Kronberg/Bad Soden (mg) – Am 7. Februar im Jahr 2023 fand zum ersten Mal der „Reverse the Red (RtR) Day“ weltweit statt. Naturschutzorganisationen und viele andere Institutionen, die sich mit dem Thema Biodiversität beschäftigen, wozu auch die Artenvielfalt zählt beziehungsweise deren Gefährdung, riefen diesen Tag ins Leben. Mehrere tausend Tierarten stehen auf der Roten Liste der Naturschutzorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources/Internationale Union zur Bewahrung der Natur). Viele Tierarten und Lebensräume sind vom Aussterben bedroht. Die Kampagne „Reverse the Red (RtR)“ setzt sich zum Ziel, das Artensterben und die Zerstörung der natürlichen Umgebung, der Biosysteme grundsätzlich zu stoppen und umzukehren (engl. reverse). Da „Erhalt der Biodiversität“ ein eher spröder, wenn auch treffender Begriff ist, wurde daraus weltweit „Reverse the Red“. Zusammen und gemeinsam mit anderen Zoos, Naturschutzorganisationen, Vereinen, Ministerien, Botanischen Gärten und Museen arbeitet der Opel-Zoo – vielmehr seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – an dieser globalen Initiative mit. „Kein Zoo kann die Welt alleine retten.“ formulierte es dann auch Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels Es werden auf der gesamten Ellipse des Planeten Erde Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt, die das Überleben von Arten und Ökosystemen sichern sollen. Drei Schwerpunkte werden bei allen Akteuren stets bedacht: Es gilt zunächst, den Status einer Art zu erheben, im Anschluss einen strategischen Plan zum Schutz zu gestalten. Dieser soll und wird dann umgesetzt. Am 7. Februar, an dem sich der „Reverse the Red Day“ folglich jährte, fand die Jahrespressekonferenz des Opel-Zoos statt. „Wir berichten heute turnusgemäß über betriebswirtschaftliche Ergebnisse, aber insbesondere über die Tiere im Opel-Zoo, und ein großer Teil unserer Arbeit gilt auch dem Artenschutz“, eröffnete nur folgerichtig dann auch Gregor von Opel, Vorstandsvorsitzender der den Opel-Zoo tragenden „von Opel Hessische Zoostiftung“ den Dialog mit den Vertretern der Presse. Ebenso wie Dr. Thomas Kauffels und alle anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zoos, beispielsweise aus den Bereichen Zoopädaogik, Tierpflege und Öffentlichkeitsarbeit, trug er ein rotes Polohemd. Das symbolisierte einmal mehr, wohin „die Reise“ in diesem Jahr – unter anderem – gehen soll.
Außenwirkung für Artenschutz
Wie geschildert, ist ein Ursprung des „Reverse the Red Day“ die rote Liste für gefährdete Arten und Naturräume. Für den Opel-Zoo ist es im Prinzip nichts Neues, nur das Bündeln der Kräfte und Kompetenzen weltweit ist seit vergangenem Jahr ein Novum. Bereits seit Jahren ist der Opel-Zoo aktiv beim Artenschutz und demzufolge Arterhalt von Tieren. Rund 50 Tierarten, die auf der roten Liste der IUCN stehen, werden vor Ort beherbergt und gepflegt. Mit dem Großteil dieser 50 Tierarten nimmt der Opel-Zoo an Programmen teil, die der Erhaltung durch Zucht dienen. Zehn Arten stehen zu Wiederansiedlungsprojekten zur Verfügung. Die bislang grünen T-Shirts der Zoomitarbeiter werden in diesem Jahr häufiger in das symbolische Rot wechseln, um den Besucherinnen und Besuchern des Zoos die Problematik und Dringlichkeit des Themas „Biodiversität“ und deren Gefährdung zu vermitteln. „RtR“ heißt die Prämisse und Devise. Erstmals wird am kommenden 15. Mai der „World Species Congress“ als weltweite Veranstaltung virtuell stattfinden. Rund um den Globus soll es mit vielseitigsten Aktivitäten der Akteure vor Ort um Lösungen für die Artenkrise, erfolgreiche Beispiele, aber auch um die Menschen gehen, die konkrete Artenschutzarbeit leisten.
