BNS pflanzt 500 Kastanien im Neuenhainer Wald

Dieses Foto entspricht nicht den üblichen Regeln der Motivwahl, doch Gruppenbilder gibt es in Zeiten des Coronavirus nicht mehr und so lässt sich die Verteilung der Bäumchen-Pflanzer im Neuenhainer Wald voneinander gut belegen, die sich im letzten Moment vor den relativ kurzfristigen Auswirkungen der Infektionswelle noch der Bekämpfung des langfristigen Klimaproblems gestellt hatten. Foto: Scholl

Bad Soden (Sc) – „Wenn Naturschutz richtig Spaß macht, dann kann man die Menschen auch dafür begeistern!“ Diese ebenso einprägsamen, wie auch wahren Worte äußerte Dr. Claudia von Eisenhart Rothe an einem wunderbar sonnigen Samstag, an dem sie gemeinsam mit den Kindern der Umwelt-AG und den Mitgliedern des Eltern-Umwelt-AK der Bischof-Neumann-Schule (BNS) durch den Neuenhainer Wald stiefelte, um eine bemerkenswerte Baumpflanzaktion in Angriff zu nehmen.

Während sich die Vogelwelt mit großem Gezwitscher am frühen Morgen ein Stelldichein gab, trafen sich auf dem Parkplatz gegenüber der Hubertushöhe Schüler, Eltern und Lehrer der BNS in Königstein, um gemeinsam mit Mitgliedern der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Hessen“ 500 Bäume für den Klimaschutz zu pflanzen.

Die Initiative zu dieser umfangreichen Aktion ging dabei von den Schüler*innen selbst aus. Angesichts der Bilder von riesigen Buschbränden in Australien und dem bundesweiten Baumsterben aufgrund von Klimaveränderungen und Käferbefall beschlossen die Mitglieder der Umwelt-AG unter Leitung von Dr. Claudia von Eisenhart Rothe, selbst tätig zu werden und aktiv etwas für den Klimaschutz zu tun.

Parallel dazu gründete sich bereits im Januar 2020 der Eltern-Umwelt-Arbeitskreis der BNS. Es entstand eine lange Liste mit Projektvorschlägen, die möglichst zeitnah und unter Einbeziehung aller interessierten Gruppen an der BNS realisiert werden sollen. Es war eine glückliche Fügung, so von Eisenhart Rothe, dass die Gruppen von der Aktion „WIR WOLLEN WALD“ der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) und der Waldjugend erfuhren. Sie nahmen kurzerhand Kontakt zu der bekannten Naturschutzorganisation auf und waren „Feuer und Flamme“ für eine Zusammenarbeit.

Unter diesen Vorzeichen entstand die Idee, im Neuenhainer Wald, der unter der Verantwortung des Königsteiner Forstamtes steht, in Zusammenarbeit nicht weniger als 500 Bäume zu pflanzen, um so in der direkten Nachbarschaft dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen – denn Bäume binden und speichern große Mengen CO2. So traf man sich – forstmäßig ausgestattet mit festen Schuhen, derber Jacke und allerlei Grabungswerkzeug – um an diesem schönen sonnigen Morgen aktiv zur Tat schreiten zu können. So perfekt das Vorhaben auch geplant war, Corona drohte dem Treiben ein vorzeitiges Ende zu setzen. Zum Aktionszeitpunkt waren Versammlungen mit mehr als einhundert Personen bereits untersagt und es stellte sich die Frage, ob die Aktion überhaupt würde stattfinden können. Glücklicherweise finden Baumpflanzungen unter freiem Himmel statt und mit Dr. von Eisenhart Rothe hatten die angehenden Baumpflanzer eine „Spezialistin“ in Sachen Viren (von Eisenhart Rothe promovierte in diesem Themenbereich) in ihren Reihen. „Die Fläche ist mehr als 1 ha groß, wobei die Setzlinge mit großem Abstand gepflanzt werden können“, beschrieb Eisenhart Rothe vorab die örtlichen Gegebenheiten. „Außerdem ist das Wetter perfekt und im Wald, an der frischen Luft, kann man den Viren noch am besten die Stirn bieten und das Immunsystem stärken“ ergänzte sie, wobei natürlich auf den freiwilligen Charakter der Veranstaltung verwiesen wurde. Erfreulicherweise blieben nach dieser Ansage alle Teilnehmer „bei der Stange“ und schritten äußerst motiviert zur Tat.

