Gedanken zum Sonntag Lätare

Bad Soden (hhf) – „Freut euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie liebhabt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.“ Dieser Verse aus dem Buch des Propheten Jesaja (66,10) hat dem vergangenen Sonntag seinen Namen gegeben: Lätare – freuet euch! Wir sind jetzt mitten in der Woche, die nach der Ordnung des Kirchenjahres mit dem Sonntag Lätare begonnen hat.

Lätare ist der vierte Sonntag der Passionszeit, auf Deutsch „Leidenszeit“, einer Zeit, in der üblicherweise eher auf die schwierigen Seiten des Lebens geblickt wir – und das in diesem Jahr ganz besonders: Coronazeit ist Passionszeit, ist Leidenszeit.

Gerade deshalb aber lässt das aufhorchen: Lätare – freut euch. Geschrieben wurde dies wahrscheinlich um 519 vor Christi Geburt, zur Zeit der Rückkehr Israels aus der Babylonischen Gefangenschaft, einer Zeit also, in der die drückenden Erfahrungen der Verbannung noch frisch waren, in der aber die Hoffnung auf eine bessere Zukunft keimte. Lätare: Freude mitten im Leide. Ein Lied aus unserem Gesangbuch, das am Sonntag Lätare gerne gesungen wird, beginnt so: In dir ist Freude in allem Leide (EG 398). Dass also das Leid, bei allem Drückendem, nicht die letzte Macht hat, das spiegelt sich in diesem Jesajavers, in diesem Lied, im Namen des Sonntags.

Wir sind in einer Zeit der Unsicherheit, der Angst, des Leidens. Und das soll auch nicht wegdiskutiert werden, wir müssen das aushalten. Aber damit eben dies gelingt, kann es gut sein, Worte wie die des Jesaja zu hören: „Freut euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie liebhabt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.“
Pfarrer Dr. Achim Reis



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