„Sorgenfreier Badespaß“ im Nieselregen

„Orschel Helau!!“ – der Wilde Westen wird beim Karnevalverein Frohsinn mit Cowboys und Indianern lebendig. Foto: jr

Von Graham Tappenden

Oberursel. Mit einem lauten Knall begann pünktlich um 14.11 Uhr am Sonntag der diesjährige Taunus-Karnevalszug mit seinen 185 Zugnummern und 2600 Teilnehmern. Start war in der Altkönigstraße. Der närrische Lindwurm folgte der Polizei und dem Verkehrsüberwachungsclub in Richtung Marktplatz, angeführt vom Verein „Castellum Music & Show“ aus Mainz-Kastel.

Zuvor hatten viele Zuschauer trotz der schlechten Verbindung aus dem Norden Oberursels den Weg in die Innenstadt gefunden – dem Menschenauflauf auf der Hohemarkstraße nach zu urteilen, waren viele mangels U-Bahn zu Fuß gekommen. Zahlreiche Feierlustige hatten sich kostümiert, und so gab es eine bunte Mischung aus Clowns, Piraten, Dinosauriern, Cowboys und Einhörnern auf den Straßen.

Außer den Oberurseler Karnevalsvereinen nahmen auch befreundete Karnevalisten aus Bad Homburg, Bad Soden, Friedrichsdorf-Seulberg, Kelkheim, Wehrheim, Usingen, Fischbach und Steinbach am Karnevalszug in der Brunnenstadt teil.

Während die Garden für viele bunte Auftritte sorgten und anspruchsvolle Choreografien zeigten, nutzten einige Oberurseler Narren die Gelegenheit, auf aktuelle politische Ereignisse aufmerksam zu machen.

Die „Lustigen Stierstädter“ hatten auf ihrem Motivwagen ein Bett montiert. Der dazugehörige Spruch lautete „Frau Runges Sorgen fressen wir Stierstädter am Morgen!“Als Sorgenfresser verkleidet liefen sie hinter dem Wagen, der später mit dem Pokal des Bommersheimer Kinderprinzenpaars ausgezeichnet wurde, her.

Unter dem Motto „Wilder Westen in Orschel“ hatten die Frohsinn-Sänger den Spruch „30 – wohl zu schnell – unerwartet, ach du Graus, flog ein Fink zur Tür hinaus“ auf ihrem Motivwagen – eine Anspielung auf den gescheiterten Versuch von Christof Fink, erneut zum Ersten Stadtrat gewählt zu werden.

Die „Initiative bezahlbares Oberursel“ hatte ihr Ziel auf Plakate geschrieben: „Die IbO sitzt der Stadt im Nacken – drum heißt es kleine Brötchen backen!“ und warf symbolisch (Spiel-)Geldscheine durch ein offenes Fenster in die Zuschauermenge am Straßenrand.

Um Geld ging es auch bei den Maasgrunder Entenbrüdern, die mit der Zugnummer 140 weit hinten im Lindwurm unterwegs waren. Sie hatten unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“ einen gesprengten Tresor mit der weinenden Heiligen Ursula auf dem Stadtwappen dabei.

Einige Bauern, die mit ihren Traktoren die Motivwagen durch die Stadt zogen, hatten Statements an ihren Fahrzeugen angebracht. Vielleicht am deutlichsten war der Hinweis: „Ohne Bauern keine Faschingsumzüge.“ Doch nicht alle Politiker wollten an diesem Tag die Sprüche den Karnevalsvereinen überlassen. Landrat Ulrich Krebs und Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr fuhren auf einem Wagen mit Fotos des Taunus-Informationszentrums und des Feldbergs mit dem Spruch „Die Gondel echt schick, den Feldberg im Blick“ mit und warfen Kamelle in die Menge. Für viel Farbe im Zug sorgten zum Beispiel die als Farbeimer verkleideten Schleiereulen aus Seulberg, die Tiger aus Steinbach, die Einhörner aus Bad Soden, die Crazy Flamingos aus Usingen, die Bommersheimer Feuervögel, die Krümelmonster aus Bad Homburg und der Kleine Rat des Frohsinns, der mit Zauberwürfel-Kostümen unterwegs war. Für Aktion sorgten die Mitglieder von Ursellis Historica, die Schaukämpfe veranstalteten und einige atemberaubende Tricks zeigten.

Als zwischenzeitlich ein leichter Nieselregen einsetzte, wurden bei vielen Gruppen plötzlich durchsichtige Ponchos und bunte Regenschirme ausgepackt. Der Zug schlängelte sich trotz des ungemütlichen Wetters weiter durch die Stadt, und die gute Laune blieb auch.

Das Prinzenpaar Patrick I. und Yvonn I. winkte von seinem Wagen in der Altkönig­straße allen Teilnehmern des Karnevalszugs zu, bevor sie sich selbst als Schlusslicht auf den Weg machten. Auf dem Marktplatz wurden die Teilnehmer an der Ehrentribüne von Bürgermeisterin Antje Runge begrüßt. Verletzungsbedingt hatte sie kurzfristig auf eine Fahrt auf dem Magistratswagen verzichtet.

Der Zug schlängelte sich vom Marktplatz weiter die Eppsteiner Straße entlang, bog rechts am Homm-Kreisel zum Epinay-Platz, ab und zog weiter über Henchenstraße, Liebfrauenstraße, Adenauerallee und Aumühlenstraße zum Rathaus, wo er sich schließlich auflöste. Für einige Karnevalisten endete hier der Tag, denn die After-Zug-Party in der Stadthalle fand aus finanziellen Gründen nicht statt. Andere Narren feierten in den Gaststätten der Innenstadt bis spät in die Nacht.

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