Konzern investiert 20 Millionen in den Standort Bad Homburg

In diesem Gebäude ist künftig der neue Vewaltungssitz des Unternehmens. Foto/Repro: fch

Bad Homburg (fch). Der Name von Werner Reimers (1888-1965) hat in Bad Homburg Klang. Verbunden ist er mit der 1963 gegründeten, gemeinnützigen Werner-Reimers-Stiftung, deren Villa und Park und mit einem Traditions-Unternehmen. Der erfolgreiche Unternehmer gründete in der Kurstadt 1928 mit 16 Mitarbeitern das englisch-deutsche Unternehmen „Ketten- und Getriebe GmbH“. Zuvor hatte er das Patent der Erfindung von G. J. Abbott für ein stufenloses Ganzmetall-Lamellenketten-Getriebe mit dem Namen „Positive Infinitely Variable“, kurz P.I.V., gekauft. Bereits vier Jahre später gehörte die englisch-deutsche GmbH dem aus einer Altonaer Kaufmannsfamilie stammenden Unternehmer allein.

Fortan firmierte sie unter dem Namen „PIV Antrieb Werner Reimers KG“. Angemeldet hatte das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt bereits über 500 Patente, und die Zahl der Mitarbeiter stieg kontinuierlich an. Die Firma machte sich auch einen Namen durch die Förderung sozialer Leistungen für ihre Mitarbeiter. Die produzierten Getriebe wurden vornehmlich in der Textil-, Nahrungs-, Holz-, Papier-, Metall- und Chemieindustrie eingesetzt. Nach einem kurzzeitigen Berufsverbot des NSDAP-Mitglieds, der als Mitläufer eingestuft wurde, leitete er seine Firma wieder ab 1948. 1950 waren bei PIV erstmals über 500 Mitarbeiter beschäftigt, zehn Jahre später waren es 2000 Beschäftigte, die in der jetzt unter dem Firmennamen „PIV Antrieb Werner Reimers GmbH & Co. KG“ für 8000 Kunden im größten Unternehmen Bad Homburgs produzierten.

Die Erfolgsgeschichte begleiten hunderte eigener Patente und innovative Baureihen für die Schwerindustrie. Produziert und installiert wurden im Laufe der langen Firmengeschichte weltweit mehr als eine Million Rechen-, Stirnrad-, Kegelstirnrad-, Extruder- und Planetengetriebe. Bis heute ist das Werk in Bad Homburg ein international renommierter Hersteller von mechanischen Getrieben für eine Vielzahl von industriellen Anwendungen mit den Schwerpunkten Kunststoffe und Gummi. 2001 kauft der italienische Getriebehersteller Brevini Riduttori das Unternehmen in der Justus-Liebig-Straße. Das zu den europäischen Marktführern für Planetengetriebe gehörende Unternehmen wurde Anfang 2017 vom US-amerikanischen Automobilzulieferer Dana Incorporates übernommen und firmiert jetzt als „Dana Motion Systems Deutschland GmbH“. Geschäftsführerin ist mit Michele Zimmermann seit mehr als zwei Jahren eine promovierte Ingenieurin.

Auf 60 000 Quadratmetern Produktionsfläche, darunter eine Montagehalle für bis zu 50 Tonnen schwere Getriebe, fertigen die aktuell 320 Mitarbeiter des Weltmarktführers von Großgetrieben Stirnrad- und Kegelstirnradgetriebe und Ein- und Zweiwellen-Extrudergetriebe an. Die Bandbreite der Tätigkeiten reicht am Standort Bad Homburg von Forschung, Entwicklung und Design über Fertigung und Tests bis hin zur Montage.

Jetzt stehen weitere Veränderungen im Traditions-Unternehmen an. Dieses Mal betreffen sie das Grundstück. „Zum Jahreswechsel wird etwa die Hälfte des Geländes an die Löw Grundstücks- und Entwicklungsgesellschaft übergeben“, sagt Franziska Sommer. Die Personalleiterin berichtet, dass sich vom 65 000 Quadratmeter großen Firmengelände ab Januar 35 000 Quadratmeter mit Werksgebäude, von denen einige in den 1930er-Jahren errichtet wurden, im Besitz der Firma Löw befinden. Gründe für die Verkleinerung sind nicht mehr benötigte Flächen und Gebäude, lange Wege zwischen den einzelnen Abteilungen sowie höhere Sicherheitsbestimmungen.

Der neue Firmenstandort befindet sich im südwestlichen Teil des großen Geländes. Nach dort ziehen Anfang des kommenden Jahres Verwaltung und Fertigung um. Der Neubau der Härterei ist geplant. Die Adresse lautet dann „Werner-Reimers-Straße“, womit wieder an den Firmengründer erinnert wird. Die Verwaltung hat künftig ihren Sitz in einem der alten Gebäude. Der Mutterkonzern investiert rund 20 Millionen Euro in den Standort Bad Homburg. Die Zeichen stehen auf Wachstum, geschäftlich wie personell. Derzeit werden 14 junge Leute zu Industrie- und Zerspanungsmechanikern sowie drei zu Industriekaufleuten ausgebildet. Ab 2022 bildet Dana Motion Systems auch Mechatroniker aus. Zusätzlich sucht das Unternehmen in verschiedenen Bereichen neue Mitarbeiter. Komplexe Getriebe von Dana Motion Systems Deutschland finden sich weltweit. So haben die Türen des Panamakanals Getriebe aus Bad Homburg.

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