Das auserkorene Pflanzareal befand sich südwestlich vom Bereich der Kuhweidschneise und grenzte direkt an die Fuchshohl/Am Pflanzengarten. An dieser Stelle waren viele Bäume durch Käferfraß geschädigt und mussten ausgelichtet werden, wobei sich eine kahle Stelle am Waldrand bildete. Genau hier hatte das Forstamt Königstein, das eigentlich ebenfalls tatkräftig vor Ort mit anpacken wollte, durch die bekannten Einschränkungen aber leider keine Genehmigung mehr dazu bekam, umfangreiche Vorarbeit geleistet. Das gesamte Pflanzgelände war deutlich gekennzeichnet und die Mitarbeiter des Forstamtes hatte sogar die Pflanzstellen mit roten Punkten auf dem Waldboden gekennzeichnet. So wurde sichergestellt, dass die Pflanzung in immer gleichen Abständen erfolgen konnte und später kein „Baum-Wirr-Warr“ herrscht. Zur Pflanzung stellte die SDW 500 Setzlinge der Art „Castanea sativa“ oder zu Deutsch: „Edelkastanie“ zur Verfügung. Diese Baumart eigne sich besonders gut zur Aufforstung in hessischen Wäldern, so Christoph von Eisenhart Rothe, Landesgeschäftsführer der „Schutzgemeinschaft deutscher Wald“. Die Edelkastanie gehört zu den Buchengewächsen und ist die einzige ihrer Art, die in Europa beheimatet ist. Dabei zählen die hessischen Wälder als das nördlichste Verbreitungsgebiet dieser Baumart in Deutschland. Die Edelkastanie benötigt ein ganzjährig mildes Klima und gut bis sehr gut belüfteten Boden, wobei ihr Nährstoffbedarf eher gering ist. Sie wächst zu einem stattlichen Baum mit bis zu 35m Höhe heran, dessen Stammumfang bis zu 2m messen kann. Forstwirtschaftlich wird der Edelkastanie wieder mehr Bedeutung zuteil, da sie wärmeresistent ist und gut mit Trockenheit umgehen kann.

Nachdem Jens Henninger, stellvertretender Schulleiter der BNS die zahlreichen Helfer begrüßt hatte und allen Anwesenden bei dieser Gelegenheit seinen Dank für ihr außerordentliches Engagement ausgedrückt hatte, konnten die „Baumpflanzer“ endlich zur Tat schreiten. Die erste Überraschung erwartete die Aktiven beim Anblick der Baumsetzlinge – denn wer einen „Baum“ erwartet hatte, der blickte ziemlich verdutzt auf die kleinen Pflänzchen - Die Setzlinge waren eher unscheinbar, „nur“ ca. 40cm hoch und sahen eher aus wie Stecken mit ein paar Wurzeln dran. Nach Pflanzanweisung galt es nun, an einem gekennzeichneten Platz ein ca. 25cm tiefes Loch zu graben, um das Bäumchen fachgerecht und mit möglichst geraden Wurzeln einzusetzen. Dabei war noch zu bedenken, dass Gestrüpp entfernt und Humus vorher abgetragen werden musste, denn der eigentliche Waldboden begann erst gut 10cm unterhalb des sichtbaren Bodenbelages. Auch das Graben ging zum Teil nicht wirklich leicht von der Hand. Der Boden war von den Regenfällen durchnässt, schwer und mit Steinen gespickt, die es zu entfernen galt – Von vorhandenen Baumwurzeln ganz zu schweigen. Nach erfolgter Pflanzung bekam dann jeder Setzling noch einen Fraßschutz übergestülpt, der wiederum an einem Stecken befestigt werden musste. Trotz der Widrigkeiten legten sich sowohl die Jugendlichen als auch die Eltern ordentlich ins Zeug und bereits nach gut einer Stunde Waldarbeit waren deutliche Erfolge sichtbar. In dem abgegrenzten Waldstück standen bald viele neue Setzlinge ordentlich in Reih’ und Glied, umwuselt von eifrigen Helfern, die immer neuen Setzlingen zu einem Waldplätzchen verhalfen.

Die Stimmung hätte ganz sicher nicht besser sein können. Alle Helfer waren hochmotiviert und legten sich mächtig ins Zeug, um die 500 Baumsetzlinge in die Erde zu bringen. Es wurde viel gelacht, erzählt und natürlich auch gelernt. Die Äußerung: “Das ist aber schwerer als gedacht“ war quasi allgegenwärtig, hielt die Helfer jedoch nicht von der Arbeit ab. Milena und Paul hatten das ganz besondere Glück, einen großen Rosenkäfer zu finden. Dieser wunderschöne, grünlich-golden glänzende Käfer ist ca. 10cm groß und in unseren Wäldern heimisch. Ein großes Ereignis für die Kinder, die sich sofort auf den Weg machten, um dem Käfer einen schönen neuen, ungestörten Platz im Neuenhainer Wald zu suchen. Hier zeigte sich auch, mit wieviel Liebe sich die Kinder um den Wald und seine Bewohner kümmerten. „Es ist eine tolle Erfahrung für die Kinder, dass sie eigenhändig Wald pflanzen können, der durch den Klimawandel kaputt gegangen ist,“ bemerkte Dr. Claudia von Eisenhart Rothe. „Die Kinder lesen und hören sehr viel über die Auswirkungen des Klimawandels und haben oft Angst, da sie die Meldungen nicht einordnen können. Eine solche Aktion gibt ihnen das Gefühl, aktiv etwas gegen den Klimawandel unternehmen zu können und nimmt ihnen ihre Hilflosigkeit.“ Dass jeder neu gepflanzte Baum nun ca. 80 Jahre in diesem Wald stehen und dabei kontinuierlich CO2 speichern wird, darauf wies Christoph von Eisenhart Rothe hin. Dass die Bischof-Neumann-Schule gute Ideen hat, mit deren Hilfe die Schöpfung bewahrt werden kann, haben die Aktiven an diesem Morgen bewiesen. Sicher werden noch mehr gute Ideen ihre Umsetzung finden, wenn die Verantwortlichen – wie bisher – die Anregungen der Kinder und Jugendlichen aufnehmen und ein offenes Ohr für deren Naturschutzanliegen haben.

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