Ein historisches Gebäude soll neues Herz der Stadtverwaltung werden

Bad Soden (wto) – Für Bürgermeister Frank Blasch ist es „das zentrale Projekt für Bad Soden in diesem Jahrzehnt“: Die Rede ist vom Medico-Palais und dem inzwischen weit gediehenen Plan, das Palais zum neuen Verwaltungszentrum der Stadt am Taunus zu machen. Das Palais, ein historisches Gebäude aus dem Jahr 1912, soll saniert, umgebaut und erweitert werden. Die Vorentwurfsplanung dazu ist jetzt abgeschlossen und wurde dem Haupt- und Finanzausschuss sowie dem Planungs- und Bauausschuss des Stadtparlaments präsentiert. Auf der nächsten Stadtverordnetenversammlung soll die Planung dann vom Parlament abgesegnet werden.

Kurze Wege für die Bürger

Die Umnutzung des denkmalgeschützten Palais, das seit 2019 leer steht, wäre nicht nur städtebaulich bedeutsam, sondern könnte auch die Verwaltung modernisieren und bürgerfreundlicher machen. Wenn das Palais das neue Verwaltungszentrum der Stadt wird, kann es nicht nur das schmucklose Rathaus in der Königsteiner Straße ersetzen, sondern Ziel sind kurze Wege in einem neuen „Verwaltungscampus Alter Kurpark“. Das Palais wird dann das neue Herz dieses Campus, ergänzt vom Paulinenschlösschen und dem Kulturzentrum Badehaus. Die drei Liegenschaften, im oder am Alten Kurpark gelegen, sollen die Aufteilung der Verwaltung auf mehrere, teils weit entfernte Standorte in der Stadt überwinden.

Zweifellos bringt der Status quo Nachteile für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt mit sich – und für die Bürgerinnen und Bürger: „Derzeit müssen Heiratswillige ins Standesamt im Rathaus und Bürger, die einen neuen Pass beantragen oder ein Gewerbe anmelden wollen, werden ins Paulinenschlösschen geschickt. Für Angelegenheit rund ums Bauen geht es hoch nach Neuenhain ins Bürgerhaus und das Ordnungsamt ist in der Königsteiner Straße 77 untergebracht. Unübersichtlich und unpraktisch, und darüber hinaus sind die aufs gesamte Stadtgebiet verteilten Liegenschaften in die Jahre gekommen und teils stark sanierungsbedürftig“, so Blasch.

Beratung statt Inhalation

„Die alte Struktur des Palais soll beim Umbau aufgegriffen werden“, erläutert Nina Elzenheimer, die Projektbeauftragte für den Palais-Umbau bei der Stadt. Denn im Palais waren in einer großen Halle um einen Brunnen Inhalationskabinen gruppiert. Die zentrale, denkmalpflegerisch bedeutsame Halle soll, wenn das Palais zum neuen Verwaltungszentrum wird, als Begegnungsraum geöffnet werden, im Erdgeschoss sollen in Anlehnung an die historische Nutzung Beratungskabinen entstehen. In den beiden oberen Stockwerken wird mit offenen Räumen zur Umsetzung einer zeitgemäßen Arbeitsplatzorganisation in Form des „Desk Sharing“ geplant.

„Tolles Raumerlebnis“

Bei den Planungen wurde ein reduzierter Flächenbedarf für die Verwaltung zu Grunde gelegt. Denn inzwischen gehört das Homeoffice zum Arbeitsalltag, und in der Bad Sodener Stadtverwaltung können bis zu 40 Prozent der Arbeitszeit im Homeoffice geleistet werden – und davon wird rege Gebrauch gemacht. Auch dies führt dazu, dass die Zahl der Arbeitsplätze in den Liegenschaften geringer ausfallen kann als die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im neuen Medico-Palais wird es insgesamt etwas mehr als 80 Pool- und fixe Arbeitsplätze geben. Ergänzt werden diese Räume durch kleinere Besprechungsräume, Telefonzellen und Teeküchen in jedem Geschoss.

