„Von Bestrebungen Abstand nehmen“

Bad Homburg (hw). Der Verein „Hugenotten- und Waldenserpfad“, Europäische Kulturroute des Europarats, unterstützt den Ankauf des historischen Waldenserhauses in der Kurstadt. „Wie unser Verein von unserem Mitglied Geschichtskreis Dornholzhausen erfahren hat, gibt es auf kommunalpolitischer Seite in Bad Homburg Bestrebungen, den Beschluss des Magistrats, das letzte historische Waldenserhaus im Stadtteil Dornholzhausen anzukaufen und einem kulturellen Zweck zuzuführen, wieder aufzuheben“, heißt es in einem Schreiben an die städtischen Gremien. „Wir bitten herzlich darum, von diesen Bestrebungen Abstand zu nehmen. Die Tatsache, dass es überhaupt noch ein originales historisches Gebäude aus der Gründerzeit der Waldenserkolonie, dessen Geschichte detailliert erforscht und belegt ist, ist bemerkenswert und von besonderem Wert. Neben dem typischen Ortsgrundriss, der die historische Planung der Kolonieanlage verdeutlicht und der Waldenserkirche stellt dieses Gebäude in Dornholzhausen ein Zeugnis der Geschichte der Ansiedlung der aus ihrer Heimat vertriebenen Waldenser und ihres Alltagslebens in der Fremde dar, das über 300 Jahre überdauern konnte.“

Solche Relikte seien, insbesondere in zentralen städtischen Räumen, fast gänzlich verschwunden. In der Regel seien sie nur mit öffentlicher Hilfe und zum Zwecke der kulturellen Lebendigkeit des lokalen Gemeinwesens zu erhalten, schreibt der Verein in einem Brief, der von Dr. Renate Buchenauer unterzeichnet ist. Gerade deswegen stellen sie einen Pfeiler für Identität und Traditionsbewusstsein dar. Bezugnehmend auf die besondere Geschichte der Waldenser seien sie aber außerdem ein „Merkpunkt für das epochenübergreifende Phänomen der Migration und seiner wirtschaftlichen und sozialen Folgen in Europa dar – bis in die Gegenwart hinein“.

Der Hugenotten- und Waldenserpfad wurde vom Europarat als Europäische Kulturroute anerkannt, weil er Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Europas widerspiegelt und in einen Bezug zueinander setzt. Der Europarat hat mit der Zertifizierung deutlich gemacht, dass die Geschichte der Hugenotten und Waldenser einen bedeutsamen Teil des Europäischen Kulturerbes darstellt.

„Gelingen kann dies aber nur dort, wo das historische Kulturerbe der Glaubensflüchtlinge lebendig präsentiert und erlebbar wird. Ein lebendiges Waldenserhaus mit Museum in Dornholzhausen wäre daher auch für unsere Kulturroute ein großer Gewinn. Mit Sicherheit wird der lokale Verein Geschichtskreis Dornholzhausen das Haus inhaltlich füllen und es qualitätsvoll präsentieren“, schreibt der Verein, der mit Rat und Tat zur Seite stehen, bei der Akquise von Fördermitteln helfen, verstärkt den Europa-Gedanken einbringen und eigene Veranstaltungen organisieren möchte.



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