Andauerndes Leiden am „Engelsberg“

Streitpunkt im Ort und unter den Parteien ist die Fläche hinter dem Parkplatz Richtung Schwesternhaus. Der Anfang ist schon geschottert, womöglich als potenzielle Erweiterungsfläche. Auf dem bereits bestehenden Parkplatz sind zahlreiche Plätze frei. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Bad Homburg. „Engelsberg“ nennen sie in Kirdorf das vom Parkplatz ansteigende Gelände hinauf zum alten Schwesternhaus. Er sieht nicht wirklich gut aus, der kleine grüne Hügel, gärtnerisch eher vernachlässigt vor dem vor ein paar Jahren so schmuck sanierten Schwesternhaus. Es mag daran liegen, dass seitdem immer wieder über die Erweiterung der Parkplatzfläche am Fuß des „Engelsbergs“ diskutiert wird. Mal öffentlich, mal hinter verschlossenen Türen, bei der Stadt, beim Landesamt für Denkmalpflege, in Kirchenkreisen, in der Stadtpolitik.

Woran man nun wirklich ist, keiner weiß es so genau oder will es so genau nicht sagen. Vor allem die direkten Anwohner ärgert das, in einem ellenlangen „Offenen Brief“ an den Oberbürgermeister mit Verteilstationen an alle Fraktionschefs im Stadtparlament, den Kirdorfer Ortsvorsteher, Kirchenvorstand und Pfarrer tun sie ihren Unmut kund, fordern endlich Wahrheit und Klarheit in der kritischen Parkplatzfrage, auf die sich alles konzentriert. Der Garten sieht nicht gut aus, vor allem ganz unten. Vom Parkplatz getrennt durch einen maroden Zaun, der diesen Namen eigentlich nicht verdient. Dahinter folgt eine geschotterte Fläche, abgezwacktes Gartengelände für temporäre Nutzung bei Aufstellen eines größeren Festzeltes als in den Jahren zuvor. Dass es jetzt bei der leidigen Parkplatz-Diskussion um noch mehr Festzelt gehen könnte, gehört auch zu den Mutmaßungen der Kritiker, die unter der Überschrift „Erhalt des Gartens am Schwesternhaus“ im offenen Brief für ihre Sache werben.

Wohin führt der Weg?

Die mögliche Umwandlung eines Teils des Gartens am historischen Schwesternhaus sehen sie als „Stadtplanungsschnapsidee“ in Zeiten, in denen die CDU für begrünte Bushaltestellendächer werbe. Gebäude und Garten seien als Ensemble untrennbar verbunden, es liege im Bereich der Kirdorfer Gestaltungssatzung. Deren Ziellegung sei klar: „Der durch historische Vorbilder überkommene Baucharakter und das hiermit geprägte Straßenbild muss gewahrt werden.“ So formulieren es Anwohner Uwe Fitz und seine Mitstreiter, Interpretationen und Auslegung lässt das reichlich zu.

Wo der Weg hingehen soll, blieb auch bei der jüngsten Fragestellung im Stadtparlament unklar. Eine zusätzliche Parkreihe oder gar zwei? Wie soll die Zu- und Abfahrt erfolgen? Wieviel Platz wird gebraucht? Wie hoch müsse eine Stützmauer im abfallenden Gelände werden? Sachfragen wurden in der Fragestunde nicht erörtert, Einsicht in die Planung haben die Anwohner nach eigenen Angaben bisher nicht erhalten. Im Parlament antwortete OB Alexander Hetjes (CDU) nur auf die Frage des BLB-Abgeordneten Manfred Heckelmann, die sich auf eine Mitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege bezog. Kein neuer Sachstand nach dem bisherigen ablehnenden Bescheid vom Dezember haben die Anwohner daraus gelesen, es fehle noch die Vorlage einer überarbeiteten Planung.

Die Federführung im Projekt habe die untere Bauaufsichtsbehörde bei der Stadt, sagte darauf der Oberbürgermeister, einen „offiziell ablehnenden Bescheid“ seitens der Denkmalpflege habe es nie gegeben. Im Gegenteil: Vorgespräche mit der Behörde hätten einen „einvernehmlichen Weg“ vorgezeichnet. Die Freiflächenplanung müsse noch überarbeitet werden, es gehe um Materialien für Pflasterung und Sockel, ein neues Bauantragsverfahren sei in Vorbereitung. „Kein Bauauftrag bevor das alles abgearbeitet ist“, sagt Hetjes, eine Vorlage an die städtischen Gremien soll noch vor dem Sommer vorliegen. Dann könne eine endgültige Entscheidung reifen. Eine offizielle Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalpflege werde erst nach dem Bauantrag vorliegen.

Der aktuelle Parkplatz bietet in zwei Reihen jeweils zehn Abstellplätze für Autos mit Anfahrt in der Mitte. Fitz und seine Mitstreiter haben eine Breite von 16 Metern gemessen. Bei zwei weiteren Reihen müsste die Gartenfläche gleich breit abgegraben werden, eine „wahrscheinlich mannshohe Stützmauer wäre erforderlich“, mutmaßen die Unterzeichner des „Offenen Briefes“. Eine üble Vision: Der „Engelsberg“ verschwindet hinter Betonmauer und mehreren Reihen Autos, die Ansicht des so schön sanierten Schwesternhauses werde „nicht nur von der Brunnenseite zerstört“.



X