„Im Ergebnis“, erläutert Blasch, „ist es möglich, auch die Neuenhainer Verwaltungsteile in den Verwaltungscampus Alter Kurpark zu integrieren, allerdings nicht ohne einen zusätzlichen, kleinen Anbau an das Medico-Palais.“ Der Anbau soll auf der hinteren, dem Eingang abgewandten Seite des Gebäudes entstehen Bei Integration der Neuenhainer Verwaltungsteile in den neuen Verwaltungscampus könnten in den dann freigewordenen Obergeschossen des Bürgerhauses in Neuenhain zum Beispiel Wohnungen, Arztpraxen, Büros oder Vereinsräume entstehen. Im Erdgeschoss bleibt der Bürgersaal in jedem Fall erhalten.

Viele Punkte sind in der Vorentwurfsplanung bereits konkretisiert – etwa der, dass der Haupteingang barrierefrei sein wird –, aber noch nicht alle. So müsse noch geprüft werden, erläutert Elzenheimer, ob das im Besitz der Süwag befindliche Blockheizkraftwerk im Keller durch eine Wärmepumpe in Verbindung mit der Sole des Alten Sprudel möglich wäre. Konkret geplant ist dagegen schon, dass es für die Gebäudehülle ein Dämmen der Wände und des Daches sowie einen Einsatz von inneren Kastenfenstern geben soll.

Der Vorentwurf ist von dem Darmstädter Architektenbüro Eßmann, Gärtner und Nieper erarbeitet worden, das auf die Sanierung und den Neubau anspruchsvoller öffentlicher Gebäude spezialisiert ist. Architekt Thomas Eßmann unterstrich bei der Ausschusssitzung, dass der Umbau sowohl funktionale Erfordernisse erfüllen wird als auch in der Lage sein wird, ein „tolles Raumerlebnis“ zu vermitteln. Das gelte besonders für den lichtdurchfluteten Saal im ersten Obergeschoss.

Viel Zustimmung trotz hoher Kosten

Für den Umbau des Palais müssen Baukosten in Höhe von 18,6 Millionen Euro eingeplant werden, plus einer Reserve für Unvorhergesehenes in Höhe von 5,6 Millionen Euro. Den Löwenanteil der Kosten wird der Umbau des denkmalgeschützten Bestandsgebäudes verschlingen, einen geringeren Teil der Anbau an das Gebäude. Die Mittel müssen in den kommenden Haushaltsjahren bereitgestellt werden, wobei auf Kredite zurückgegriffen werden muss.

Die Zustimmung der Parlamentarier vorausgesetzt, wird die Stadt zwei teure Projekte zu tragen haben: neben dem Neubau der Feuerwache auch die Sanierung und den Umbau des Medico-Palais. Auf der Ausschusssitzung gab es jedoch keine Kritik an den Plänen, sondern viel Zustimmung wurde geäußert. Auch die Bürgerschaft steht dem Vorhaben mehrheitlich positiv gegenüber. Nicht zuletzt ist Frank Blasch unlängst mit einer großen Mehrheit als Bürgermeister wiedergewählt worden – und er hatte im Wahlkampf deutlich gemacht, dass der Umbau und die Nutzung des Palais als neues Verwaltungszentrum sein wichtigstes politisches Projekt sein werde.

Der Baubeginn ist für das Jahr 2025 geplant. Die Fertigstellung ist für 2027 angepeilt. Das wäre, findet Blasch, ein gutes Datum. Denn im Jahr 2027 gilt es auch ein Jubiläum zu feiern: Die Zusammenlegung von Bad Soden, Neuenhain und Altenhain jährt sich zum 50. Mal. Die Inbetriebnahme des Palais als Verwaltungszentrum soll 2028 erfolgen.



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