Mit Witz, Schlagfertigkeit und bemerkenswerter Stimme

Gitarre, Klavier und eine bemerkenswerte Stimme – das sind die Instrumente, mit denen Musik-Comedian Lars Redlich ein tolles Programm zusammengezaubert hat. Foto: pit

Bad Homburg (pit). Mal etwas ernst, mal sehr lustig, mal hervorragend singend, mal geschliffen parlierend und immer frisch, frech und mit bemerkenswerter Sangeskunst – so hat Lars Redlich (nicht nur) die Bad Homburger erobert. Und das im Sturm, denn mit seiner Vermutung „ich glaube, 90 Prozent von euch wussten überhaupt nicht, was sie erwartet“, dürfte er den Nagel auf den Kopf getroffen haben.

Umso besser hatte er sich auf seinen Auftritt vorbereitet. Zeit genug hatte er ja während seiner Anreise per Bahn von seiner Heimatstadt Berlin aus: „Die Stadt hat 53 840 Einwohner, und Oberbürgermeister ist Alexander Hetjes.“ Doch als er Annette aus dem Publikum fragte, woher sie denn käme, geriet er ins Stocken. „Hunoldstal hab ich noch nicht gehört“, zeigte er sich verblüfft und fragte gleich mal schelmisch grinsend nach: „Gibt es dort Strom?“, was wiederum das Publikum mit einem herzlichen Lachen kommentierte.

Überhaupt: Das Publikum hatte Lars Redlich von der ersten Minute an auf seiner Seite, nachdem er „Ladies und Gentlemen und hallo Mutti!“ in den Saal gerufen hatte. Sowohl Mitschnipsen als auch Mitsingen funktionierten auf Anhieb, die Pointen saßen. Vielleicht auch dank der Informationen, die ihm Kollegen gegeben hatten? „Wir tauschen uns immer mal aus, und herausgekommen ist, dass man in Kassel das Programm sehr einfach gestalten und in Bad Homburg intelligente Witze weglassen sollte“, frotzelte der Musik-Comedian, und die Zuschauerschar nahm’s mit Humor.

Eike, die Eintagsfliege

Spaß hatte sie auch mit den textlich komplett neu überarbeiteten Klassikern wie „Wenn Fett nach vorn fällt“, lustigen Liedern wie über „Schorsch, die einsame Socke“ als Kommentar zu „dem Trend, dass man sich trennt“ oder über „Eike, die Eintagsfliege“, die „heute einen schlechten Tag hat“. Kalauernd verriet Lars Redlich, dass man russische Veganer „Mooskauer“ nennt und bewies auf besonders beschwingte Weise, wie man mit den ständig wiederholten Worten „Putze Katze“ herrlich Beat Boxing (Schlagzeug mit dem Mund) betreiben kann. Wissenswertes gab es obendrein zu erfahren. Zum Beispiel, dass der Grönlandhai mit 400 Jahren die höchste Lebenserwartung unter den Wirbeltierarten habe oder beim Hip-Hop das wichtigste Wort das „Jo!“ sei, das man unbedingt mit einer coolen Handbewegung kombinieren müsse. „Hip-Hop 2.0 wäre dann: „Jo, was geht? – natürlich auch mit cooler Handbewegung“, ulkte Redlich und hatte die Lacher auf seiner Seite. Überhaupt sei Hip-Hop eigentlich schon eine ziemlich betagte Angelegenheit, da der Vorläufer das Rezitativ in der Oper gewesen sei: „Heute würde das dann in Kurzform allerdings ungefähr so lauten: Jo, Carmen, was geht!“

Kurschatten und Bushido

Sprach’s und schwenkte zum Thema „Reggae“ um. Da blieb es dem Publikum überlassen, ihm für Bad Homburg spezifische Begriffe zuzurufen, damit er im Verlauf der Pause einen entsprechenden Titel komponieren konnte. Und siehe da: Tatsächlich hatte er zum größten Vergnügen des Publikums in dem dann erklingenden Plagiats-Medley sowohl Champagnerluft und Weißer Riese, Bu-shido und Anstalt, Laternenkönigin und Kurschatten untergebracht.

Zu guter Letzt die persönliche Herausforderung, der er sich stellte, indem er die Zuschauer ermunterte, ihm zum abschließenden Potpourri Wunschtitel zuzurufen, um sie zu intonieren und mit selbst verfassten Texten zu garnieren. Zur Freude aller Beteiligten schaffte es Lars Redlich aufs Beste, „Bohemian Rhapsodie“ auf „Cordula Grün“, „Angie“ auf „Bridge Over Troubled Water“, „Halleluja“ auf „Alles nur geklaut“ folgen zu lassen. Und der begeisterte Applaus, den der gebürtige Berliner auf der Bühne des Kulturzentrums Englische Kirche erntete, ließ keinen Zweifel offen: 100 Prozent seines Bad Homburger Publikums werden seinen Auftritt in bester Erinnerung behalten.

Vermutlich wird auch der ein oder andere Gast seiner Aufforderung Folge leisten, sein Gastspiel in der Frankfurter Käs’ zu besuchen, denn da will er am 26. April in seinen Geburtstag rein feiern.



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