Zwei Verse aus dem Psalm 69

Zwei Verse aus Psalm 69, dem Wochenpsalm für die Karwoche: „Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen.“

So beginnt dieser Psalm, der in der Lutherbibel überschrieben ist: In Schmach, Schande und Scham. So betet der, der am Ende ist. Am Ende ist auch der Wanderprediger Jesus aus Nazareth, auf den in Jerusalem das Kreuz wartet. Die Karwoche führt zur Betrachtung des Leidens und Sterbens dessen, den wir Christen als den Sohn Gottes bekennen. In Jesus Christus ist Gott selbst im Leid. Gott leidet. Sich diesen Glaubenssatz vor Augen zu halten, kann in diesen Tagen helfen. Kann wahrscheinlich mehr helfen, als die unergründliche Frage, warum Gott Leiden zulässt. Wenn wir so fragen, kommen wir nicht weiter, werden wir auf unsere eigene Hilflosigkeit zurückgeworfen. Wenn wir aber sehen, dass Gott selbst Leid erfahren hat, dass Gott als mitleidender Gott nicht ungerührt von seinem Himmels-Thron auf das Leiden der Menschen schaut, dann können wir uns in unserem Leiden an ihn wenden und Trost bei ihm finden – und womöglich Hoffnung über das Leiden hinaus. So wie der Beter des 69. Psalms. Denn der erkennt schließlich: „Ich aber bin elend und voller Schmerzen. Gott, deine Hilfe schütze mich! Denn Gott wird Zion helfen / und die Städte Judas bauen, dass man dort wohne und sie besitze. Und die Kinder seiner Knechte werden sie erben, und die seinen Namen lieben, werden darin bleiben.“ Das ist dann schon fast wie Ostern, wie das Fest, dass wir als Antwort auf die Karwoche feiern werden. Das Fest, das uns dessen gewiss macht: Leid, Elend und Tod haben nicht das letzte Wort.

Das letzte Wort hat das Leben. Und so wünsche ich Ihnen eine weiterhin gesegnete Karwoche, mehr aber noch – bei allem, was es dieses Jahr auch auszuhalten gilt – ein fröhliches Osterfest!
Pfarrer Dr. Achim Reis



X