Weltgebetstag: Durch das Band des Friedens

Der schön geschmückte Altar in NeuenhainFotos: Schaller

Bad Soden (es) – „Informiert beten“ – diesem Anspruch versucht das ökumenische Weltgebetstagkomitee seit den fünfziger Jahren gerecht zu werden – ein starker Anspruch, der in einer konfliktreichen Welt zur Herausforderung werden kann.

Jedes Jahr am ersten Freitag im März findet der weltweit größte basisbewegte Tag des Gebetes in allen Kirchen der Welt statt. Um 0.01 Uhr ist der Beginn der Gottesdienste auf den Fidschi-Inseln und nimmt von da seinen Verlauf in die Dörfer und Städte der ganzen Welt. Auch in Bad Soden versammelten sich Gläubige in den angebotenen Gottesdiensten – vorbereitet von Ehrenamtlichen in den ökumenischen Gemeinden der drei Stadtteile.

Fokus Palästina –Eine Herausforderung

Bereits vor neun Jahren wurden die christlichen Frauen Palästinas für das Jahr 2024 dazu ausgewählt, ihre Gebetsanliegen für sich und ihr Land zu formulieren. Niemand konnte damals ahnen, dass sich die politischen Verhältnisse durch die Ereignisse am 7. Oktober 2023 derart zuspitzen würden. Der Anschlag der Hamas auf jüdische Zivilisten und seine Folgen führten weltweit zu einem politischen Beben und zogen tiefe gesellschaftliche Gräben – nicht nur im Nahen Osten.

Die liturgische Gebetsordnung der palästinensischen Frauen war zu dem Zeitpunkt längst fertig geschrieben und durch viele Gremien für gut befunden worden. Doch in Deutschland ausschließlich für die Anliegen der Palästinenser zu beten – eine Unmöglichkeit angesichts der besonders verpflichtenden Haltung zu Israel – bedeutete eine besondere Herausforderung für die Verantwortlichen der christlichen Kirchen. Die Ereignisse des 7. Oktobers warfen plötzlich Fragen auf. Durfte Deutschland „einseitig“ für das Los der Palästinenser beten, angesichts des Terrors durch die Hamas in Israel?

Die Antwort war – nein. Die Vorlage der Gebetsordnung wurde daher neu überarbeitet. Auch im Angesicht der tatsächlichen Nöte der Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten musste der terroristische Angriff auf jüdische Zivilpersonen mit bedacht werden. Dass dies gelang, war ein großer Verdienst aller Beteiligten.

Olivenzweig

Das Sinnbild der diesjährigen Gebetsanliegens zeigte einen Olivenzweig, seit jeher ein Zeichen der Widerstandskraft, Hoffnung, Verwurzelung, Heimat und des tiefen Glaubens.

„Durch das Band des Friedens“ war das diesjährige Motto, gezeichnet durch die Bitte nach Ermutigung in Zeiten des Krieges und des Terrors. Mit einem tiefen Wunsch nach Versöhnung und einem Ende der Gewalt konnten sich Gläubige auf der ganzen Welt auch in diesem Jahr versammeln, sich solidarisieren und für ein Ende der Not beten. „Informiert beten“ setzt auch voraus, dass das gewählte Land seine Not deutlich macht. So berichteten drei palästinensische Frauen von einem Leben mit großen Einschränkungen in einem vom israelischen Militär besetzten Gebiet.

Sie berichteten von einer Fülle an Vorschriften, einer trennenden Mauer und dem Abriss ihrer Häuser zugunsten des Baus neuer jüdischer Siedlungen.

Für die Gäste waren die Schilderungen oft nur schwer zu ertragen. All das fühlte sich beim Lesen für einige Teilnehmer augenscheinlich unerträglich an. Die palästinensischen Frauen berichteten jedoch auch von versöhnlichen Begegnungen, von Hoffnungszeichen in belastenden Situationen und von gemeinsamen Projekten mit Israelis für eine bessere Welt und ein friedlicheres Zusammenleben.

Auch die ausgewählten Lieder brachten die Bitte, die Menschen zu befähigen, das Band des Friedens und der Versöhnung zu stärken, zum Ausdruck. Mit den Spenden, die am Weltgebetstag gesammelt wurden, werden allein von den deutschen Spenden ca. 150 Projekte zur Stabilisierung von Mädchen und Frauen in Beruf, Ehe und Gesellschaft weltweit unterstützt und gefördert. Man darf gespannt sein, worüber die Frauen der Cook-Inseln anlässlich des Weltgebetstages 2025 berichten werden. (Sc)

Abbildung der Mottokarte

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