Kariba und Tamo
Ein mehr als guter und selbstverständlich auch erfreulicher Moment der Pressekonferenz gelang Dr. Thomas Kauffels, als er die „Katze aus dem Sack“ ließ, vielmehr die Elefantenkuh. Eigentlich den Elefantennachwuchs. „Kariba“ ist im besten Alter von gerade noch 17 Jahren trächtig, im März hat sie Geburtstag. Lange hatte Kauffels vermutlich innegehalten, um den für einen Zoo sehr großen Erfolg zu berichten. „Mit der Ankunft der beiden Afrikanischen Elefanten „Cristina“ und „Neco“ im Juni 2023 wurden die jahrelangen Bemühungen belohnt, mit Blick auf eine Wiederaufnahme der Elefantenzucht die Kronberger Herde zu ergänzen. Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels berichtet von den spannenden folgenden Monaten, in denen die Tiere behutsam aneinander gewöhnt und zusammengeführt wurden. Im Oktober war es dann so weit und die fünf Elefanten „Tamo“, „Lilak“, „Kariba“, „Cristina“ und „Neco“ waren erstmals alle gemeinsam auf der Außenanlage zu sehen. Die Chemie scheint auch zu stimmen, denn „Tamo“ zeigt Interesse an den Kühen „Kariba“ und „Cristina“ “, hieß und heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des Zoos. Dass die Chemie auch auf der Handlungsebene stimmte, ließ im Moment der Verkündung bei allen Protagonisten des Opel-Zoos an diesem Vormittag ein Lächeln entstehen, vermutlich nicht zum ersten Mal und sehr wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal. Daran erkannte und erkennt man, wie bedeutend diese Schwangerschaft „Karibas“ für den Zoo ist, für die sich „Tamo“ wohl entschied. Und „Kariba“ für ihn. Fortpflanzung bedeutet Zukunft und gleichzeitig auch, dass die Elefanten „Kariba“ und „Tamo“ Lust hatten, sich zu reproduzieren. Es scheint ihnen folglich recht gut zu ergehen im Vordertaunus. Es erfordert nun allerdings noch einiges an Geduld, denn eine Elefantenkuh ist 22 Monate – fast zwei Jahre – trächtig. Erst für den Sommer oder Spätsommer des Jahres 2025 wird die Ankunft des neuen Herdenmitglieds in Kronberg erwartet.
Mehr Tierisches
Auch bei den Giraffen fanden im Jahr 2023 Veränderungen statt, an deren Ende eine neu zusammengestellte Zuchtgruppe stand. Dies ging auch mit einer Umstellung der Giraffenhaltung von Rothschild- auf die in ihrem Bestand noch stärker gefährdeten Netzgiraffen einher, die schon im November 2021 mit der Aufnahme dreier Netzgiraffenkühe aus dem Zoo Karlsruhe begann. Im März 2023 nahmen dementsprechend die Rothschildgiraffen „Katharina“ und „Maud“ Abschied aus dem Taunus, wenige Tage später traf der neue Bewohner und Netzgiraffenbulle „Timon“ in Kronberg ein. Von den Karlsruher Kühen kehrten nach Abschluss der dortigen Bauarbeiten zwei wieder zurück, dafür komplettierte Mitte Oktober 2023 die Kuh „Kimia“ die nun dreiköpfige Zuchtgruppe. Bereits einen Tag später waren alle beim gemeinsamen Fressen am Baobab (Affenbrotbaum) auf der Außenanlage zu sehen, denn anders als Elefanten haben Giraffen keine feste Herdenstruktur. Die Zusammenführung neuer Tiere verläuft daher in der Regel völlig unkompliziert. Im Aquarienbereich tat sich ebenfalls Einiges. Hier wurde im Frühjahr 2023 das Seewasserbecken erneuert, in dem seitdem ein neues buntes Korallenriff heranwächst und zahlreiche Arten aus diesem vom Klimawandel besonders betroffenen Ökosystem zeigt. Im Dezember 2023 wurde das Nachbarbecken zu einem Regenwald-Terrarium umgestaltet, in dem es nun auch farbenfroh, gleichzeitig abernicht weniger „gefährdet“ zugeht. Der knallgelbe „Goldene Blattsteiger“ oder „Schreckliche Pfeilgiftfrosch“ und der „El Oro Blattsteiger“, zwei bedrohte südamerikanische Froscharten, werden an dieser Stelle nun heimisch und sollen sich ebenfalls vermehren.
Wirtschaftliches
Das Interesse der Besucher des Zoos am Freigehege ist zwar weiterhin groß – im vergangenen Jahr kamen 557.045 Besucher. Gegenüber dem Rekordjahr 2022 ist das ein Rückgang um 7,8 Prozent, gleichzeitig aber immer noch ein gutes Gesamtergebnis. Der Rückgang könne vor allem auf das schlechte Wetter im März 2023 und in den Herbstferien Ende Oktober des vergangenen Jahres zurückgeführt werden. Dabei lagen die Besuche mit Tageskarten 11 Prozent unter dem Vorjahresergebnis, während bei Besuchen mit Jahreskarten wie bereits im Vorjahr erneut ein Zuwachs zu verzeichnen war, und zwar um 3,6 Prozent. Noch eines: Der Opel-Zoo ist der landesweit einzige Zoo, der keine Subventionen beansprucht und bekommt. Er finanziert sich komplett selbst, eben auch durch die Eintrittsgelder. Diese kommen gleichzeitig auch solch immens wichtigen und unverzichtbaren Engagements zugute wie dem Erhalt der Artenvielfalt und der natürlichen Lebensräume, die als Ganzes dem Erhalt des biologischen und natürlichen Kreislaufs dienen, wie man ihn kennt und den auch der Primat Mensch zum Leben benötigt.