichte und Landeskunde an Friedrich V.. Doch wer war der Monarch, der mit eisernem Willen auf dem Wiener Kongress die Souveränität für den umstrittenen Staat mit seinen gerade mal 8000 Einwohnern errang?

Nach der Begrüßung durch Gregor Maier vom Verein für Geschichte und Landeskunde gab Barbara Dölemeyer im bis auf die Treppenstufen besetzten Entrée der Villa Wertheimber eine kurze Einführung zur Person Friedrich Ludwig Wilhelm Christian von Hessen-Homburg, der als Sohn von Friedrich IV. Carl, der jedoch bereits wenige Jahre nach Friedrich Ludwigs Geburt verstarb, und Ulrike Louise von Solms-Braunfels am 30. Januar 1748 in Homburg zur Welt kam.

Nach dem Tod seines Vaters übernahm Ulrike Louise die Vormundschaft für den kleinen hessischen Prinzen, bis dieser 1766 für volljährig erklärt und somit regierungsfähig wurde. Die nachfolgenden 54 Regentschaftsjahre waren geprägt von einem Kampf für die Unabhängigkeit von der älteren Linie Hessen-Darmstadt, die stets mit den Verwandten im Streit stand, bis Friedrich V. Ludwig diesen durch seine Heirat mit der Darmstädterin Caroline von Hessen-Darmstadt beilegen konnte und später die vollständige Souveränität erlangte. Jedoch zeigte sich in Briefen und Gedichten, die Rainer Maria Ehrhardt von der Volksbühne Bad Homburg für die Geburtstagsgäste pointiert und sehr unterhaltsam rezitierte, auch ein zurückhaltender Mann mit einem Hang zu den Künsten.

„Ich liebe die Geographie, die Geometrie, die Poesie, die Philosophie und die Musik – und das ohne jede Gegenliebe“, schrieb der junge Monarch im Alter von zehn Jahren. Auch in einem späteren Porträt, das Friedrich Ludwig mit 40 Jahren verfasste, erweckte er den Eindruck eines außergewöhnlich reflektierten Aristokraten, der sich selbst auch diverse Schwächen eingesteht und nicht zu knapp Selbstkritik übt. Mit gewissem Witz und Ironie (zumindest in heutiger Betrachtung) schrieb der Homburger, der einen Großteil seines Lebens in seiner Frankfurter Wohnung verbrachte, wohin er vor gesellschaftlichen Ereignissen geflohen war, auch über sein Interesse an der Jagd, am Billardspiel und am Reiten. Und noch etwas: „Zwei dominante Vorlieben darf ich nicht vergessen. Das ist vor allem das Lesen. Ich glaube, dass ich ohne Bücher und ohne Tabak nur schwer leben könnte.“

Für lautes Lachen sorgten aber auch seine Zeilen über Christian Cay Lorenz Hirschfeld, einen berühmten Gartentheoretiker des 18. Jahrhunderts, der auf seinen Reisen die mit Liebe fürs Detail angelegten Gärten Friedrich Ludwigs, die noch heute für das Stadtbild prägend sind, nicht besuchte und ihnen nach Meinung des Besitzers viel zu wenig Beachtung schenkte. „Hirschfeld ist mein Mann nicht mehr! Ich lese seinen fünften Teil nicht mehr! Ich schicke ihm keine Zeichnung, keine Beschreibung! Ich gebe seine vier langen Bücher weg!“, wütete der Landgraf über die Garten-Koryphäe Hirschfeld. Im gleichen Zug beschrieb er jedoch seine Gärten und Wälder so liebevoll, wie es sonst wohl kaum jemand täte. Eine Leidenschaft, die ihn mit seiner Frau Caroline verband.

Zu den Gedichten und Texten von und über Friedrich V. Ludwig bot Michael Günther am Fortepiano Musik aus der Zeit des Landgrafen dar, die dieser vielleicht auch selbst gespielt haben könnte. Es erklangen Werke von Carl Philipp Emanuel Bach und Zeitgenossen mit einem Augenmerk auf dem empfindsamen Stil. Im Anschluss wurde zum Sektempfang geladen und auf den Landgrafen, einem Menschen wie jeder andere – so beschrieb er sich mit seinen Sorgen, Schwächen und Stärken selbst –, angestoßen. Dazu passend gibt es in der Villa Wertheimber derzeit zwei Ausstellungen: „Patmos – dem Landgrafen von Homburg“ und „Porträts der Landgrafen und Landgräfinnen in den Sammlungen des Stadtarchivs Bad Homburg“.



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