Großes Kino beim Spatenstich

Kraftakt am Bahnhof: Kinopolis-Geschäftsführer Paul Krüger, Oberbürgermeister Alexander Hetjes, Procom-Projektleiter Bastian Hämmerle und Kurdirektor Holger Reuter (v. l.) greifen gemeinsam zum Werkzeug für den symbolischen Spatenstich. Foto: Streicher

Von Jürgen Streicher

Bad Homburg. Es ist vollbracht, der erste symbolische Spatenstich in Echtzeit auf der Baustelle hat bei Planern, Investoren und Ratsherren fast hörbar einen Knoten gelöst. Der geplante Einkaufs- und Entertainmen--Komplex mit Kino-Center soll ein Leuchtturmprojekt für die Kurstadt werden. Ein „Gesamtpaket“, das für die Stadt eine „große Aufwertung“ bedeute, so Oberbürgermeister Alexander Hetjes. Anfang 2023 sollen die Pforten geöffnet werden, hieß es gestern beim Arbeitseinsatz auf der Baustelle.

Der OB und der Kurdirektor waren in gelben Gummistiefeln angetreten, die Investoren im grauen Zwirn. Das Wunschkonzert war vielstimmig. Das Kino-Center stand seit Jahren immer im Vordergrund der stadtpolitischen Diskussionen. Aber eben auch diverse Einkaufsmöglichkeiten, ein zeitgemäßes Fitnessstudio, am besten eine Rooftop-Bar und ein großes Parkhaus standen auf dem Wunschzettel. Verteilt auf mehrere Geschosse und ungefähr 25 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, großzügig sollte es werden. Das Kino, betrieben von der Kinopolis-Gruppe aus Darmstadt, mit sieben Sälen für insgesamt fast 1000 Filmfans, das Fitnesszentrum auf 2500 Quadratmetern über drei Etagen, zwei Supermärkte auf über 1500 Quadratmetern. Schon zwei Jahre vor dem Start ist das Objekt fast voll vermietet, nur das Gastro-Thema ist noch nicht eingetütet, berichtet der Projektleiter aus Hamburg, der extra nach Bad Homburg gekommen ist.

Das Gelände für das Bauprojekt „Am Wasserturm“ ist vorbereitet, im März soll es hier richtig losgehen, kündigt Bastian Hämmerle an, Projektleiter und Prokurist des Hamburger Investors Procom Invest, der direkt nebenan auch das Büroquartier „EO“ mit zwei fünf- bis sechsgeschossigen Gebäuden entwickelt. Der „künftige Besuchermagnet“ an der Basler Straße, von dem alle träumen, wird nur dreigeschossig, der Turm des historischen Bahnhofsgebäudes wird nicht in den Schatten gestellt. Auch nicht vom Parkhaus im Hintergrund, das 435 Plätze bieten soll und von der Basler Straße aus angefahren werden kann. Einen Übergang vom Parkhaus zum Hauptgebäude wird es vom Untergeschoss geben, die Kur- und Kongress-GmbH, ein Tochterunternehmen der Stadt, wird es betreiben.

Das Erdgeschoss im Haus „Am Wasserturm“ ist für zwei Einkaufsmärkte vorgesehen, Mietverträge für ähnlich große Nutzflächen haben die Nahversorger Alnatura und Lidl unterzeichnet. Alnatura wird seine Bio-Produkte vom Apfel bis zur Zahnbürste auf etwa 725 Quadratmetern anbieten, der Discounter Lidl kann 800 Quadratmeter bespielen. Den „Bodyclub“ mit Wellnessbereich als „designorientiertes Studioerlebnis“, so die Eigenwerbung, betreibt die bundesweit engagierte „Fitseveneleven“-Kette.

Wie alt der Traum vom großen Kino in Bad Homburg schon ist, verdeutlichte gestern OB Hetjes bei einem kurzen Blick zurück in Jugendtage. Für ihn gehe nun „ein Jugendtraum in Erfüllung“, offenbarte der knapp über 40-Jährige, schon kurz nach seinem Eintritt in die Junge Union habe diese 1997 ein Projekt dieser Art „mit Kino und Fastfood“ gefordert. Das Kino habe daher stets „besondere Priorität“ genossen, das Gesamtpaket sei ein „starkes Signal für den Standort Bad Homburg“. Ohne Corona wäre es wohl schneller gegangen, hieß es gestern beim Spatenstich öfters, an die Zeit nach Corona glauben alle Investoren und potenziellen Betreiber fest. Kinopolis-Geschäftsführer Paul Krüger erwartet sogar einen noch größeren Andrang auf die Kino-Säle als vor den Einschränkungen durch die Pandemie. „Das Kino hat immer eine Berechtigung“, keine andere Art des Filmeguckens könne dieses „Gemeinschaftserlebnis“ bieten.

Eine große Bedeutung für die Stadt hat laut Hetjes auch das Parkhaus. Rund um den Bahnhof werde noch stark gebaut, zudem werde der Bahnhof eine noch stärkere Bedeutung bekommen, wenn die U2-Verlängerung vollzogen sei und einst die erhoffte Regionaltangente West (RTW) mit direkter Verbindung zum Flughafen Frankfurt funktioniere. Die 435 Parkplätze würden dann dringend benötigt.

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